Folge 118
Vorweg
Hier bin ich wieder, ich war kurz weg, habe drei Monate lang 60-Stunden-Woche gegönnt, damit nicht alles in Stücke geht – es hat, glaube ich, funktioniert. Wer also dachte: Die sitzt frech in Italien und verjuxt unser schönes Abogeld, nein. Die hat bleich in Berlin gesessen und so viel gearbeitet, dass sie sich sogar selbst ghosten musste.
Wenn ihr auch bleich in Berlin seid, kommt bitte morgen, am Sonntag, ab 14 Uhr zum XMASBOOKMARKET (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), ich vertrete am Stand Frohmann (obviously) und mikrotext mit, weil Nikola Richter nicht dabei sein kann. Dieser kleine Indoor-Weihnachtsmarkt in den Räumen der Kolleginnen von EECLECTIC ist sehr bezaubernd, ich mache immer wieder mit, obwohl ich da wenig verkaufe, es ist einfach sehr nett. Morgen lese ich in diesem Rahmen um 16:30 ganz kurz aus Präraffaelitische Girls erklären Demokratie.
Das Buch Präraffaelitische Girls erklären Demokratie (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) ist immer noch nicht erschienen, wer die Vorbestellung stornieren möchte, kann es jederzeit tun, Verschickung vor Weihnachten klappt nun leider ganz sicher nicht mehr, nur das dazugegebene PDF wird schon downloadbar sein. Aaaaaber es gibt noch rechtzeitig für Weihnachten den versprochenen Zusatz, das Geschenk, das schicke ich auf Mailzuruf auch gern an eine andere Adresse als die beim Kauf angegebene. Dieses Geschenk wird auch ein neuer Kauf-Artikel im Shop – es ist ziemlich toll, finden die Gestalterin und ich –, aber nur die geduldigen Demokratiebuch-Vorbestellmäuse bekommen es signiert.
Wer noch offenes Steady-Unterstützungs-Aboguthaben hat (PGExplaining-Tassen oder Kleine-Formen-Bände,– gilt natürlich auch noch, wenn Abo gekündigt wurde), bekommt von mir ein Budget wahlweise für Bestellungen bei Supergeek (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) oder im Verlagsshop (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Heißt, ihr könnt euch einfach Sachen im entsprechenden Wert bestellen, dann ist das auch endlich mal aus der Welt. Dazu schreibe ich am Mittwoch mal eine Mail an die, die es betrifft. Wer noch weiß, wie viele Tassen oder Bücher offen sind, kann sich aber auch vorher melden und schon shoppen.
An dieser Stelle einmal mehr inniger Dank an alle, die mich mit kleinen, manchmal auch großen Abozahlungen unterstützen, für eine Weile oder manchmal auch schon von Anfang an. Wichtig: Kündigen ist immer okay, ich kann es mir selbst auch nicht leisten, alle, die ich gern lese, durchgehend zu unterstützen. Bitte jetzt aber nicht alle kündigen!
Etwas Altes: Vinted-Woche
Vor ein paar Wochen habe ich meinem Sohn dabei zugesehen, wie er Sachen bei Vinted verkauft hat und war fasziniert darüber, dass es so wenig umständlich war und die Preise so niedrig. Kein Tamtam, man wird Zeug los, andere freuen sich. Neulich war ich abends sehr erschöpft, viel zu platt, um rauszugehen und Freund*innen zu treffen, also habe ich mir 300 EUR Budget gegeben, mein ganzes Quartalsgeld für Klamotten, und bei Vinted in zwei Stunden 19 Objekte gekauft. So viel Adrenalin habe ich das letzte Mal auf italienischen Immobilienplattformen ausgeschüttet und früher häufiger auf Twitter. Fünf von fünf Sternen dafür. Schnell fand ich heraus, dass die größten Knaller bei Marken warten, die ein bisschen in Vergessenheit geraten sind, da zahlt sich das mehr und mehr fortschreitende Lebensalter doch mal aus.
Ich habe z. B. flaschengrüne 70er-Jahre-Stiefel von Diane von Furstenberg, ungetragen, für 30 Euro gekauft. Sie sind sehr hoch, vermutlich werde ich sie nie tragen, egal. Den größten Teil meines Kleiderschranks sehe ich eh an wie eine Kunstausstellung, während ich abwechselnd in die immer gleichen drei Kleider schlüpfe.
Einer meiner Vinted-Käufe hat das Zeug zu einer unheimlichen Geschichte, vermutlich wird es noch eine. Ein langes weißes Pucci-Kleid aus Satin, starker viktorianischer Vibe, es ist ein absolutes PGExplaining-Kleid, so etwas trage ich eigentlich nicht, aber nun vielleicht doch mal, meine Künstlerinnen-Persona hat ja andere Bedürfnisse. Als ich das Päckchen öffnete, roch es ungefähr so, als würde man in einer Poe-Geschichte die Gruft öffnen. Die geruchsempfindliche Autorin fällt in Ohnmacht. Der Geruch war grauenhaft. Febreze plus Leiche? Als ich es schüttelte, fiel eine tote Kakerlake raus. Eine große. Aktuell hängt das Kleid nach einer Woche im Eisfach, einer OXI- und einer Essigwäsche draußen. Ganz hinten im Garten, hinter dem Schuppen, damit ich nicht von Familienmitgliedern verarscht werde. Stay tuned.
Wenn Vinted-Verkäufer*innen nach fünf Tagen nicht verschickt haben, wird der Kauf automatisch gecancelt. Das fand ich schrecklich. Bestickte Miu-Miu-Stiefel, ich werde euch nie vergessen.
