Häusliche Gewalt beenden – Eine Herausforderung für schlagende Männer
Du interessierst Dich für Dich selbst und Deine Beziehungen. Deshalb liest Du diesen Artikel bei »Aufklärung tut Not«. Ihre »Häusliche Gewalt« zu beenden, kann Tätern allein nicht gelingen.
Hallo, und willkommen, bei Aufklärung tut Not, zu meinem ersten Artikel meiner Artikelserie,
»Häusliche Gewalt« zu beenden, ist schwierig. Denn dafür müssen schlagende Männer ihre Verantwortung übernehmen. Diese übernehmen sie allerdings in den meisten Fällen nicht, weil sie nicht merken, dass sie die Grenzen ihrer Opfer überschreiten.
Grund hierfür ist meistens, dass Täter zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind. Kurz vor ihrem Gewaltverhalten entpersonalisieren sie ihre Opfer deshalb und schlagen dann zu.
Artikelserie »Häusliche Gewalt« beenden
Dieser Artikel ist der Erste in meiner Artikelserie, in der ich darüber schreibe, was zum Beenden von »Häuslicher Gewalt« notwendig bzw. von Bedeutung ist. Diese Serie ersetzt allerdings keine Täterarbeit, die von qualifizierten Gewaltberatern durchgeführt werden kann.
Ich möchte diese Serie als Impuls zum Nachdenken für Täter verstanden wissen. Selbstverständlich bietet sie auch Lesern, die nicht zuschlagen, wichtige Erkenntnisse. Im Idealfall trägt diese Artikelserie dazu bei, dass sich Täter Beratung organisieren.
In diesem ersten Teil geht es darum, inwieweit der Umgang mit Gefühlen, die eigene Verantwortungsabgabe und das eigene Männerbild miteinander verzahnt sind.
Gewaltkreislauf – Verantwortungsabgabe – Verantwortungsübernahme
Teil des Gewaltkreislaufs (nach Joachim Lempert (Si apre in una nuova finestra)) ist, dass Täter ihre Verantwortung an die Opfer abgeben. Und die Opfer übernehmen die Verantwortung der Täter, weil sie Angst haben.
Damit ist die gesamte Tragik des einzelnen Täters und seines Opfers umschrieben.
Ohne Verantwortung folgt Ohnmacht und Hilflosigkeit
Denn nach der Abgabe der eigenen Verantwortung erleben Täter (erneut) Ohnmacht und Hilflosigkeit. Diese Gefühle wollen Täter mit ihrem Gewaltverhalten beseitigen und setzen sich nach ihrem Gewaltverhalten selbst durch ihr Handeln immer wieder diesen Gefühlen aus. In diesem (Gewalt)kreislauf sind Täter also nicht in der Lage, für die Beendigung ihres Gewaltverhaltens Handlungen in Gang zu setzen.
Häusliche Gewalt beenden – Das eigene Männerbild
Richtige Männer indes schlagen ihre Frauen nicht. Männer, die Frauen schlagen, sind keine Männer. Einen Mann zu schlagen, ist oftmals in Ordnung, doch die eigene Ehefrau oder Partnerin? Das geht gar nicht!
Natürlich ist es absolut verwerflich, die eigene Partnerin oder Kinder zu schlagen. Auch andere Männer zu schlagen, ist falsch. Doch damit, andere Männer zu schlagen, verbinden Täter nur selten, keine richtigen Männer zu sein.
Täter halten aber genau an dem Bild von sich selbst fest. Aufgrund dieses Bildes werten sie sich selbst ab.
Dieses Verhalten ist in höchstem Maße selbstzerstörerisch. Denn kein Mann, wirklich kein Mann, kann dem Bild, welches Täter für sich als Ideal aufgebaut haben, genügen.
Alles im Griff, alles unter Kontrolle?
Männer und besonders schlagende Männer glauben, alles im Griff und unter Kontrolle haben zu müssen.
Doch das ist unmöglich. Auch wir Männer sind mehrmals in der Woche überfordert, ratlos, hilflos oder verunsichert.
Verunsichert sind wir Männer besonders im Kontakt mit unseren Ehefrauen und Partnerinnen.
Wenn es nicht erlaubt ist, unangenehme Gefühle zu erleben, wird es schwierig! Die eigene »Häusliche Gewalt« zu beenden, kann Dir als Täter nur gelingen, wenn Du Deinen Umgang mit Deinen Gefühlen überdenkt bzw. hinterfragst.
