Die Macht der Statussymbole
Das Leben ist ein Spiel und unser Kontostand zeigt den Highscore an.
So zynisch und verbittert diese Aussage auch klingt, sie trägt einen wahren Kern in sich. Teure Kleidung, dickes Auto, neues Handy. Statussymbole haben schon immer unseren Alltag geprägt. Anders kann ich mir es nicht erklären, dass Menschen sechs Tage vor dem Applestore campen, um sich das neue iPhone zu kaufen oder Maximilians Mutter mit dem Ferrari zum Elternsprechtag kommt. Ob viel Geld ein guter Austausch für 60 Stunden Arbeit pro Woche und wenig Zeit mit seiner Familie ist, kann ich genauso wenig beantworten wie die Frage, ob einen die über zwei Jahre finanzierte Louis-Vuitton-Tasche trotz Mindestlohn jetzt ein Stückchen glücklicher macht. Ich habe jedoch meine Zweifel.
Ansehen oder Vermögen generieren zu wollen, ist aber noch nicht alles. Es ist in erster Linie die Illusion, dass Besitz den Charakter ausmacht. Dass dies das zu erreichende Ziel sei. Die wahnwitzige Vorstellung, dass der neue Audi die gravierenden Selbstzweifel verschwinden lässt. Dass die Leute, die mich wegen meiner glitzernden Rolex mit Neid und Bewunderung betrachten, wirklich meine Freunde sind. Jeder, der daran glaubt, lebt in einer Scheinwelt. Die Menschen beschäftigen sich so intensiv mit ihrer Wirkung auf die Außenwelt, dass sie sich gar nicht mehr trauen, sie selbst zu sein. Sie sind so geblendet von ihrem über allem erhabenem Spiegelbild, dass sie ihr Innerstes gar nicht wahrnehmen. Wie soll ich denn mein Gegenüber kennenlernen, wenn er oder sie sich nicht selber kennt? Man beschäftigt sich überhaupt nicht mehr mit sich selbst, mit den eigenen Wünschen und Idealen. Es wird sich nur an dem „Ideal“ der Gesellschaft orientiert.
Schon in der Schule lernen wir, unsere Mitmenschen zu klassifizieren. Wie viele Kinder müssen noch durch Mobbing Höllenqualen leiden, weil sie sich keine Markenklamotten leisten können? Es wird ihnen von klein auf beigebracht, dass sie wertvolle Dinge besitzen müssen, um selber von Wert zu sein. Es wird ihnen eingeimpft, dass ihre Herzlichkeit und Freundlichkeit weniger von Bedeutung ist als weiße Nikes und eine Designer-Frisur. Wir müssen uns also nicht wundern, dass so viele Menschen mit aller Macht versuchen, in diese Scheinwelt der Statussymbole einzutreten. Notfalls auch fernab ihrer finanziellen Möglichkeiten.
Das Monster im Schrank ist lange schon kein naiver Kinderschreck mehr. Es ist zu der Angst herangewachsen, kein Teil der Masse zu sein. Individualismus ist mittlerweile ein Relikt vergangener Tage geworden. Wer Du wirklich bist, ist nicht mehr wichtig.
Hast Du nichts, bist Du nichts.
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