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Die RosaHellblauFalle aus der Sicht von Kindern

Hier folgt ein Text, den ich 2017 auf dem Rosa-Hellblau-Falle-Blog veröffentlicht habe. Ich bin heute darübergestolpert, hatte ihn ganz vergessen, aber ich glaube, weil es ein Rückblick ist, ist das ganz interessant, und ich möchte ihn deshalb hier nochmal teilen. (Ja, mein TwitterAccount hieß damals noch @machmirdiewelt :)

Einer meiner ersten Vorträge, den ich gehalten hatte, nachdem unser Buch „Die Rosa-Hellblau-Falle (Si apre in una nuova finestra)“ erschienen war, ging fürchterlich in die Hosen. Ich hielt ihn innerhalb einer Konferenz der Leiter*innen der städtischen Kindertageseinreichtungen. Eine ganze Runde Erzieher*innen also, für die mein Thema hoch interessant sein müsste, denn Geschlechterrollen mit Kindern zu diskutieren und die eigenen Rollenklischees zu reflektieren ist in den Bildungsplänen aller Länder (Si apre in una nuova finestra) gesetzlich verankert und ich wusste da noch so ein paar Gründe, warum mein Thema perfekt zu dieser Zielgruppe passt.

Screenshot eines Tweets vom 8.Dez 2017 von @winterwurm: "#ichgebeab an mein fünfjähriges Ich, das in der Kita von der Erzieherin zu Ballettübungen gezwungen wurde, weil es ein Mädchen war. Ob Interesse oder nicht, spielte keine Rolle. Die Jungs durften währenddessen spielen." (Si apre in una nuova finestra)

Ich hatte mich deshalb auf den Termin gefreut, war gut vorbereitet und auch für die Diskussion danach gewappnet, bei der ich Einwände erwartete zum Thema Steinzeit, Testosteron, verdrahtetes Gehirn, Gene… etc. (Si apre in una nuova finestra) Doch nichts von alldem kam. Stattdessen waren fünf von den rund 40 ErzieherInnen zu dem Schluss gekommen, dass das bei mir was Persönliches sein müsse. Meine wissenschaftlichen Belege, darunter auch Studien aus Kindertagesstätten, wischten sie weg und erklärten mir vor versammelter Runde, abwechselnd aus fünf Richtungen, dass in IHRER Kita keinerlei Klischees an Kinder weitergereicht würden, BEI UNS haben die Kinder freie Wahl, „aber Jungs spielen nun mal lieber in der Bauecke“. Sie erzählten mir, wie toll alles bei ihnen liefe, und dass ich mir da was einrede. Ihre Reaktionen waren so abweisend und so wenig an Dialog interessiert, dass sonst niemand mehr etwas sagte. Mein Versuch, jene ins Gespräch zu holen, die ich kannte und von denen ich wusste, dass sie mir zustimmten, scheiterte. Eine meinte sogar, ich hätte da wohl persönlich einfach Pech gehabt, und blöde Situationen erlebt, die mich die Welt so sehen ließen. Aber tatsächlich sei doch alles bestens, „Heute sind wir längst weiter“ und was ich eigentlich von ihnen hier wolle.

Die RosaHellblauFalle stellt das eigene Weltbild infrage

Im Nachhinein und nach vielen weiteren Vorträgen und Gesprächen mit Menschen anderer Berufsgruppen aber auch mit Erzieher*innen, weiß ich inzwischen besser, wie sehr sich Menschen durch dieses Thema angegriffen fühlen. Dass viele es aus Selbstschutz weit von sich weisen, und dass die Art der Herangehensweise und die Wahl des Einstiegs ins Gespräch gar nicht überschätzt werden können. Die Rosa-Hellblau-Falle stellt schließlich das eigene Weltbild komplett infrage, und oft fehlt im beruflichen Alltag einfach die Kraft und die Zeit (z.B. bei Erzieherinnen), oder der Leidensdruck (z.B. bei Männern), um es an sich heranzulassen.

Ich kann damit leben, wenn Erwachsene als Antwort sagen: „Mir geht’s aber gut, ich fühle mich nicht diskriminiert, im Job läufts prima und meine Partnerschaft ist gleichberechtigt.“ Aber bei jeder Form von Diskriminierung gilt nun mal: Die Tatsache, dass es Dich nicht betrifft, heißt nicht, dass das Problem nicht existiert. Und bei der Rosa-Hellblau-Falle geht es um die nächste Generation, es geht um Kinder, und die betrifft es definitiv. Und zwar vor allem jene, in deren Umfeld Erwachsene glauben, sie könnten Kinder gleich behandeln und dieses „Genderzeug“ (in dem Kontext gern mit g gesprochen;) sei sowieso Quatsch, schließlich hätte die Welt größere Probleme.

Deshalb finde ich das Sich-um-sich-selbst-Drehen mancher Erwachsener in diesem Kontext schwierig. Womit wir beim Ausgangspunkt wären. Wenn Erwachsene nach Vorträgen oder in Kommentaren im Internet gegen unsere Arbeit argumentieren: „Also wir haben kein Problem mit Rollenklischees, es ist doch schön, dass Männer und Frauen sich unterscheiden! Ihr seid das Problem!“, dann argumentiere ich längst nicht mehr mit Studien und Zahlen. Sondern ich erzähle von Kindern. Und wenn ich das nicht selbst tue (denn wer weiß, vielleicht habe ich ja nur einfach Pech ¯\_(ツ)_/¯ ), und stattdessen andere erzählen lasse, dann ist damit in der Regel alles gesagt. Und wenn ich heute nochmal mit denselben Erzieher*innen der Leitungskonferenz sprechen könnte, würde ich ihnen vorneweg erstmal Eure Tweets zum Hashtag #Ichgebeab / #ichgebab zeigen und mit ihnen darüber diskutieren.

https://twitter.com/buzzaldrinsblog/status/947176188912504832?s=20 (Si apre in una nuova finestra)

Herzliches Danke!

Einen ganz herzlichen Dank also an alle, die unter #ichgebeab (Si apre in una nuova finestra) erzählen und Kinder mit in den Blick nehmen bei der Diskussion um die Frage „Sind wir denn heute nicht längst weiter?“  Denn auch ich würde sagen: Jein  ;)

Viele Grüße aus der #RosaHellblauFalle

von Almut

https://twitter.com/Gurken1sandwich/status/939058713788387328?s=20 (Si apre in una nuova finestra)
Argomento Rosa-Hellblau-Falle

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