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VH56 Europa 1914, Gaza 2024: Hunger als Waffe

Bahr, John Bull’s Hungerkrieg, Kladderadatsch, 17. März 1918

Israel hat den Gazastreifen nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 nahezu komplett abgeriegelt - die Versorgung der 2,3 Millionen Einwohner mit Nahrungsmitteln, Medikamenten, Treibstoff und selbst mit Trinkwasser ist deshalb erheblich eingeschränkt. Zwar lässt Tel Aviv immer wieder LKW mit Hilfslieferungen aus Ägypten nach Gaza hinein – aber diese Lieferungen reichen zur Versorgung der Bevölkerung bei weitem nicht aus.

Die Strategie, Hunger als Waffe einzusetzen, ist dabei so alt wie der Krieg selbst. Im Ersten Weltkrieg wollte das Deutsche Reich Großbritannien mithilfe seiner U-Bootflotte vom Nachschub aus Übersee abschneiden; auf der anderen Seite verhängten die Engländer eine Seeblockade über Deutschland. Die Folgen waren verheerend: Schätzungen gehen von über einer halben Million deutschen Hungertoten im Ersten Weltkrieg aus. In der deutschen Karikatur war es trotzdem John Bull, der immer dünner wird und am Ende jämmerlich verhungert.

Die FAZ erinnerte kürzlich daran, dass auch die westlichen Demokratien – alle zugleich einflussreiche und hochgerüstete Seemächte - bis in die 1970er-Jahre in Konflikten nicht auf Hunger-Blockaden verzichten wollten. Derartige Sanktionen galten als unverzichtbar und als das kleinere Übel im Krieg.

Verboten ist das Aushungern von Zivilisten ist erst seit kurzem. Benjamin Netanyahu könnte nun als Erster dafür angeklagt werden.

Der israelische Ministerpräsident befindet sich in einem Dilemma: Weder gibt die Hamas den Kampf gegen Israel auf und läßt die Geiseln frei, noch bröckelt ihr Rückhalt unter den Palästinensern. Die islamischen Fundamentalisten scheinen darauf zu spekulieren, dass Israel den Kampf aufgrund des wachsenden internationalen Drucks irgendwann einstellen muss.

Schaut man sich die aktuelle Diskussion an, könnte diese Strategie durchaus aufgehen.

 

Sujet Geschichte

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