Hail to the Dwarf Fortress!
Wenn ich ein Spiel nennen müsste, das in seinem Ansatz tiefer schürft als alle anderen, dann wäre es vermutlich Dwarf Fortress (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Denn eigentlich geht es gar nicht darum, eine Festung in den Bergen aufzubauen oder ein Abenteuer zu erleben, sondern tatsächlich darum, eine simulierte Geschichte zu beeinflussen. Natürlich in kleinen Zahnrädern, die so winzig und schwierig zu ergründen sind, dass selbst hartgesottene Paradox-Entwickler freiwillig um ludopsychologischen Beistand bitten.
Das, was die Brüder Tarn und Zach Adams, sympathisch verrückte Vollnerds sondergleichen, im August 2006 mit ASCII-Runen an die Oberfläche beförderten, sorgte für Entsetzen und Staunen, für Flucht und Anziehung gleichermaßen. Denn Dwarf Fortress ist tatsächlich mehr als ein gewöhnliches Spiel - und das nicht nur, weil es zu den ersten 14 Computerspielen gehörte, die das New Yorker Museum of Modern Art (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) für seine Dauerausstellung akquirierte: dazu übrigens mehr in der aktuellen GEE (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
Warum? Zum einen, weil sich die beiden mit ihrer Freeware (!) einen Zwergenscheiß um jedwede Konvention der Unterhaltung kümmerten, die auf gewöhnlichen digitalen Spaß hinausläuft. Ein Ziel? Gibt es nicht! Spielmodi? Okay, die gibt es. Aber man beginnt eine Kolonisierung in einer derart zufallsgenerierten Welt, die auf so unfassbar vielen Parametern beruht, dass so manche potente Computer tatsächlich etwas länger brauchen, etwas Bewohnbares auszuspucken.
Denn da wird nicht nur Geographie samt Gegenständen oder Geologie, sondern auch Genealogie simuliert - und ich lass jetzt schon extra alles an G's dazwischen weg. Diese beiden Visionäre aka Bay 12 Games (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) erschufen quasi eine faszinierende Maschine, eine Art ultimativen Fantasy-Welt-Generator, der seit über 15 Jahren seltsame Leute in seine noch seltsameren Tiefen lockt, die man mit noch viel mehr Fantasie befüllen muss. Und ja, dass es da unter Tage so richtig komplex rumort, weckt auch Heimatgefühle. Aber bevor ihr den 4K-Beamer anschmeißt, hier ein Blick auf die modernisierten Menüs:
Ja, heute erscheint tatsächlich diese grafisch deutlich überarbeitete Version (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), die man einigermaßen ansehen kann, ohne das Ganze mit einem bunten Virus aus Zeichen zu verwechseln. Es gibt sogar eine Art von Tutorial, damit man sich nicht auf Anhieb in eine Anstalt samt Handbüchern einliefern muss. Ich? Ich weiß gar nichts über dieses Spiel. Ich hab mich davor gefürchtet, ich hab es verdrängt und manchmal angehenden Redakteuren zur (hoffnungslosen) Aufgabe gemacht, darüber irgendwas Sinnvolles zu schreiben.
Aber wer weiß? Vielleicht wäre das ja die ultimative Spielvertiefung. Ich hab es gerade eben installiert und mir geht schon die Düse. Reden kann man ja viel, aber eine vernünftige Festung finden? All die Dichtung managen? Sich um die Katzen darin kümmern? Da muss man wissen, wie lang und einsam dieser Winter wird. Auf jeden Fall würdet ihr den klammen Schöpfern dieses außergewöhnlichen Spiels einen großen Gefallen erweisen, wenn ihr die knapp 30 Euro in dieses renovierte Stück megalithischer Spielkultur (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) investiert - vielen Dank! Hier der Release-Trailer, kniet nieder:
Ach so: Wer nach einer Rezension fragt, verliert sein Abo. Außer IEP, dem verdanke ich die späte Berücksichtigung dieses Kleinods.;)