Was ist: “Rektusdiastase”
Ein herzliches “Hallo” und willkommen, falls du heute zum 1. Mal dabei bist!
In den letzten Wochen habe ich schon über einige spannende Themen geschrieben. Wenn du (nochmal) einen Blick darauf werfen möchtest, findest du die Inhalte unter diesem Link:
Bevor es im nächsten Newsletter / Beitrag um “Rektusdiastase - Training” geht, möchte ich im heutigen Beitrag auf ein paar grundlegende Fragen eingehen: Was ist eine Rektusdiastase?! Wie kann man sie bekommen? Gibt es Risikofaktoren? Was hat sie mit dem Beckenboden zu tun?
Was ist eine Rektusdiastase?
Eine Rektusdiastase beschreibt das Auseinanderweichen der beiden Muskelstränge der geraden Bauchmuskeln. Dabei ist die fasziale Struktur (die sogenannte Linea Alba) zwischen den geraden Bauchmuskeln, die übrigens mit allen Bauchmuskeln in direkter Verbindung steht, intakt. Sie ist überdehnt und ausgedünnt, jedoch ohne Risse oder “Lücken”. In diesem Fall würde man von einer Hernie sprechen, die auch in Kombination mit einer Rektusdiastase vorkommen kann. Folgendes Bild zeigt den typischen “Spalt”, der zwischen Brustbein und Schambein in unterschiedlichen Höhen auf der Linea Alba unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Ein Einsinken der Strukturen ins Körperinnere hinein oder aber auch eine Wölbung der Strukturen nach außen (insbesondere bei Erhöhung des Bauchinnendrucks) ist häufig zu beobachten. Viele betroffene Frauen berichten auch von einem Gefühl der Instabilität / Weichheit in der Körpermitte, die insbesondere bei Druck von außen (durch eine Babytrage oder ein darauf springendes Kleinkind) mit Schmerzen verbunden sein kann.
Da es international keine einheitliche Messmethode gibt und an unterschiedlichen Positionen entlang der Linea Alba gemessen wird, ist die genaue Definition, ab wann es sich um die “Diagnose Rektusdiastase” handelt, jedoch schwierig und untersteht einem ständigen Wandel.
Bildnachweis - iStock: Tetiana Mandziuk
Wie bekommt man eine Rektusdiastase?
Eine Rektusdiastase kann grundsätzlich bei Säuglingen, Kindern, Männern und Frauen vorkommen. Verschiedene Rahmenbedingungen können dazu beitragen: z.B. angeborene, individuelle Vorerkrankungen (wie bei meinem Sohn), Operationen, Übergewicht, Unfälle. In meinem beruflichen Kontext, der in meinen Beiträgen natürlich im Fokus steht, sehe ich Bauchwandschwächen / Rektusdiastasen (ich als Trainerin darf übrigens die Diagnose Rektusdiastase gar nicht stellen!) bei Frauen nach einer Geburt (auch wenn es genauso bei Frauen vorkommt, die nie schwanger waren!). Übrigens: Nahezu jede schwangere Frau entwickelt während der Schwangerschaft eine Rektusdiastase. Die muskulären und auch faszialen Strukturen der (gesamten!) Bauchwand dehnen sich bzw. weichen auseinander und ermöglichen so den vergrößerten Bauchumfang. Das ist also erstmal völlig physiologisch und normal! Und: Bei 2/3 aller Frauen “regeneriert” sich die Bauchwand im ersten Jahr nach der Entbindung von ganz alleine.
Und was hat das jetzt mit dem Beckenboden zu tun?
Die Bauchwand, der Beckenboden, die tiefliegenden Rückenmuskeln sowie das Zwerchfell sind funktionell miteinander verbunden und bilden gemeinsam die sogenannte „Rumpfkapsel“. Diese wird auch als „Inner Unit“ oder "Kraftzentrum Mitte" bezeichnet. In harmonischer Koordination sind sie für die Tiefenstabilität zuständig. Aus diesem Grund wirft beispielsweise die spezialisierte Therapeutin Nadine Gäbelein-Schneck (Si apre in una nuova finestra) bei der Untersuchung des Beckenbodens auch immer einen Blick auf die Bauchwand - und umgekehrt. Der geschulte Blick auf das Gesamtsystem ist sinnvoll und notwendig.
In Expertenkreisen wird diskutiert und geforscht, inwiefern Organsenkungen, Inkontinenzen, aber auch Schmerzen im unteren Rücken oder Beckenschmerzen mit einer Rektusdiastase in Verbindung stehen oder sogar als ursächlich angesehen werden können. Good-to-know: Kennst du den “Post-hoc-ergo-propter-hoc-Trugschluss”? Er besagt, dass häufig zwei zeitlich aufeinander folgende Ereignisse (z.B. « Organsenkung (B) tritt nach Rektusdiastase (A) auf») voreilig bzw. fälschlicherweise als ursächlich interpretiert werden («Rektusdiastase (A) ist die Ursache und die Organsenkung (B) deren Wirkung»). In Wirklichkeit beweist jedoch A vor B allein keine Kausalität! Wir sollten hier also sehr vorsichtig sein mit Rückschlüssen zu einer ursächlichen Verbindung!
Hast du die Diagnose Rektusdiastase erhalten? Wie ging es dir damit? Welche Handlungsempfehlungen für den Alltag wurden dir mitgegeben? Hast du therapeutische Maßnahmen ergriffen? Wenn ja, welche und haben sie dir geholfen? Im Hinblick auf den nächsten Newsletter rund um “Rektusdiastase - Training” würde ich mich total über deine Erfahrungen dazu freuen!
Schreib mir gerne!
Was sagt aber nun die aktuelle Wissenschaft zu Häufigkeit, Schweregrade & Messwerte, Risikofaktoren oder Zusammenhänge mit Beckenbodendysfunktionen…
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