Ernstings Family: Gendermarketing und Engagment für Kinderrechte. Warum das ein Widerspruch ist.
Seit vielen Jahren “prüft” das Unternehmen Ernstings Family, ob es nicht irgendwie technisch möglich wäre, beim Online-Angebot auf die Trennung in Jungen und Mädchen zu verzichten. Die Herausforderung muss immens sein, denn seit Jahren ist “aus technischen Gründen eine Kategorisierung der Artikel notwendig”, erfahren alle, die kritisieren, dass Ernstings seiner Kundschaft bei jedem Einkauf ungefragt Stereotype aufzwingt. Das sei aber gar nicht einschränkend gemeint.
Die Strategie also: um unseren Umsatz zu erhöhen investieren wir seit Jahren in Geschlechtertrennung, um dann bei Kritik erstaunt zu reagieren, warum das nicht einfach ignoriert werde.
Oder anders gesagt: “Selbst Schuld, wenn Ihr unsere Labels ernst nehmt.”
Hosen mit Jungen-Label sind deshalb im Baggy-Style mit maximalem Knieschoner-Geknubbel, weil alle Jungs ja immer wild sind und Kleidung in Null Komma Nix zerstören - so sind sie eben, weiß man ja, haha. Hosen mit Mädchen-Label sind dafür ultra eng, wer schön sein will muss leiden und sich reinquetschen in die Röhren, die immer irgendwie durch Blümchen, Schmetterlinge oder Rüschen als Gefahr für Jungs gekennzeichnet sind. Das muss anscheinend so, ist vermutlich auch technisch nicht anders zu lösen.
Alle Jahre wieder…
Seit unserem ersten öffentlichen Aufruf 2016 zur ersten Verleihung des ‘Goldenen Zaunpfahl - Award für absurdes Gendermarketing’ taucht Ernstings Family in einer beunruhigenden Regelmäßigkeit in den Nominierungslisten für den 'Preis' (Si apre in una nuova finestra) auf, kein Jahr vergeht ohne eine Vielzahl an Ernstings-Einreichungen. Meistens sind es Kleider, mal Spielsachen, mal Accessoires, immer geht es um die getrennte Ansprache von Mädchen und Jungen, Vätern und Müttern und die zutiefst klischeehaften Zuschreibungen von Eigenschaften, Interessen und Vorlieben. Diese Verkaufsstrategie schränkt Kinder in ihrer Wahlfreiheit und Entfaltung ihrer Persönlichkeiten ein, das ist wissenschaftlich längst belegt und unstrittig.
… werden Kinder eingeschränkt.
Wer uns das nicht glauben möchte - geschenkt. Lego wollte das auch nicht, hat dann viel Geld ausgegeben, Studien dazu in Auftrag gegeben (Si apre in una nuova finestra)*, die, oh Wunder, zu dem Ergebnis kamen:
Gendermarketing, die getrennte Ansprache und ein stereotyp unterschiedliches Angebot für Jungen und Mädchen, schränkt Kinder ein in ihrer Freiheit, ihre Persönlichkeiten zu entwickeln.
Was nimmt Ernstings daraus mit? Nichts. Im Gegenteil, in den Läden arbeiten Verkäuferinnen, die der Kundschaft die ausgewählte Ware wieder ausreden: “Das ist eine Mädchenjacke!”, so die Warnung an der Kasse. Achtung! Achtung! Wollen Sie die wirklich kaufen für Ihren Sohn? Ich weiß nicht, ob ich das gutheißen kann - so der Subtext. Dass das Social Media-Team ab und zu das Gegenteil behauptet, … nicht weiter relevant:
Kinder einzuschränken, indem man ihnen stereotype Eigenschaften zuweist und jedes Abweichen durch Labels sichtbar macht bzw. kommentiert, das ist keine Petitesse, sondern es untergräbt ein Grundrecht (Si apre in una nuova finestra). Nicht irgendeines, sondern jenes, das direkt auf die unantastbaren Würde des Menschen in Artikel 2 folgt:
das Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit!
Oft schon haben wir euch angeschrieben, gefragt, die Folgen erklärt, und viele, viele Kund*innen mit uns, aber es interessiert euch nicht. Wir finden, jetzt ist der Bogen überspannt: vor ein paar Tagen haben wir das Plakat gesehen, mit dem Ernstings zu einem DesginWettbewerb aufruft: in Kooperation mit Unicef und Geolino möchte Ernstings als Verteidiger der Kinderrechte wahrgenommen werden - und ja, es ist sicher einer dieser - Whoopsi - Zufälle, dass auf dem Kampagnenfoto nur Mädchen abgebildet sind. Oder war’s eben doch eine bewusste Entscheidung, denn Jungs malen ja eh nicht, stimmt’s?1!11!!!!
Das Motto des Wettbewerbs: "Klar im Recht!"
Die Aufgabe: Ein T-Shirt zu designen mit einem Schriftzug, "der euer Recht auf Meinungsfreiheit in die Welt trägt". (Das siegreiche Desing soll dann realisiert und verkauft werden inkl. Spende an Unicef.)
Das ist zynisch, und wir sind es leid, dass Ihr den Zusammen hang nicht erkennt, nicht erkennen wollt, die negativen Folgen des Gendermarketing ignoriert, keine Verantwortung übernehmt und einfach weitermacht mit Euren sexistischen Botschaften, weil der Umsatz offenbar jedes Argument toppt.
Geschlechtertrennung und Kinderrechte - ein Widerspruch
Auf der einen Seite dieser Wettbewerb, Aushängeschild fürs Engagement für Kinderrechte, auf der anderen Seite ein seit Jahren konsequentes Gendermarketing-Konzept, das die Rechte der Kinder auf die freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit missachtet. Wie bekommen Ernstings-Mitarbeitende das zusammengedacht?! Könnt Ihr hier noch folgen?
Zumindest für Shirt-Designs hätten wir da ein paar Ideen, was sagt ihr dazu, Ernstings?
Und wie sieht Euer T-Shirt aus, mit dem Ihr Euch für Wahlfreiheit und Kinderrechte und gegen Gendermarketing aussprecht? Gerne Eure Version bei Ernstings einreichen, hier gibts die Malvorlage (Si apre in una nuova finestra) als pdf zum Download.
Bunte Grüße schicken
Almut & Sascha
aus der Rosa-Hellblau-Falle®
Studie des Geena Davis Insitituts (Si apre in una nuova finestra) zu Spielzeugwerbung: ‘Analyzing Gender Stereotypes, Diversity, and Inclusion in Advertising and Marketing of Toys’
Nachdem dieser Text online ging und wir Auszüge daraus auf Instagram veröffentlicht hatten, gingen weitere Nachrichten bei uns ein, in denen Kund*innen von ihren Erfahrungen mit Ernstings berichten, hier eine Auswahl:
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