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SARAJEVO - zweiter Teil.

Guten Morgen, liebe Leser,
ich wünsche Euch allen noch einen bezaubernden Sonntag und viel Freude mit dem zweiten und letzten Teil meines Sarajevo-Reiseabenteuers.

Was vorher geschah ...

Zwei Tage nach meinem Rückflug aus der Olympia-Stadt blickte ich mit etwas Abstand zu Raum & Zeit auf die zweite Woche zurück, die ich dort verbracht hatte und verfasste im Rahmen meiner damaligen Kolumne folgende Zeilen.

„Sarajevo – Wolke 7 & Goodbye“

Vorgestern lachte mir die Sonne ins Gesicht, während ich darauf wartete abzuheben und einige Worte zu meinem Aufenthalt schon zu Papier brachte. Genauer gesagt befand ich mich auf dem Flughafen-Gelände, wo bald die Maschine eintreffen sollte, die mich schließlich nach Hause brachte und mir gleichzeitig die Freude bereitete einen Abstecher zur“Wolke 7″zu unternehmen. Denn am letzten Dienstag wurde weltweit die Liebe gefeiert und was kann es schöneres geben, als sich am berühmten Valentinstag einige Zeit lang im Himmel zu befinden.

Am Morgen verabschiedete ich mich von der Stadt, die mir in den vergangenen zwei Wochen ein Zuhause bot. Zunächst mit mir selbst verabredet und mit einigen besinnlichen Augenblicken. Später dann in Begleitung der gastgebenden Dame an meiner Seite. Mit einem Latte Macchiato im Café "Metropolis" im Konsumtempel der gegenüberliegenden Straßenseite startet ich meine Verabredung mit mir selbst und genoss den Ausblick auf die sonnenbeschienene, alte Kirche, vor der eine Statue zu Ehren von “Mutter Teresa” anzufinden war. Das Design des Cafés brachte mich noch sehr zum Schmunzeln, da ich mit dem Blick nach oben einen Schriftzug über mir sah, der mich an eine Metropole erinnerte, die ich nur allzu gut kannte. Mit einer umherschweifenden Sicht entdeckte ich noch weitere Namen von Großstädten dieser Welt, von denen ich die ein oder andere bereits besucht hatte und die nun allesamt über mir schwebten. Weshalb ich unwissender Weise zuvor ausgerechnet diesen Platz unter dem Namen der Stadt, die niemals schläft, wählte, wissen wohl nur die Götter, beziehungsweise überlasse ich dies der Fantasie jedes einzelnen, der diese Zeilen liest. In jedem Fall sendete ich zu Beginn des Jahres 13 Wünsche in die Welt hinaus, von denen am Ende ich einen selbst zu erfüllen hatte. “New York” stand damals auf dem Zettel, der übrig blieb, genauso wie in diesem Augenblick über mir. Doch zurück zu den Anfängen der letzten Woche in Sarajevo, die mich vieles lehrte und mit so mancher Überraschung aufwartete.

Am Mittwoch, acht Tage zuvor, offenbarte mein Rückweg aus der Stadt nicht nur die untergehende Sonne und die bald einbrechende Dunkelheit, sondern er überraschte mich auch noch mit den glitzernden Lichtern der Stadt bis in die umliegenden Hügel hinein sowie mancher herrlichen Illumination der Bauwerke auf dem Weg. Die Lichter der Hügel schienen die Sterne vom Himmel geholt zu haben, der sich bewölkt zeigte. Kunterbund präsentierte sich eine der zahlreichen Brücken, die wohl zu den Filmfestspielen ebenso zahlreich bevölkert und gefeiert wird. So zeigte die Nacht ein bezauberndes Lichtspiel, in das die Stadt eingetaucht wurde und alle Schattenseiten für den Moment vergessen ließ.

