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#4| Mai 24: Frauen an der Waffe

👋 Hallo ihr Lieben,

Bei mir macht sich Urlaubsstress breit. Schließtage in der KITA, Feiertage im Mai und schon ist die Ferienzeit im Sommer ran, Kindergeburtstag vorbereiten, Einschulung planen und den Podcast bis September vorproduzieren. Nebenbei natĂŒrlich noch Erwerbsarbeit. Wie soll ich das alles schaffen?

đŸŽ™ïž Aktuell arbeite ich an einer Folge zur kulturellen Denkfigur von MĂŒttern als Monster oder monströser Mutterschaft. Der Begriff kommt aus den Motherhood Studies und die Herausforderung besteht vor allem darin, einen leichten Einstieg zu finden und das ganze nicht akademisch, sondern popkulturell und anschaulich zu bearbeiten.

📱 Bitte schreibt mir gerne ThemenwĂŒnsche oder Fragen, ĂŒber die ihr euch eine Folge VERBITTERT TALENTLOS wĂŒnscht. Ich freue mich da immer sehr drĂŒber. verbittert-mail@web.de (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)

Hier meine FLINTA-Highlights des Monats:

01

Ich habe eine Aufgabe fĂŒr euch:

  • Nennt mir 5 bekannte Philosophinnen

  • Nennt mir 5 Schriftstellerinnen

  • Nennt mir 5 MillionĂ€rinnen

  • Nennt mir 5 KĂŒnstlerinnen

Und, wieviele sind euch eingefallen? Nachdem ich in dem Buch “Musterbruch” von Patricia Cammarata folgendes Zitat (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre) gelesen habe, trainiere ich mich nun darin, weibliche Biografien und Geschichte aufzuarbeiten.

Eine wichtige Voraussetzung fĂŒr Gleichberechtigung ist, dass wir uns gleichwertig fĂŒhlen. (..) Bedauerlicherweise fĂŒhlen sich viele Frauen mindestens unbewusst den MĂ€nnern gegenĂŒber alles andere als gleichwertig. Dabei basieren die weiblichen MinderwertigkeitsgefĂŒhle auf zwei zentralen Pfeilern: Erstens bringen wir in unserer Gesellschaft den Frauen bei, dass ihr Aussehen zentral fĂŒr ihren Wert ist, und zweitens lernen Frauen von klein auf, dass sie nicht annĂ€hernd so relevant wie MĂ€nner sind.

DafĂŒr empfehle ich euch das Buch “Beklaute Frauen” von Leonie Schöler. Keine Angst vor dem dicken Klopper. Das Buch hat einen riesigen Anhang von 100 Seiten. Außderm dokumentiert Leonie Schöler nicht einfach Biografien. (Ich finde es unglaublich langweilig Biografien zu lesen.) Sondern sie kategorisiert das systematische Unsichtbarmachen von Frauen in Politik, Kunst, Wissenschaft und ordnet es einen historisch-gesellschaftlichen Kontext ein. So bricht sie einerseits mit dem Vorurteil “Es gab halt keine Wissenschaftlerinnen, Malerinnen usw” und andererseit macht sie uns begreiflich, wie mĂ€nnlich geprĂ€gt unsere GeschichtserzĂ€hlung ist und damit beeinflusst, was wir als relevante historische Leistung bewerten.

Als @heeyleonie macht Leonie Schöler auch kurzweiligen Geschichts-Content auf Instagram. Hier (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre) zum Beispiel rĂ€umt sie ĂŒber Napoleon und Josephine auf und bringt es mit einem verzerrten Frauenbild in Hollywood zusammen.

02

In dem Buch “Beklaute Frauen” gibt es auch ein Kapitel ĂŒber Frauen im Widerstand und Frauen an der Waffe. Es ist beklemmend, wenn man bedenkt, dass Frauen im Krieg geschlechtsspezifische Gewalt erfahren und Frauen, die sich wehren, in dem sie sich dem MilitĂ€r oder Widerstandsgruppen anschließen, darĂŒber hinaus als besonderes Feindbild gelten, weil “der Kampf” nicht ihrer patriarchal zugeschriebenen Rolle entspricht und als “mĂ€nnliches” Attribut gilt.

