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Langsame Rückkehr ins Leben / 5 Gründe für einen Granny-Lifestyle

An zwei Nachmittagen in der Woche bin ich in der Grundschule. Es ist eine kleine Schule, ein 100-jähriger Bau mit einem Anbau, der auch schon in die Jahre gekommen ist. Ich wohne direkt ums Eck. Vormittags kann ich auf meine Uhr verzichten. Der Lärmpegel vom Schulhof zeigt mir die Uhrzeit so zuverlässig wie eine Schweizer Präzisionsuhr. 
Jubelschreie wie bei einem WM-Tor? Pausenbeginn um 10:25 Uhr. 
Abebbende Protestrufe? Pausenende um 10.45 Uhr.

Die Rektorin fragte mich vor dem Schuljahresanfang an, ob ich die Hausaufgabenbetreuung für ein paar Kinder mit Migrationshintergrund übernehmen würde. Nach einer Bedenkzeit von 72 Stunden sagte ich zu. Ich mag Kinder. Ich mag diese kleine Dorfschule. Und ich leide an einem unheilbaren Messiaskomplex. Ich will Menschen retten.

Die Erwartung: Ich in der Hauptrolle als Heldin für die Ghettokids, die dank meiner Hilfe zu akademischen Höhenflügen abhöben.  Dabei überwände die Hauptprotagonistin (ich) in ihrem persönlichen Leben Hindernisse und fände am Ende natürlich…die große Liebe. Haha.

Die Realität sieht so aus: Meine sieben Kinder brauchen 20 Minuten, um sich zu sortieren und festzustellen, dass sie a) ihr Arbeitsblatt vergessen haben b) das Matheheft voll ist und c) die Tintenpatrone im Füller leer ist. Dann will jeder mal aufs Klo. Dann streckt Kind x dem Kind y die Zunge raus. Dann wollen sie eine Pause machen. Und alle rufen gleichzeitig „Frau Smoaaaaa, kannst du mir helfen?“ Ich klone mich also viermal und dann klappt der Rest des Nachmittags reibungslos. Außer das Viertklässlerkind fragt mich so unmögliche Sachen wie z.B. „Wieviel ist 30 x 500?“ Ich hoffe, sie merken nicht, wie ich heimlich unter dem Pult die Ziffern in den Taschenrechner meines Handys tippe. Und das Liebesleben? Haha. 

Ich werde mich nie wieder über Lehrer*innen mokieren (nicht, dass ich das JEMALS getan hätte!). Nie war  ich von tieferer Ehrfurcht erfüllt. Und beginne zu ahnen, woran das Schulsystem scheitert. Zuwenig Lehrkräfte. Zu große Klassen. Wie soll das auch funktionieren, wenn ich schon mit sieben  Kindern alle Hände voll zu tun habe und keinem Kind wirklich gerecht werden kann?

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