Der Donnerstag begann zunächst mit dem Besuch eines Cafés, dessen Außenterrasse überdacht war und bestens mit offenem Feuer beheizt wurde. In den kommenden Tagen sollte es mir noch des Öfteren eine Latte Macchiato, einen warmen Platz und interessante Aussichten bieten. Doch irgendwann machte sich mein Bedürfnis nach Bewegung bemerkbar und so erkundete ich andere Teile der Stadt, die mich neugierig machten. Ein hügeliger Stadtpark beflügelte mich die lange, kurvige Treppe zu betreten, um herauszufinden was sich oberhalb des Parks angrenzend befand. Dies bildete den Auftakt für eine Botschafts-Tour, die sich unverhofft auf meinen Wegen zeigte. Den Anfang machte Österreich und ein nettes Gespräch mit dem diensthabenden Herrn für Sicherheit, der sich auch neugierig nach meinem Beziehungsstatus erkundigte und mich so zum Lachen brachte. Gleich zum zweiten Mal zeigte sich dann meine Glückszahl auf dem weiteren Weg an einer Häuserfassade, in deren Straße mir die Liebe in Form eines blauen Herzen zu meinen Füßen den weiteren Weg wies und mir hinter der nächsten Kurve Saudi Arabien begegnete. Verborgen hinter hohen Mauern mit Stacheldraht und mit einem eine Palme umklammernden Schwerter-Symbol an den verschlossenen Toren, erschien mir dieser Ort wenig einladend und so folgte ich meinem Fixpunkt eines verdrehten Turmes in der Entfernung. Schließlich erreichte ich dieses Bauwerk, das in seinem Innern die hiesige Fernseh-Landschaft federführend mitgestaltet und mir dort eine kunstvolle Fahrrad-Installation in luftiger Höhe präsentierte. Mit einem Strom junger Menschen, die den Feierabend wohl eingeläutet hatten, ließ auch ich mich wieder hinaustreiben und hielt noch schnell eine Wolkenkratzer-Aufnahme im Bild fest. Auf dem Rückweg zeigte sich zu guter Letzt noch die USA mit einigen schwerbewaffneten Herren in ihrer Nähe, bevor sie aus meinem Blickwinkel wieder verschwand.

Am Abend hatte die gastgebende Dame den Wunsch geäußert mit mir die National-Bibliothek besuchen zu wollen, die sie seit deren Wiederaufbau nicht mehr aufgesucht hatte. Somit begaben wir uns in den späten Vormittagsstunden des Freitags zu diesem geschichtsträchtigen Ort, der einst den Verlust und die damit einhergehende Zerstörung des vollständigen Inventars zu verkraften und nun die Funktion eines Ratshauses inne hatte, wie wir vor Ort erfuhren. Neben dem imposanten Innenleben, das an die glorreichen Zeiten der Stadt offensichtlich anknüpfen wollte, fanden sich gleich zwei Foto-Ausstellungen dort wieder, die wir intensiv unter die jeweilige Linse nahmen. Die erste Ausstellung in der Empfangshalle wartete mit verschiedenen Fotografen und Themen auf, von denen eine Aufnahme mich an den Stil der New Yorker Serie erinnerte, in der die Figur der Kolumnistin Carrie Bradshaw eine tragende Rolle spielte. Die zweite, ständige Ausstellung präsentierte umfangreich die geschichtlichen Zusammenhänge der Stadt und des Gebäudes, die bis zu dem Besuch des Erzherzogs im Jahre 1914 zurückreichten. So wurde ich auch auf das Antlitz des Nationalhelden aufmerksam, dessen Name schon einige Tage zuvor meinen Weg kreuzte und so auch als Namensvetter eines nahestehenden Anverwandten in Erscheinung trat. Frappierend erschien dann die Ähnlichkeit dieser zwei namensgleichen Herren, die zu Lebzeiten in keinerlei Verbindung standen und nun vielleicht Seite an Seite das Himmelreich erkunden. In jedem Fall erwachten so bei mir und der Dame, die mir das Leben schenkte, schöne Erinnerungen an vergangene Zeiten mit einem der Herren.

Nach einer Einladung zu einem verspäteten Mittagessen verabschiedete sich die sportliche Dame wieder von mir, da weitere Verpflichtungen auf sie warteten und ich begab mich in das besagte Café vom Vortag. Dort bescherten mir meine Beobachtungen dann auch eine inoffizielle Modenschau, bei der Damen silber glänzende Röcke oder feuerrotes, welliges Haar in Kombination mit einem Tellerrock, der an die 1960er Jahre erinnerte, vorführten. Zu letzterem Outfit gesellte sich wenig später ein zauberhaft lächelnder Herr, der mit verliebten Blicken der Dame erfolgreich den Hof machte und so erste Frühlingsgefühle verbreitete. Für meinen Teil erfreute ich mich auch einen Moment lang an dem Gedanken, dass sich mein monetäres “Vermögen”in dieser Stadt verdoppelt hatte und ich mir plötzlich äußerst wohlhabend in dieser Hinsicht vorkam. Mit neuen Nachtansichten verließ ich am frühen Abend den Ort und beendete einen ereignisreichen Tag.

