Wenn Bauern tanzen
28. Juni 2024
Liebe Lesende,
die Bauernproteste sind jetzt ein halbes Jahr her, und der Deutsche Bauerntag, also das Branchentreffen der Landwirtschaft, in dieser Woche in Cottbus wurde zu einer Art Bestandsaufnahme der Protestergebnisse. Landwirt Heiko Terno vom AWO Reha-Gut in Kemlitz und zugleich Vizepräsident des Brandenburger Bauernverbandes zieht eine gemischte Bilanz: Viele der Forderungen der Bauern blieben bislang unerfüllt: die nach Bürokratieabbau beispielsweise und die nach Rücknahme der Agrardiesel-Festlegung sowieso. Ministerpräsident Dietmar Woidke habe sich an die Seite der Bauern gestellt - und als einziger Standing Ovations erhalten, , lobt Heiko Terno, die Fachministerien von Bund und Land seien eher blass geblieben. Trotzdem war die Stimmung in diesem so “schweren Jahr” besonders ausgelassen, erzählt der Landwirt: Es wurde sogar getanzt.
“Ich hätte nicht gedacht, dass wir das so hervorragend hinbekommen, diesen Bauerntag und den Begegnungsabend auszurichten”, erzählt er. Man habe viele gute Anbieter für die Versorgung gewonnen - “alles, was die Region zu bieten hat” . “Und der Knaller war: Es wurde getanzt, das kenne ich von keinem anderen Bauerntag”. Und so habe das “gesellige Zusammensein für innere Stärke” des Verbandes gesorgt in diesem Jahr der Bauernproteste (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
Aus Sicht der Bauern hat sich noch nicht viel erfüllt von dem, was sie zu Jahresbeginn gefordert (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) hatten. Dazu gehört, dass die Steuervergünstigung für Agrardiesel beibehalten werden soll. Dem ist der Bundestag im März 2024 nach vielen Diskussionen nicht gefolgt (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), und im Bundesrat gab es keine Mehrheit (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) für die Anrufung eines Vermittlungsausschusses (allerdings stimmte (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) Brandenburg für die Vermittlung). Doch es geht längst nicht nur um Agrardiesel. Seit den Protesten scheint die Bürokratie weiter zu wachsen, so der Eindruck von Heiko Terno. Größter Dorn im Auge ist für ihn die Stoffstrombilanz, also die Auflistung, welche Nährstoffe in den Betrieb eingetragen werden und ihn wieder verlassen. “Das bringt keine verwertbaren Ergebnisse und könnte zur Entlastung abgeschafft werden. Das würde nicht mal Geld kosten”, so Heiko Terno. Stickstoff und andere Stoffe ließen sich besser in Bezug auf bestimmte Flächen bilanzieren (“schlagbezogen”), nicht nach Gewicht. “Das hat sich sogar unser Ministerpräsident erklären lassen und die Botschaft an Landwirtschaftsminister Cem Özdemir weitergeben".
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