Macht.
Wie viel Macht hat die Umgebung, in der wir uns bewegen und was bewirken die Menschen, mit denen wir uns umgeben? Über die Frage, was und wer uns beeinflusst und warum es wichtig ist, sich mal genauer mit seinen Alltagsgedanken zu beschäftigen.
Vielleicht liegt es an der Dunkelheit, die uns zu dieser Jahreszeit schon ab Nachmittag begrüßt oder dem nahenden Ende des Jahres, das natürlich wie immer rasend schnell an mir vorbeizog und ich habe das Gefühl nichts davon geschafft zu haben, was ich mir bewusst nicht vorgenommen hatte. Aber irgendwie haben wir doch trotzdem alle unsere Erwartungen, die sich heimlich still und leise in unsere Köpfe schleichen. Es wird definitiv Zeit für eine Liste mit den Dingen, die ich dieses Jahr erlebt habe! Eventuell ist das ein guter Schreibimpuls für den kommenden Mittwoch.
Es ist Samstagnachmittag und ich sitze mit einer Tasse Tee und einer Packung Butterspekulatius, eingekuschelt in meine flauschigste Decke, mit dem Laptop auf dem Schoß auf dem Sofa. Draußen ist es gerade dunkel geworden und einen Augenblick zuvor wurde der Weltballon noch vom immer winterlicher riechenden Wind im Kreis gedreht und ich dachte daran, dass man mich da sicher niemals reinkriegen wird. Wobei sich dort oben sicher ein magischer Blick auf die nach und nach erleuchtende Stadt bietet. Ich genieße die Aussicht aber dann doch lieber windgeschützt von meinem Fenster aus.
Wie ich ja bereits in den letzten Wochen immer wieder mal angedeutet habe, ist bei mir aktuell einiges los. Nichts richtig Spektakuläres, aber eben Dinge, die mein Inneres ganz schön emsig zu verarbeiten versucht, auch in wirklich sehr schrägen Träumen. Kennst du das auch? Ein Jobwechsel ist, auch wenn es um einen Teilzeitjob geht, etwas, das eine sehr wichtige Säule in meinem Leben betrifft und ich habe diesen Aspekt massiv unterschätzt. Ich kann mich gut anpassen, bin aber ebenso ein Gewohnheitstier, mag Routinen und auch wenn sich insbesondere meine finanzielle Situation durch diesen Wechsel deutlich verbessert, so ist es dennoch eine Veränderung, die erst einmal zu etwas Alltäglichem werden muss. Klar ist die Arbeit ein Bestandteil meines Alltags, aber bis mein System das auch als Alltagsaufgabe abspeichert, dauert es wohl noch etwas. Da ist auf jeden Fall viel los und ich freue mich über diese Veränderungen, merke aber auch, dass mein Körper und ich gerade ganz schön viel bewältigen. Irgendwie fühlt es sich an, als würde in mir gerade ein richtig bürokratischer Vorgang ablaufen und an jeder Station bekomme ich einen Stempel und gehe ins nächste Zimmer. Wie beim Amt: Ein Stempel für die Gewöhnung an den neuen Arbeitsweg, einen fürs Aufstehen zur richtigen Uhrzeit, damit man pünktlich, aber nicht übertrieben früh ankommt, für neue Kennwörter, die man sich so langsam merken kann und mit dem richtigen Firmennamen ans Telefon gehen. Und so weiter und so fort. Dabei gibt es ja noch einen weiteren sehr wichtigen Punkt, an den es sich zu gewöhnen gilt: Die Menschen. Muss man sich nicht immer auch erst einmal an die neuen Gesichter gewöhnen? An Stimmen, an Gerüche, an die Art, wie andere mit einem sprechen. Mir geht das so.
Und inmitten dieser neuen Situationen, dieses Umbruchs, denke ich darüber nach, wie viel Einfluss eine Veränderung meines Arbeitsumfeldes eigentlich auf mich als Ganzes und damit auch auf mein Schreiben hat und wie meine Umgebung mich generell beeinflusst. Ich finde, wenn man sich in ungwohntem Terrain bewegt, dann ist das eine wunderbare Gelegenheit, mal auf sich selbst zu schauen. Wie verhalte ich mich an gewissen Orten, bestimmten Menschen gegenüber und wie reagiere ich auf Ereignisse?
