Seit dem dritten Lebenstag meines dritten Kindes schreibe ich Briefe. Gegen die Ohnmacht, gegen das Vergessen. Zum Erinnern, zum Weinen und zum Lieben. Für Sensibilisierung, um sichtbar zu sein. Als Vermächtnis, als Therapie. Wie auf einem Spielplatz, im Boxring, am Boden des dunkelsten Fasses. Meine Briefe an Fritzi sind meine Tür zur Außenwelt und öffnen ein Fenster in mein Innerstes.
Mein Kind ist tot. Fritzi fehlt jeden Tag. Ich schreibe weiter. Über sie und mich. Über meine lebenden Kinder und unserer Trauer. Über seltene Erkrankungen, über verkürzte Leben und pflegende Eltern. Über das vorbereitet Sein auf das Sterben, über das Überleben mit Trauer. Über Elternschaft und das Verstehen. Über Grenzen und Träume, Pfannkuchen und Liebe. Über das Über- und Weiterleben. Darüber, Autorin zu werden und die letzte Angst zu überwinden. Über das Wachsen und Weitermachen.
Und ich will darüber reden. Mit mir selbst. Mit euch. Mit Fritzi, die ganz sicher irgendwo immer ist.
Sei dabei. Sei Teil von uns.
Lernen wir gemeinsam, mit dem Sterben zu leben und dieses eine Leben zu lieben.
Zeigen wir Fritzi, dass wir verstanden haben, worin unsere gemeinsame Aufgabe besteht.
Die Liebe nämlich, endet nie.
Ich freu mich, wenn du mit an Bord bist.
Ahoi, Judith