In diesem Zusammenhang erinnerte ich mich an den 8-teiligen Podcast Women in War, (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre) den ich vor einigen Jahren gehört hatte. Ich kann verstehen, wenn man sich mit KriegsgrĂ€ul nicht tiefer beschĂ€ftigen möchte, doch dieser Podcast zeigt vor allem die strukturellen, patriachal-kapitalistischen ZusammenhĂ€nge, die Konflikte befeuern und sich auch spezifisch gegen Frauen und deren Selbstbestimmung richten.

Die Kriegsreporterin Julia Leeb und die Journalistin Cosima Gill erzĂ€hlen mittels Interviews und Recherchen aus dem Kriegsalltag einzelner Betroffener aus der Ukraine, Afghanistan, Mexico, Indien, Kongo und Jemen – jede Folge ein anderer Schauplatz – dabei ordnen sie die Einzelschicksale in einen grĂ¶ĂŸeren, sogar globalen Kontext ein.

03

Am Anfang dieses Filmes gibt es eine Szene, ĂŒber die ich mit meiner besten Freundin lange diskutiert habe. Sandra, gespielt von Sandra HĂŒller, ist eine erfolgreiche Autorin. Als sie in ihrem Haus ein Interview gibt, wird das GesprĂ€ch von einem sexistischen Rap-Song ĂŒbertönt, der in ohrenbetĂ€ubender LautstĂ€rke vom Dachgeschoss dröhnt. Offenbar eine feindliche Geste ihres Ehemann Samuel, um das Interview zu sabotieren. Die Szene zeigt eine Ehe, die bereits alle GesprĂ€che, Therapien und Meta-Ebenen hinter sich gelassen hat und nur noch stumm ein Machtvakuum hin und herschiebt. Sandra bricht sachlich und unbeeindruckt das Interview ab. Wir erwarten einen Streit, Wut, eine ErklĂ€rung
 aber Sandra zieht sich unbeeindruckt zurĂŒck, um an ihrem neuen Roman zu schreiben.

Sandras Charackter möchte nicht recht in unser Bild von Weiblichkeit passen. Sie ĂŒberlĂ€sst ihrem Mann den Großteil der Care-Arbeit und gleich fragen wir uns, ob dort ein #regrettingmotherhood-Diskurs angedeutet wird. Sie hat eine erfolgreiche Karriere und wir fragen uns, auf wessen Kosten? Sie ist sachlich, rational, eloquent und wir ĂŒberlegen, ob wir solch einer kĂŒhlen Blonden glauben, dass der tödliche Sturz ihres Mannes aus dem Fenster ein Unfall war und kein Mord.

Dieser Film kommt als Gerichtsdrama daher, doch verhandelt er eigentlich unsere Vorstellung von heterobinÀrer Beziehungsdynamik. Wenn sich eine Frau gegen die Anspruchshaltung ihres Mannes wehrt, wenn sie Widerrede leistet und sich sogar körperlich wehrt, trauen wir ihr dann einen Mord zu?

Unsere Vorstellung von Gender beeinflusst unser Urteilsvermögen, die GlaubwĂŒrdigkeit von Tatmotiven und unser VerstĂ€ndnis von Schuld und Moral.

WĂ€hrend im Gerichtsprozess die komplizierte Beziehungsdynamik zwischen Sandra und Samuel seziert wird, fĂ€llt mir die Paradoxie auf, wie sehr unsere Gesellschaft einerseits vom Ideal der monogamen Langzeitbeziehung geprĂ€gt ist, und anderseits alle Herausforderung, die durch Gewöhnung, unlösbare Konflikte, oder sich Ă€ndernde UmstĂ€nde entstehen, nie thematisiert werden. Die Anatamie von Langzeitbeziehungen kennen wir allenfalls von unseren Eltern. Ohne Narrative, in denen Strategien, Kompromisse und WidersprĂŒche vorstellbar werden, sind wir dazu verdammt patriarchalen heterobinĂ€re Muster immer wieder zu reproduzieren.

ANANTOMIE EINES FALLS – als Stream bei Prime

Bleibt unbequem. Eure Susi!

👉 Eine neue Folge VERBITTERT TALENTLOS erscheint am Do 09. Mai

37. MĂ€nnerfantasien in Mission Impossible – HypermĂ€nnlichkeit & Male Supremacy – mit Christoph May vom Detox Masculinity Institute (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)

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