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Knock, knock…

Wenn die Angst mal wieder anklopft und wir uns den Kopf darüber zerbrechen, was sie wohl zu sagen hat, während in Wirklichkeit gar niemand vor der Tür steht und über die Frage, worum es denn jetzt eigentlich geht.

Was hier vielleicht ein wenig kryptisch klingt, entspringt einem Sprichwort, das mir erst vor wenigen Tagen begegnet ist:

“Eines Tages klopfte die Angst an die Tür. Der Mut stand auf und öffnete, aber da war niemand draußen.”

Ich erwische mich häufig dabei, wie ich mir aus Angst vor Situationen, die noch nicht einmal eingetroffen sind und auch nicht einmal zwangsläufig stattfinden müssen, die wildesten Szenarien ausdenke und mich innerlich schon auf Kritik oder Schwierigkeiten vorbereite, damit meine Ängste noch befeuere und letztendlich in einem Teufelskreis lande, aus dem ich irgendwann völlig fertig wieder hervorkrieche. Obwohl noch gar nichts passiert ist. Das geschieht häufig, wenn ich mich in Situationen begebe, die neu für mich sind, was vom Teilen eines Textschnipsels auf Instagram oder Blogartikels bis hin zum ersten Tag in einer neuen Arbeit reichen kann, was beides für mich recht aktuell ist. Es kann auch passieren, dass mich diese Angst überkommt, wenn ich auf Menschen treffe, die ich lange nicht gesehen habe oder mit denen ich vor 20 Jahren einmal eine kleine Meinungsverschiedenheit hatte. Damit meine ich keinen Streit, nein, ich meine Situationen wie: Du magst das Buch nicht, das ich dir empfohlen habe oder der Keks, den ich für dich gebacken habe, war nicht perfekt. Ich bereite mich immer auf das schlimmstmögliche Szenario vor und durchlebe dieses dann mehrmals, um auf jegliche Schwierigkeit vorbereitet zu sein. Wenn sich meine Angst dann tatsächlich bestätigt, nachdem ich sie schon zigmal durchlebt habe, bin ich dennoch nie richtig darauf vorbereitet. Dabei ist mir erst neulich etwas Spannendes aufgefallen: Wenn jemandem mein Aussehen nicht gefällt, meine Haare, die Art wie ich spreche - also Dinge, die mich persönlich “angreifen”, ist mir das ziemlich egal. Sobald es jedoch um eine Leistung geht, die ich erbringe, egal wie klein sie auch ist, dann nimmt mich das ganz schön mit, wenn jemand daran Kritik ausübt. Kommt daher die Angst davor, meine Kunst zu zeigen? Vielleicht. Zumindest zum Teil. Und ganz ehrlich, um dieses eher bescheidene Gefühl zu umgehen, bin ich schon ziemlich lange auf der Vermeidungsspur gefahren, nicht nur, aber insbesondere, was das Schreiben angeht. Wer sich nicht zeigt, der muss auch keine Angst vor Zurückweisung oder negativer Kritik haben. Damit wäre die Sache doch gelöst, wie wunderbar! Auf Dauer wird es auf der Vermeidungsspur aber doch sehr eintönig, die Aussicht ist nicht gerade aufregend und es ist auch nur vermeintlich sicherer als auf den holprigen Seitenstraßen. Somit bleiben zwei Möglichkeiten: Die Vermeidungsspur fahren und das Leben dabei beobachten, wie es an mir vorüberzieht und am Ende dann doch gegen eine Wand rennen oder immer wieder die Tür aufmachen, hinter der ab und an eine Hürde lauert. Ich denke nicht, dass wir alle immer jede Tür öffnen müssen, aber wir sollten es doch von Zeit zu Zeit in Erwägung ziehen und werden sicher erstaunt sein, wie oft gar nichts Böses hinter ihnen lauert.