Vermutlich führt mich auch meine aktuelle Lektüre zu diesen Gedanken, denn ich habe mir nun schon zum zweiten Mal das Buch “The Power” von Rhonda Byrne in der Bibliothek ausgeliehen. Es spricht mich irgendwie immer wieder an und ich habe das Gefühl, es doch kaufen zu wollen, damit ich es immer griffbereit habe. Ich verlinke es dir hier einmal:
Es ist der Nachfolger von “The Secret”, von dem vermutlich jede:r schon einmal gehört hat: Das Buch zum “Gesetz der Anziehung”. Übrigens habe ich zu diesem Thema durch den Autor John Strelecky, der das Prinzip eher mit einem Navigationssystem vergleicht, einen etwas leichteren Zugang gefunden. Ganz grundsätzlich geht es in all diesen Büchern aber wohl darum: Du kriegst, was du aussendest. Google Maps merkt sich Orte, die du häufig besuchst und schlägt dir diese oder ähnliche Locations immer wieder vor. Der App ist egal, ob du dort gerne bist, sie geht davon aus, denn sonst würdest du diese Orte doch nicht so häufig aufsuchen, oder? Und für mich ist genau an dieser Stelle der Groschen gefallen. Es war einer dieser berühmten AHA-Momente. Das zweite AHA fiel, als Rhonda Byrnes in ihrem Buch erklärte, dass es auf die kleinen Momente im Alltag ankommt und darauf, dass wir unsere Wünsche zu Ende denken. Es kommt darauf an, was ich denke, wenn mein Bus morgens Verspätung hat oder wie ich auf die schlechte Laune meines Chefs reagiere. Ich werde ab und an belächelt, weil ich in Situationen, die ich einfach nicht ändern kann, ruhig bleibe und Dinge sage, wie: “Wartezeit ist geschenkte Zeit.” Manch einer mag meinen, meine Art zu denken sei naiv, aber wer von uns beiden geht wohl gelassen aus solch einer Situation heraus? Ich laufe nicht mit eingezogenem Kopf durchs Büro, weil mein Vorgesetzter einen schlechten Tag hat und begegne ihm genauso wie sonst auch, bin freundlich und schenke ihm ein Lächeln. Vielleicht hat er ja auch genau das gebraucht, damit sein Tag besser wird und wir beide können ganz normal durch den Arbeitstag gehen.
Jedenfalls achte ich seit ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hielt verstärkt auf meine Gedanken und bin erstaunt, wie viele kleine Momente mich in meiner Stimmung beeinflussen und wie schnell der nette Verkäufer in der Bäckerei, der mir zum Rosinenbrötchen noch ein Lächeln und ein paar nette Worte schenkt, die unfreundliche Frau im Bus aus meinem Kopf verschwinden lässt.
Was mich ebenfalls beschäftigt, ist die Aussage, dass man seine Wünsche zu Ende denken muss. Man muss sie wirklich sehen und fühlen, damit sie sich erfüllen können. Habe ich den Wunsch, Schriftstellerin zu sein, wirklich zu Ende gedacht? Zu Beginn: Nö. Ganz ehrlich, ich hatte gar keine konkrete Vorstellung davon, was alles dazugehört und dachte nur: Ich will schreiben. Wünsche sind schnell ausgesprochen, aber um sie zu erfüllen muss man sie komplett durchdenken und eventuell merkt man unterwegs, dass man sich das nicht wirklich wünscht oder man kann ihn eben fühlen. Witzigerweise sagte meine Therapeutin Frau S. auch häufig zu mir: “Denken Sie den Gedanken mal zu Ende.” Und das “Zu-Ende-Denken” ist etwas, das mir in vielen Bereichen schon sehr geholfen hat und ich kann es nur empfehlen. Es kostet manchmal Mut, aber es lohnt sich.
Und weil ich eine wahnsinnig “fleißige” Grübelnase bin, denke ich das Ganze noch weiter. Es heißt doch, man ist immer der Durchschnitt der fünf Menschen, mit denen man die meiste Zeit verbringt und das hat mich selbst so sehr zum Nachdenken gebracht, dass ich dieses Wochenende mal ganz bewusst ganz alleine verbringe. Ich mach sowas sehr häufig und bin generell auch oft und sehr gerne alleine. Aber diesmal habe ich tatsächlich einer Freundin abgesagt mit der Begründung: “Ich hab das Gefühl mich in den letzten Wochen ein bisschen verloren zu haben und brauch das Wochenende jetzt mal komplett für mich.” Kein Instagram, keine WhatsApp-Gruppen oder Chats. Nur ich, um zu gucken, wer ich bin, wenn ich wirklich alleine mit mir bin und niemand guckt. Und das war sehr nötig, wunderschön und ich freue mich darauf, meine lieben Freund:innen bald zu sehen, mit geerdeten Gedanken. Wer bist du, wenn niemand guckt? Bist du an einem Ort, zu dem auch gerne zurückkehren würdest? Umgibst du dich mit Menschen, die dir guttun und tust du Dinge, die dich glücklich machen? Was macht dich denn glücklich?
Wenn du meiner Buchempfehlung folgst, lass mich gerne wissen, wie es dir gefällt und was du daraus mitnimmst!
Übrigens lese ich aktuell auch die “101 Essays, die dein Leben verändern” von Brianna Wiest und hatte mich total gefreut, als es in der Bibliothek endlich verfügbar war. Und jetzt überlege ich, ob ich das überhaupt zu Ende lesen soll, weil es mich gar nicht erreicht und sich mehr wie eine To-Do-Liste in Universalgröße anfühlt. Ein guter Beweis dafür, dass jede:r seine eigene Art und Weise hat, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und nur weil viele Menschen auf Instagram darüber sprechen, es mir nicht gefallen muss.
Bis nächste Woche!
Alles Liebe
Sarah