Ich könnte für immer Newsletter über meine Vinted-Käufe schreiben, aber ich glaube, das würde nicht alle von euch erfreuen, also soll es hiermit erstmal gutsein.
(Nur alte Klamotten tragen, ist auch langweilig. Habt ihr schon ein Mausmode-Shirt (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)?)
Etwas Neues: Erinnerungspat*in werden
Ihr wisst es inzwischen. Marginalisierte Personen, die Interessantes geleistet haben, sind in der Wikipedia, in Zitaten-Dankenbanken und bei Biografien weniger gut vertreten als weiße cis Männer mit Geerbtem-Geld-Hintergrund. Deshalb rufe ich dazu auf, sich eine dieser marginalisierten Personen auszusuchen und fortan mit dafür zu sorgen, dass deren Verdienste wahrgenommen, anerkannt und nicht mehr vergessen werden. Wenig Zeit: tippe ein Zitat in eine Datenbank ein, viel Zeit: verfasse einen Wikipedia-Artikel, genug Zeit: schreibe eine Biografie.
Es ist auch möglich, weniger systematisch zu arbeiten. Wann immer es passt, gute Zitate von unterschiedlichen Personen eintippen und verschiedene Wikipedia-Artikel verfassen.
Ihr könnt das Mischungsverhältnis dessen, was relevante Kultur ist ändern. Tut es bitte.
Ich habe heute eine positive Form meines empirischen Aberglaubens erlebt. Während ich gerade überlegte, euch im Newsletter für die Idee der Erinnerungspat*innenschaft zu begeistern, bekam ich ein konkretes Angebot, genau so eine Erinnerungsarbeit zu tun. Und es war ein so unglaubliches Angebot, dass ich, wenn es tatsächlich etwas wird, das nur als Belohnung für meine ethisch gute Idee ansehen kann. Drückt mal Daumen, ich glaube, ihr würdet auch mögen, was dann entstünde.
Bereits entstanden, sehr klug geschrieben von Sabria David und wunderschön gestaltet von Ursula Steinhoff ist Zeichen und Wunder (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), der neue Frohmann-Verlagstitel.
Morgen um 19:30 Uhr ist ist Premiere in der Lettrétage, Berlin. Ich empfehle euch das Buch aus den gleichen Gründen, aus denen ich es verlegt habe: Es gibt Hoffnung, stimmt Menschen zuversichtlich. Außerdem mag ich, dass man es auch seinen Eltern schenken kann, ja, diesen Eltern, die immer Stress mit ihrem Smartphone haben. Es wird deutlich, dass es ihnen und uns mit der ganzen digitalen Technik so großartig anders gar nicht geht. – Kommt vorbei, lasst euch ein Buch signieren und überlegt mit uns, wo einem Zeichen und Wunder in der digitalisierten Welt begegnen. Tickets für 5 EUR bzw. 3 EUR ermäßigt gibt es hier (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Wer gerade kein Geld hat, gern wegen Gästeliste melden.
Etwas Geborgtes: Ein Zitat
»Mit dem Aushalten der Irritation beginnt die Veränderung.« – Sabria David
Etwas Unheimliches: Finanz-Dudes-Partei
Ich finde die FDP unheimlich, ihre sachliche Randexistenz bei gleichzeitig erfolgreich behaupteter Wichtigkeit, ihre nur durch Performanz hergestellte Bedeutung. These: Die FDP ist das Unheimliche der repräsentativen Demokratie in Deutschland.
Rubrikloses
Heute habe ich in meinen Haushalt geschwapptes Springer-Merch (wirklich gute Qualität, Geld haben sie ja) mit einem in vier Teile geschnittenen Keine-Macht-für-niemaus-Sticker umgestaltet und mir dafür selbst den Jeanne-d'Arc-Preis verliehen.
Dienstag war ich sehr froh, bei der Abschlussveranstaltung von Vorzeichen (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) sprechen zu dürfen – der Vortragstext wird irgendwann später noch veröffentlicht –, noch mehr aber darüber, diese unglaublich tollen Autor*innen kennenzulernen, die Maha El Hissy im Auftrag des Goethe-Instituts zusammengebracht hat. Dirk Knipphals hat darüber in der taz geschrieben (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
Es ist ziemlich aufregend, Verlegen mal aus Autorinnenperspektive zu erleben, mein Buch Vier Wochen erscheint zwar erst im Frühjahr bei mikrotext, ist aber schon bestellbar (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Es gibt bereits vage Pläne für eine Premiere mit Italo Disco und Techno.
Warum sollte ich eine limitierte Praline wollen? Damit ich mitschmecke, dass andere sie nicht haben dürfen? Eher ein Grund zum Ausspucken.
Die Angst, einen Baby-Putin zu bekommen, überzeugt mich als Abschreckung.
Nach den Streberkatzen, die selbst das Klo abspülen und die Haustür aufmachen, stressen auf Insta jetzt die (Eltern der) Babys, die mit 0 bereits den Haushalt schmeißen. Verpisst euch, Optimiermenschen, hört auf, anderen das Gefühl zu geben, alles falsch zu machen.
Präraffaelitische Girls erklären
2025 werde ich wenig verlegen, viel über zukünftiges Verlegen nachdenken und viel schreiben, vor allem viel Newsletter. Darauf freue ich mich schon. Aber das war es noch nicht für 2024.
Maus sieht sich. Seid lieb, nur nicht zu Nazis.
XOXO,
FrauFrohmann