Jens-Peter Linde: Ein unveröffentlichtes Lebenswerk
Eine Kiste voller Lebensgeschichten
Im Frühjahr 2022, gerade frisch in Neustadt gelandet, lernte ich durch einen glücklichen Zufall Jens-Peter Linde kennen. Wir standen auf dem Marktplatz und kamen über eine Ausstellung ins Gespräch. Dabei erzählte ich wohl, was ich beruflich so mache und gemacht habe und er notierte sich meine Telefonnummer „für später“.
Zwei Wochen später war „später“ und er rief an und lud mich zu einem gemeinsamen Kaffee ein, bei dem er gern mit mir etwas besprechen wollte. Zu unserem Treffen brachte er einige seiner Werke mit: eine gedruckte Broschüre, einen Kalender, kleine selbst ausgedruckte und gebastelte Heftchen.
Der Kalender und die Broschüre waren Profi-Qualität, Offsetdruck – er hatte ganz schon investiert. Ganz im Gegensatz dazu die kleinen selbst gehefteten Booklets, die mich an meine ganz frühen Zeiten in den 90ern erinnerten, als auch ich so angefangen hatte, bevor Jahre später ein ernstzunehmender Verlag daraus wurde.
Jens-Peter war angetan von den Ideen und lud mich ein, mal seine kleine Sammlung von Booklets anzusehen, um daraus vielleicht eine Idee für die Herausgabe eines Buches zu machen. Ich ahnte damals noch nicht, was er noch hervorzaubern sollte …
Ich erzählte vom Selfpublishing, von der kostenlosen Möglichkeit, die eigenen Bücher herauszugeben. Ich sah, wie es in ihm rumorte. Kurz darauf bat er mich, zusammen mit ihm einen großen Karton unter der Dachschräge hervor zu ziehen, den er sofort öffnete.
Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen! Dutzende, ach, was sag‘ ich, hunderte kleine Heftchen blickten mir entgegen. Einige auf dem eigenen Drucker ausgedruckt und getackert, andere mit eigenen Bilder oder selbst mit Basteleien verziert. 60 Jahre Geschriebenes lagen dort vor mir und nur ein paar wenige Menschen hatten jemals etwas von ihm zu lesen bekommen.
Ein ganzes Lebenswerk lag da vor mir – unveröffentlicht. Mir liefen fast die Tränen.
Wir überschlugen mal: Selbst dann, wenn man 4 – 5 Booklets in einem Buch zusammenfassen würde, wären es wahrscheinlich mehr als 25 Bücher! Ich brauchte Tage, das zu verdauen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich erklärte Jens-Peter Linde, mittlerweile Anfang 70, wie man seine Bücher selbst herausbringt, mit wenigen Mitteln ein ansprechendes Cover gestaltet, das Ganze zum Hersteller hoch lädt und nur 10 Tage später sein eigenes Buch in Händen hält.
Drei Bücher sind mittlerweile fertig, das dritte durfte ich gerade live begutachten. Das Vierte hab‘ ich heute anschauen dürfen und nur kleine Nachbesserungen am Cover gemacht.
Und nun sagt mal selbst: Das hat er doch bislang sehr ordentlich gemacht, oder?
https://www.epubli.com/autoren/jens-peter-linde-45109 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)