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Warum ich schreibe.

Nie hätte ich gedacht, die heilsame Kraft des Schreibens einmal zu brauchen. Es hielt mich über Wasser, als ich drohte fast zu ertrinken. Und es hält mich heute noch, wenn ich ins Straucheln komme.

Mit wem sollte ich denn darüber reden, dass ich unter der Geburt von der behandelten Klinik abgelehnt wurde?

Mit wem darüber reden, dass mein Baby mit Sättigungsproblemen in ein anderes Krankenhaus verlegt worden ist, ohne mich.

Wer würde mir die absurde Art, wie ich „verlegt“ wurde, glauben?!

Und wie sollte ich es aushalten, dass ständig duzende Ärzte um mein Mädchen herumstehen und darüber diskutieren, was alles an ihr kaputt ist.

Wie kann man es ertragen, fremde Menschen im Haus zu haben, damit man selbst überlebt.

Und wie überlebt man überhaupt den Tod des eigenen Kindes?

Ich fing an zu schreiben, um all das zu verarbeiten. Ich schrieb gegen die Machtlosigkeit, die einen überrollt. Ich schrieb, um mir Luft zu verschaffen, da wo ich kaum atmen konnte. Ich schrieb, um meine Gedanken besser hören zu können. Ich schrieb, um der ganzen Surrealität einen Ausdruck zu verleihen. Ich schrieb gegen das Vergessen. Und ich schrieb vor allem, um Leonie nicht zu vergessen.

Ich schrieb auf Postits, Zettel, Servietten, Krankenhausinformationen, Blöcke und Notizhefte. Bis ich meine Worte endlich mit der Tastatur festhielt und sie plötzlich Tausende erreichten.

Ich merkte beim Schreiben, dass ich nicht alleine bin mit meinen Gefühlen. Also schrieb ich für all die anderen da draußen, die das nicht können. Ich wurde laut für Themen, wo andere die Scheuklappen aufsetzen. Ich schrieb sehr direkt, sehr offen und oft auch provozierend und ich merkte, wie viele es trifft und betrifft. So viele mehr, als uns bewusst und lieb ist...

 „Verwandle deine Wunden in Weisheit.“ - Oprah Winfrey

All diese Erfahrungen, Erlebnisse, die Wut, den Schmerz und die Trauer versuche ich nun in etwas positives zu transformieren. Diese „traurige Expertise“ hilft mir nun dabei mit meinen Worten anderen zu helfen.

Also schreibe ich weiter. Für Leonie. Für Merle. Für Familien mit lebensverkürzend erkrankten Kindern. Für pflegende Eltern. Für verwaiste Eltern. Für Trauernde. Um es sichtbar, hörbar, fühlbar und greifbar zu machen.

Ich bin Tatjana. Irgendwas mit 30. Frau. Ehefrau. Mama eines perfekten Jungen. Verwaiste Mama zweier perfekter Himmelsmädchen. Lebenskünstlerin. Kreativer Wirbelwind. Mal laut, mal leise. Freie Rednerin. Schreiberling. Autorin. Teilzeit-Poetin. Bücherwurm. Nicht-Aufgeberin. Südtirol-Loverin. Camperin. Kaffeejunkie. Riesling-Liebhaberin. Pasta-Fan. Ein bisschen Yogi. Ein bisschen Rock. Ein bisschen Reggea. Und ganz viel Tanz durchs Leben, getragen vom Rhythmus. Surferin der Trauerwelle. Skipperin eines Segelbootes auf dem Trauermehr. Genießerin des seichten Wassers. Und noch sooo vieles mehr :-)

Und ich schreiben auch für DICH, nimm Dir hier gerne mit, was Du brauchst.

 

Deine Tatjana

 

Sujet AUS UNSEREM LEBEN

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