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Bin ich wertlos?

Wie ich mir meinen Selbstwert zurückhole

Olaf sitzt mit nackten Füßen auf einem Stein im Flussbett und hält die Füße ins Wasser. Um ihn herum grüner Farn.

Ich mag mich. Also in der Theorie. In der Praxis fängt mein Herz an zu rasen, wenn ich ein Kompliment bekomme oder mich jemand für meine Arbeit lobt. Denn tief in mir drin sitzt ein Stollentroll, der nicht möchte, dass sich meine Gedanken in eine wertschätzende Richtung entfalten.

Wo kommt mein Wert her?

Ich habe von klein auf gelernt, dass mein Wert als Person davon abhängt, wie leistungsfähig ich bin.

Keine kleine Sache, denn ich hatte schon als Kind Allergien und bin als Jugendlicher chronisch krank geworden. Heute bin ich der Erwachsene, der feiert, dass sich die Bundesjugendspiele in eine kooperativere Richtung weiterentwickeln.

Ich habe mich als Kind im Sportunterricht so verausgabt, dass ich nach den Runden auf dem Sportplatz den Geschmack von Blut im Mund hatte – nur, um immer noch nicht auf der Tabelle mit den Noten aufzutauchen, weil ich schlicht zu langsam war. Umso schöner war es, in intellektuellen Bereichen Anerkennung zu finden, sichere Rückzugsräume wie die Bibliothek zu entdecken und – irgendwann – gleichgesinnte Freund*innen.

Bin ich eine Fata Morgana?

Aber wenn sich mein Selbstwert aus einer intellektuellen Fähigkeit speist, dann bedeutet dass, das ich diesem Klischee immer entsprechen muss. Lesen, komplizierte Wörter benutzen; andere verunsichern mit Wissen, das ich für ganz selbstverständlich halte. Und tief, tief in mir drin immer wieder diese kratzende Unsicherheit, ob ich denn überhaupt ein Recht habe, hier zu sein – an der Uni, in diesem Freundeskreis, in dieser Beziehung. Ob das Bild, dass ich und andere von mir aufgebaut haben, nicht am Ende einfach eine Fata Morgana ist, die in sich zusammenfällt, wenn nur mal jemand hinter den Schleier schaut. Dass ich wertlos bin, wenn ich nicht die ganze Zeit denke, arbeite und etwas schaffe, das »Wert« hat. Wenn ich mich weigere, in die produktive Box zu passen, die ich über die Jahre mit der Hilfe anderer um mich herum gezimmert habe. Diese unsichtbaren Kräfte sind stark und gleichzeitig so subtil, dass ich ihre Ursache lange nicht bestimmen konnte.

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Argomento Olaf

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