Häusliche Gewalt beenden – Gewaltkreislauf unterbrechen
Um »Häusliche Gewalt« zu beenden, ist es notwendig, dass männliche Täter aus dem Gewaltkreislauf (Si apre in una nuova finestra) aussteigen. Nichts leichter als das würde ich gerne sagen. Doch ein Ausbruch aus dem Gewaltkreislauf verlangt, dass Täter sich verändern.
Die Schwierigkeit ist, dass Männer für den Ausstieg aus dem Gewaltkreislauf das beenden müssen, weswegen sie ihre Partnerinnen und/oder Kinder schlagen; nämlich eigene unangenehme Gefühle zu beseitigen.
Sämtliche Handlungen nach einer Gewalttat dienen nämlich lediglich einem Zweck. Täter wollen die sich nach einer Tat einstellenden Gefühle beseitigen. Die größte Chance, aus dem Kreislauf auszubrechen, haben Täter nach ihrer allerersten Tat. Denn dann haben sie ihr Handeln innerhalb des Gewaltkreislaufs noch nicht so perfektioniert wie nach z.B. 2 Jahren des regelmäßigen Zuschlagens.
Erkennen des Unterstützungsbedarfs
Doch auch dann ist die Herausforderung, die »Häusliche Gewalt« zu beenden, enorm. Denn auch nach der ersten Tat muss ein Ersttäter in der Lage sein, zu erkennen, dass er Unterstützung benötigt. Dazu bedarf es wiederum der Fähigkeit, die eigene Hilflosigkeit und/oder Ratlosigkeit anzuerkennen.
Starres Bild vom Mannsein
Wie bereits gesagt, hindert das eigene Bild vom »Mannsein« Täter im hohen Maße daran, ihre »Häusliche Gewalt« zu beenden. Je starrer und enger das selbst erstellte Bild von sich selbst ist, desto gefährlicher ist es, für einen Täter vermeintlich, entgegen dieses Bildes zu handeln.
Doch woher kommt das Männerbild, dem (nicht nur) Täter entsprechen wollen?
Genau! Täter (und andere Männer) erstellen dieses Bild selbst. Dies machen sie, weil sie in ihrer Kindheit einem Mangel an männlichen Vorbildern ausgesetzt waren. Zum starren Bild gehört oft auch, die »Häusliche Gewalt« beenden zu müssen. Selbstverständlich schlagen viele Täter, nicht alle, auch zu, weil sie einen schlagenden Vater erleiden mussten.
Unangenehme Gefühle und Männerbild
Im extremsten Fall konnten sie in ihren ersten Lebensjahren überhaupt keine Männer erleben und damit auch nicht, wie sich Männer verhalten, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen und ob sie Gefühle überhaupt haben.
Mannsein als Gegenteil von Weiblichkeit
Das Ergebnis ist dann oft ein Selbstbild von sich als Mann, das alles Weibliche ausschließt. Oft tragen auch Eltern, wenn Väter vorhanden sind, besonders Väter ihren Teil dazu bei.
Jeder kennt Formulierungen wie »Ein Indianer kennt keinen Schmerz« oder »Sei kein Weichei!«.
Es ist schwer vorstellbar, dass das eigene Bild vom Mannsein die Lebensgestaltung dahingehend beeinflußt, dass Männer ihre Partnerinnen schlagen und ihre Häusliche Gewalt nicht beenden können. Und genau das ist der Fall.
Wenn Männer, und insbesondere männliche Täter, bestimmte Verhaltensweisen oder Gefühle mit Weiblichkeit verbinden, sind diese für sie selbst tabu.
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Häusliche Gewalt beenden, heißt Entscheidungen hinterfragen
Das eigene Verhalten ist nicht angeboren. Für Täter bedeutet dies erfreulicherweise, dass auch sie ihr Verhalten ändern können.
Ein wichtiger Schritt dafür, die »Häusliche Gewalt« zu beenden, und es ist nur einer von mehreren notwendigen Schritten, ist, eigene Entscheidungen zu hinterfragen.
Dabei sind folgende Fragen relevant (Auszug):
Wann habe ich welche Entscheidung getroffen?
Was darf ich deshalb als Mann und was nicht?
Was muss ich vermeintlich tun, damit ich ein ‘richtiger’ Mann bin?
Welche Gefühle darf ich haben?
Habe ich mir verboten, bestimmte Gefühle zu haben?
Welche Gefühle darf ich zeigen?
Vermeide ich, gewisse Gefühle zu zeigen?
Darf ich mich aggressiv verhalten?
Was wird von mir als Mann erwartet (aufgrund meiner eigenen Annahmen)?
Bin ich für meine Mitmenschen erkennbar? Wenn nicht, warum?
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