Das Problem mit psychologischen Beratungen auf Instagram.
Ich könnte groß ausholen, dass ich Rechtspsychologin bin, keine Psychotherapeutin, dass es sich verschiedene Berufe mit unterschiedlichen Qualifikationen handelt.
Das ist aber nicht der springende Punkt:
Erstens, ich könnte niemandem online gerecht werden. Mir ist klar, dass es vielen leichterfallen wird, sich jemandem aus dem Internet zu öffnen als bürokratische Hürden zu nehmen, um dann einem ernst dreinschauenden Menschen mit einem Klemmbrett auf dem Schoß gegenüberzusitzen, aber es geht nicht um "einfacher", sondern um Wirksamkeit.
Es existiert die problematische Erwartungshaltung, dass das Benennen von Symptomen ausreiche, um Diagnosen zu stellen und ein paar gute Ratschläge zur Heilung. Wenn dem so wäre, würde #Psychologie (Si apre in una nuova finestra) die Bezeichnung "Wissenschaft" nicht verdienen. Wir sprechen hier von einem intensiven Prozess, der Jahre in Anspruch nehmen kann, der klarer Rollen und Vertrauens bedarf. Dafür fehlt hier der Rahmen. Natürlich sind Austausch und soziale Unterstützung unfassbar viel wert, aber nur, weil man meine Bücher und Beiträge kennt, ist man noch lange nicht mit mir befreundet - und auch Freunde sind die falsche Anlaufstelle dafür!
Zweitens, unterliegen viele dem Irrtum, was man am Handy mache, sei keine Arbeit. Wenn man mich um eine ausgiebige Online-Beratung bittet, fragt man mehrere Stunden unbezahlter Arbeit an (auch wenn es um Bücher schreiben/Veröffentlichungen geht). Käme man auf die Idee, einen Bäcker nach kostenlosen Brötchen zu fragen oder einen Elektriker zu bitten, nach Feierabend rumzukommen, um kostenlos einen Herd anzuschließen? Aber sobald es um #Beratung (Si apre in una nuova finestra) (ich spreche nicht von kleinen Fragen) geht, ist die Hemmschwelle, unbezahlte Arbeit einzufordern, sehr gering. Dabei landet der härteste Tobak im Postfach, auf den ich in meiner Freizeit nicht gefasst bin und mit dem ich mich nach Feierabend nicht auseinandersetzen möchte, weil ich schon vom Brotjob platt bin.
Machmal gebe ich trotzdem Kurzberatungen, indem ich an geeignete Stellen verweise, weil ich die Not hinter solchen Anfragen sehe oder mich mit den Leuten gut verstehe, aber mehr ist nicht drin.