Der 23. August in der Geschichte
Mord und Toschlag, eine kleine Skulptur und sympathische Geiselnehmer
237 v. Chr. – In Edfu in Oberägypten lässt Ptolemaios III. Euergetes I.den Grundstein für einen Tempel legen, den er angeblich zusammen mit der Göttin Seschat selbst entworfen hat. Vermutlich dachten die Architekten auch: »Na, tolle Wurst!«
Gebaut wird daran etwas über 200 Jahre, dabei gibt es nicht mal einen Bahnanschluß. Angucken kann man sich den Tempel auch heute noch und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass er schön ist.
30 v. Chr. – Nachdem Octavian Ägypten eingenommen hat, lässt er vorsorglich den Sohn seines Widersachers Marcus Antonius, Marcus Antonius Antyllus, und den Sohn von Caesar und Cleopatra, Caesarion, hinrichten. Wo käme man denn da hin, wenn man mögliche Personen, die einem den Thron streitig machen könnten, am Leben lässt?
79 – Der Vesuv beginnt wieder aktiv zu werden, ausgerechnet am Festtag des Vulcanus, der römischen Gottheit des Feuers. Die Bürger alle so: »Hm, ob uns das jetzt was sagen soll?«
634 – Abu Bakr stirbt. Der Nachfolger von Mohammed war auch einer seiner ersten Anhänger und sein Schwiegervater, weil er es für eine tolle Idee fand, seine sechsjährige Tochter als dritte Ehefrau herzugeben. Geschnackselt haben sie aber wohl erst, als sie neun war, was einem auch gar nicht sauer aufstößt.
Abu Bakrs Nachfolger wird ʿUmar ibn al-Chattāb, dem öfter »Gesundheit« hinterhergerufen wird, wenn er seinen Namen ausspricht. Im Gegensatz zu Abu Bakr fackelt Umar nicht lange, wenn es darum geht irgendwem den Kopf abzuschlagen oder zu steinigen. Waren schon alles nette Leute damals.
1305 – Mel Gibson – Verzeihung – William Wallace, schottischer Freiheitskämpfer mit Dauerwelle, wird in London hingerichtet, weil Edward I. von England meinte, dass Schottland ihm gehörte, während die Schotten unter William Wallace meinten: »Alter, geh wo du wohnst!«
Bevor es an den Galgen geht, soll Wallace angeblich noch folgendes gesagt haben: »Ihr englischen Hunde ihr, verweichlichte Huren seid ihr, küsst meinen schottischen Hintern und seid stolz darauf, dies tun zu können, etwas Besseres kann einem jämmerlichen Engländer nicht passieren!«
Dafür wird er nun zuerst gehängt, bis er fast den Geist aufgibt. Dann werden ihm, noch lebend, sein Schniedel abgeschnitten und die Eingeweide rausgeholt, die im Anschluss verbrannt werden. Seine Arme und Beine werden in verschiedene Städte geschickt, damit sie dort als mahnendes Beispiel dienen. Sein Kopf bleibt aber in London zur Deko auf der London Bridge. Mit den Engländern war echt nicht zu spaßen.
1913 – Im Kopenhagener Hafen wird die Skulptur der kleinen Meerjungfrau aufgestellt, die heute eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt ist, obwohl alle, die die Skulptur sehen, eher davorstehen und denken: »Boah, ist die klein.«
1927 – Die US-Justiz: »Ihr seid ganz böse Buben und müsst euch für den Raubmord verantworten.«
Nicola Sacco & Bartolomeo Vanzetti: »Ey, wir waren das doch gar nicht!«
US-Justiz: »Quatsch ... ihr wart das bestimmt.«
Sacco & Vanzetti: »Nee, echt nicht!«
US-Justiz: »Egal, auf den elektrischen Stuhl mit euch!«
50 Jahre später, die US-Justiz: »Hups! Tschuldigung!«
1966 – Lunar Orbiter 1, eine unbemannte Sonde der USA, macht das erste Foto einer über dem Mond aufgehenden Erde. Das ist zwar irgendwie streifig und sieht nicht ganz so toll aus, wie das Foto, was Astronauten später machen, aber ... es ist verdammt nochmal das erste Foto einer über dem Mond aufgehenden Erde. Bis Ende Oktober macht die Sonde noch weitere Fotos, dann lässt man sie auf die Rückseite des Mondes krachen. Da war die Sonde bestimmt auch schwer begeistert.
1973 – Der chilenische Präsident Salvador Allende setzt Augusto Pinochet als Oberbefehlshaber des Heeres ein. Rund drei Wochen später gibt es einen Putsch, mit dem Pinochet die Macht an sich reißt. Dankbarkeit sieht normalerweise anders aus.
1973 – Auf dem Platz Norrmalmstorg in der schwedischen Hauptstadt wird die Kreditbanken überfallen. Die Polizei trifft bald darauf ein und es beginnt ein Schusswechsel mit dem Räuber, bei dem ein Polizist verletzt wird. Daraufhin nimmt der Räuber vier Angestellte der Bank als Geiseln, fordert, dass sein im Knast sitzender Kumpel zu ihm gebracht wird, und verbarrikadiert sich fünf Tage lang. Während der Krise stellen die Geiseln fest, dass die mittlerweile zwei Räuber eigentlich ganz knorke sind und gehen locker mit ihnen um, bis die Polizei irgendwann durch Tränengas dem Ganzen ein Ende bereitet.
Wegen dieses Überfalls spricht man heute bei Geiseln, die mit dem Entführer sympathisieren und kooperieren, vom »Stockholm-Syndrom«.
1990 – Die DDR-Volkskammer: »Ja, wat is, wollen wir nun mit der BRD wieder ein Deutschland werden oder nicht?«
264 Abgeordnete sagen: »Jau!«, 62 Abgeordnete sagen: »Nee.«
2006 – Die achtzehnjährige Natascha Kampusch, die acht Jahre zuvor von einem Mann entführt und in seinem Haus festgehalten wurde, kann fliehen. Ihr Entführer führt ein Gespräch am Handy und passt mal kurz nicht auf, da rennt sie weg. Hinterher denkt er sich offenbar: »Hm, ist ja blöd jetzt«, und springt vor einen Zug.