Jetzt bin ich solo (was mir Angst macht)

Du kannst den Beitrag auch hier (Si apre in una nuova finestra) anhören.

Am kürzesten Tag im letzten Dezember überkam mich zurückhaltende Erleichterung: „Auch wenn diese Nacht die längste ist, so kehrt ab morgen das Licht zurück.“ Erst unmerklich. Aber bereits Anfang Februar war es nicht mehr dunkel, wenn ich die Mädchen nachmittags von der Schule abholte. 

Und nun nähern wir uns dem Höhepunkt des Lichts. Es ist zurück und triumphiert über die Dunkelheit. Ich sitze abends mit unserer Jüngsten auf der Terrasse, die Katze hockt auf dem Geländer und saugt die Abendsonne im gleichen Maße auf wie wir. Die Ältere ist diese Woche auf einem Vorbereitungsseminar für ihr Auslandsjahr in den USA (Ich weiß! Sie werden so unfassbar schnell groß!). 

Da wir nun allein sind – der Mann ist ausgezogen – fühlt sich alles neu und anders und schrecklich und spannend an. Es tun sich neue Räume auf. 

Und vielleicht kennst du das: Du darfst eine leere Wohnung einrichten. Aber du fühlst dich gelähmt von den vielen Möglichkeiten und der Gefahr, dass du es vermasseln könntest. Genauso fühle ich mich ich diese Woche. Voller Tatendrang und doch gleichzeitig gelähmt und mich Horrorszenarien hingebend. 

Das Licht kehrte parallel zu meiner quälend langsamen Rückkehr ins Leben zurück. Auch wenn ich nochmal durch sehr tiefe Täler musste, spürte ich bereits die Wärme im Rücken. Wie ein Versprechen, dass ich es schaffen werde. 

An diesen langen hellen Abenden lasse ich nach anstrengenden Arbeitstagen die Gedanken wandern. Blicke zurück. Fühle mich, als hätte ich nicht nur einen Berg erklommen, sondern eine ganze verdammte Gebirgskette überquert.

(Ein kleiner Gruß aus meiner tasmanischen Wandervergangenheit....)