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Face to Place #1

Beim Lesen der Biografien vieler berühmter Persönlichkeiten ist mir aufgefallen, dass sie nicht viel anders sind als Du und ich. Sie sind nur in einer anderen Zeit oder an einem anderen Ort geboren. Meist sind es Zufälle, die sie berühmt gemacht haben. Ich möchte niemand ihre Leistungen absprechen, sondern nur bemerken, dass Vorbilder aus unserer direkten Umgebung genau so interessant sind und mehr Aufmerksamkeit verdienen, als Leute, die die ganze Welt zu kennen scheint.

Daher starte ich hiermit feierlich meine Reihe “Face to Place”.

Ich muss mich nur noch entscheiden, welche Schreibweise ich wähle: Portrait oder Porträt? Wie würdest Du es machen?

Sylvia

“Ich glaub, ich habe meine Mütze verloren” sagte sie, nachdem wir uns in meinem Atelier begrüßt haben. Meinen Impuls, ihr die Mütze zu zeichnen, habe ich für mich behalten.

Es ging sofort in eine recht intensive Unterhaltung bei Tee und Keksen über. Sylvia arbeitet im Erziehungs- und Bildungsbereich. Das fand ich spannend.

Sie hat ein dunkelblondes Haar, das sie nach Hinten gebunden trägt. Es ist wellig und bildet spiralförmige Teile seitlich über den Schläfen, die sie nicht mag und daher mit einer Brille festhält. Die Brille habe ich aber bewusst ausgelassen.

Mich interessierte eh ihr Profil.

Ich stellte viele Fragen. Im Nachhinein fand ich sie alle recht uninteressant. Deswegen erspare ich Dir hier eine lange Konversation und erzähle einfach, was ich von Sylvia festhalten und lernen konnte.

Sie ist eine fröhliche, entspannte Person. Komischerweise wurden alle meine Zeichnungen von ihr recht ernst. Versuche, sie lächelnd zu zeichnen, scheiterten.

Sie feiert ihr Alter und freut sich über ihre Erfahrungen und Weisheit, die ihr Leben heute bereichern.

Ihre Lieblingsfarbe ist ein Frühlingsgrün und sie ist eine Synästhetin. Das heisst, sie kann Farben in Buchstaben und Zahlen fühlen:

… ich sehe hier, zum Beispiel, eine schwarze Acht auf dem Tisch und ich sehe sie zusätlich in so einem Magenta. Und das macht die Welt auch ein Bisschen lustig.

Sie schläft gern und schreibt ihre Träume auf.

Ihre unaufdringliche Positivität fand ich inspirierend. Wie zum Beispiel in diesem Teil des Interviews:

Sylvi, hast Du eine schlechte Eigenschaft, die Dir mal nützlich war?

Es würde mir zu allen meinen “schlechten” Eigenschaften was Gutes einfallen. Ich bin unordentlich, aber dadurch halt kreativ. Ich verlege oft Sachen, und finde dafür andere wieder.

Dinge auf den letzten Drücker zu erledigen, war schonmal sehr nützlich. Einfach, weil es dann nicht nötig war. Zum Beispiel, habe ich mal vergessen, eine Unterrichtsstunde vorzubereiten und habe es morgens auf den letzten Drücker gemacht. Dann stellte es sich heraus, dass die Stunde ausgefallen ist. Am Ende habe ich meine Energie gespart. Das ist mir schon öfter passiert.

… oder nicht strukturuert sein und Dinge aus dem Stand zu machen. Das kann ich besser, als mit tagelanger Vorbereitung … deshalb mache ich es jetzt bewusst …

Wir haben uns drei Zeichnungen ausgesucht, die Sylvia aus unserer beiden Sichten am besten beschreiben:

Die erste Zeichnung hing schon lange an meiner Wand und zeigte ein Mädchen. Als Vorlage hatte ich ein Foto. Es ist mir nicht gelungen, die Ähnlichkeit festzuhalten, aber ich mochte das Bild trotzdem. Sylvia erkannte sich darin wieder als Kind, was wir beide ziemlich faszinierend fanden.

Das zweite Portrait wählte sie selbst aus den zahlreichen Skizzen, weil sie sich darin am besten erkannt fühlte.

Das dritte Bild habe ich zuletzt gemacht. Normalerweise mag ich das letzte Bild am meisten. Wir mussten aber beide feststellen, dass es Sylvi in 10 bis 20 Jahren zeigt. Es bleibt trotzdem mein Lieblingsbild von ihr.

Tag später fand ich eine Mai: Die Mütze ist wieder aufgetaucht. Sie lag im Flur in ihrem Haus. Und ich weiß immer noch nicht wie sie aussieht, oder welche Farbe sie hat …

Das Mädchenportrait bekommt sie geschenkt, weil sie gleich darauf eine Mitgliedschaft abgeschlossen hat, die als Dankeschön ein Bild von mir enthält. Das war eine tolle Überraschung. Ich freue mich schon, ihr das Bild zu überreichen!

Du kannst mich auch unterstützen (falls Du es nicht eh schon machst). Ich hatte nach dem Interview mit Sylvi eine Schnapsidee:

Wenn Du vom 1. bis 28. Februar 2025 eine Mitgliedschaft bei mir abschließt (egal welche), bekommst Du als Dank ein Portrait von mir gezeichnet. Digital oder analog, ganz nach Deinem Wunsch.

Bist Du dabei? dann drücke den Button:

Hast Du Fragen dazu? Schreibe sie mir als Antwort auf diese Mail!

Falls Du bereits Mitglied bist und Dir ein Portrait von mir wünschst, melde Dich trotzdem gern!

Tschüss!

Julia Zeichenkind

PS: Beim Vorbereiten dieses Beitrags habe ich mich nochmal an Sylvis Portrait ran gesetzt. Teils nach Erinnerung, teils nach einigen wenigen Fotos, die ich gefunden habe, habe ich noch ein Portrait erstellt. Ich finde, ich habe sie hier am besten getroffen. Trotzdem ist mir das Portrait zu realistisch. Sie sagte dazu, sie sähe hier aus, wie ihre Oma auf einem der alten Fotos.

Mein Fazit: Die Sache mit den Portraits ist ziemich kompliziert, etwas mysteriös und sehr spannend. Ich freue mich schon zu sehen, in welche Richtung sie sich entwickelt. Melde Dich gern, wenn Du ein Teil davon werden willst!

Sujet Reportage-Illustration

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