Eine strahlende Sonne erhellte dann am Samstag mehr als nur den Tag und schenkte dem Antlitz der Stadt neue Eindrücke. Fröhlich und beschwingt entdeckte ich auf meinem Weg bunte Luftballons an Schnüren aufgehangen vor blauer Himmelskulisse, die mich inspirierten später den Gedanken “Feier doch heute einfach mal das Leben.” in den virtuellen Raum hinauszusenden. Nach einem Kaffee tat ich es schließlich dem Ruf gleich und erklomm andere Teile der Stadt bis in die Hügel hinauf und erfreute mich fast ganz oben an dem Panorama-Blick über den Dächern dieses Flecken Erde, an meiner gespiegelten Glückszahl und an den Rückenansichten von Kuppel-Gebäuden mit künstlerischem Inhalt. Fortuna begleitete mich auch in den alten Teil der Stadt, in dem ich für die Schmetterlingsdame – eine damalige Mitbewohnerin in „good old Germany“ - ein rares Geburtstagspräsent erstand und somit zufrieden den Heimweg antrat.

Am Sonntag waren dann zunächst aufbauenden Worte und etwas Hilfe für die sportliche Dame angebracht, bei der sich schmerzhaft ihr Körper zu Wort gemeldet hatte und darum bat, dass sie zukünftig achtsamer mit sich umgeht. Nachdem ich alles in meiner Macht stehende getan hatte, begab ich mich wieder in Richtung Innenstadt, um auf dem Weg dorthin zu erfahren, dass auch ein wolkenverhangener Himmel dazu einlädt das Leben zu feiern und dankbar für eigene Befindlichkeiten zu sein. Eine Latte Macchiato, die Aussicht auf eine unsichtbare Dame, die ihr Antlitz vollständig verschleiert hatte und eine erledigte Korrespondenz später veranlassten mich dann recht schnell den Ort wieder zu verlassen und zur sportlichen Dame zurückzukehren. Die hatte zwischenzeitlich medizinische und mütterliche Hilfe erfahren und so war es wieder möglich das Abendessen zu dritt und danach einen Kino-Abend vor dem Bildschirm mit jeder Menge gesalzenem Popcorn zu genießen.

Die folgende Nacht bescherte mir unruhige Zeiten mit wenig Schlaf und so gönnte ich mir an dem letzten Tag vor meiner Abreise, der im Datum meine Glückszahl offenbarte, in aller Ruhe einen letzten Kaffee im Café “Cordoba”, nachdem ich meine Briefpost vom Vortag für den luftigen Transport im hiesigen Postamt abgegeben hatte. Danach zog es mich nochmals für das ein oder andere Mitbringsel in die Altstadt, von der ich mich gleichzeitig verabschiedete und gemächlich durch ein paar Gassen schlenderte und meinen Blick über Minarette, Kirchentürme und kunstvolle Hausfassaden schweifen ließ. Einen Tee später entdeckte ich dann noch in der virtuellen Welt, dass die Vermarktungsstrategen meiner Zuhause-Stadt eine Fotografie von mir beachtet und geteilt hatten, was mich sehr freute und berührte. Nun konnten sich noch viele andere an dem Anblick der Aufnahme von meinem riesigen Herz im Schnee, der damals meine Kinderaugen zum Strahlen brachte, erfreuen. Für mich endete der Tag schließlich recht früh am Abend, da die Auswirkungen der kurzen, vorherigen Nacht danach verlangten Ruhe zu bewahren und den nötigen Schlaf einzuholen.

Schließlich war es soweit. Mit herrlichen, sonnigen Aussichten endete friedvoll mein Aufenthalt in Sarajevo am Valentinstag. Mit viel Liebe, Mitgefühl und den besten Wünschen für die Zukunft verabschiedete ich mich von der gastgebenden Dame am Flughafen und mit einem freien Platz an meiner Seite begegnete ich dann tatsächlich in himmlischer Höhe der “Wolke 7″, was bei den ansonsten sonnigen Aussichten keine Selbstverständlichkeit war. Und? Nun ja, es waren wohl etwas mehr als sieben Wolken, von denen ich mir schließlich einfach eine aussuchte. Nach einer sicheren Landung in der Domstadt mit besten Wetteraussichten und einer Bahnfahrt, die auf ihrem Weg auch für eine knappe Stunde eher Stillstand als Fahrt aufnahm, erreichte ich meinen Ausgangspunkt dieser zweiwöchigen Reise. In den heimischen, vier Wänden nahm ich dann noch überglücklich zum ersten Mal das gedruckte Werk meines zuerst geschriebenen Buches in die eignen Hände und so endete für mich dieser Tag mit mehr als himmlischen Aussichten und der Vorfreude auf das Unerwartete. Ende der Geschichte.

Argomento Reiseabenteuer

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