Das Zitat, welches mich zu diesem ausschweifenden Gedankengang bewegt hat, kam in einem Film vor, den ich letzte Woche im Kino gesehen habe. Ja, ich gehe alleine ins Kino, regelmäßig. Jedenfalls war ich zur französischen Filmwoche im Cinema Paris in Berlin-Charlottenburg und war völlig überrascht davon, dass der Saal voll ausgebucht und auch die Hauptdarsteller und der Regisseur des Films anwesend waren - absolut unwissend habe ich mit meinem 12-Euro-Ticket einen Premierenabend von “Auf dem Weg” besucht. Sie zeigten die französische Originalversion mit deutschen Untertiteln, was ich sehr gerne mag, weil ich dann immer das Gefühl habe, mich noch besser auf die Handlung zu konzentrieren. Der Film handelt von einem Schriftsteller, der nach einem schweren Unfall 1.300 km durch Frankreich wandert und obwohl ich diese Kurzbeschreibung gelesen hatte, war ich überrascht, wie passend dieser Kinobesuch sich wieder einmal in mein Leben fügt. Kennst du das Gefühl, von einem Buch oder einem Film verstanden zu werden? Ich verlinke dir hier den Trailer zum Kinofilm, vielleicht schenkt er dir ja ein ähnliches Empfinden wie mir.

Trotz dieser Fülle an Ängsten habe ich es schon durch erstaunlich viele Türen geschafft, was mir immer erst auffällt, wenn ich mich jemandem neu vorstelle und die übliche Frage: “Und was machst du?” aufkommt. Manchmal beneide ich andere Menschen, die dann einfach ihre Berufsbezeichnung nennen, während ich immer recht ausschweifend werden muss um diese Frage wirklich zu beantworten. Aber eigentlich finde ich es so wie es ist großartig und hoffe, dass ich auch weiterhin so reichhaltige Antworten auf diese Frage geben kann. Ich glaube ohnehin, dass viele von uns einen größeren Fokus darauf legen, wie viele Türen wir ausgelassen haben, statt die Momente anzuerkennen, in denen wir mutig hindurchgegangen sind. Nimm dir doch mal einen Moment Zeit, schließe die Augen und erinnere dich an die vielen Türen, die du schon geöffnet hast und wohin sie dich geführt haben. Das sind sicher mehr, als du dachtest, oder? Mir persönlich fällt es ja wahnsinnig schwer, meine eigenen Leistungen anzuerkennen und stolz zu sein, auf das, was ich geschafft habe. Hallo, Imposter-Syndrom! Gerade für kreativ Schaffende ist es doch schwierig, Erfolg oder Können zu messen. Nicht, weil man das tun müsste, aber es liegt wohl in unserer Natur, dass wir immer eine Art von Bestätigung für unser Tun suchen. Wann ist mein Geschriebenes “gut”? Ist ein gutes Buch an Verkaufszahlen zu messen? Oder ein Beitrag an Likes auf Instagram? Macht das eine:n gute:n Autor:in aus? Ich glaube nicht. Aber ich gestehe, dass ich doch oft noch auf eine Bestätigung warte, wie sie damals in Schulnoten ausgedrückt wurde, obwohl ich genau weiß, dass die rein gar nichts über mich und mein Können aussagen. Tatsache ist, obwohl ich weiß, wie nichtssagend solche Bewertungen sind, möchte ich möglichst viel positive Bestätigung von Außen gewinnen. Geht es dir auch so? Dann ist es an der Zeit, dass wir gemeinsam verstehen lernen, dass es einzig und allein wichtig ist, mit sich selbst fein zu sein. Und zwar völlig egal, ob man eine Sache perfekt macht oder nicht - es geht nicht immer nur um Leistung und Produktivität. Es geht darum, dass wir glücklich sind. Mensch sind. Wir selbst sind.

“Werden Sie Ihre beste Freundin.”

Das sagte meine Therapeutin (ja, ich erwähne sie oft, aber aus gutem Grund!) Frau S. zu mir. Und in dem ein oder anderen Bereich meines Lebens kann ich mittlerweile ehrlich gut mit mir umgehen, freundlich und geduldig sein. Das gilt es nun auf mein Schreiben zu übertragen. Also, werden du und deine Kunst auch beste Freunde? Ich finde, das ist ein schönes Ziel… Vielleicht können wir es ja gemeinsam erreichen. Und falls du gerade auch mal wieder mit Grübeleien beschäftigt bist, so wie ich gerade in diesem Moment: Ich würde meiner besten Freundin genau jetzt sagen, dass das Ganze von weiter weg schon gar nicht mehr so groß aussieht. Und je mehr Abstand man gewinnt, desto kleiner wird die Sache, die gerade den ganzen Kopf füllt. Also, mach einen Schritt zur Seite, dann noch einen, und noch einen… und du kommst wieder bei dir an <3

Bis nächste Woche!

Alles Liebe

deine Sarah

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