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Ihr kleiner, unsichtbarer Motor

 Grażyna Bacewicz: Konzert für Streichorchester (1948)

Das patriarchalische Lob eines Komponistenkollegen, in ihrem Konzert für Streichorchester sei “männerartige kreative Stärke” zu hören gewesen, ist ein guter Beleg für die ästhetische Inkompetenz ihrer Zeitgenossen. Wer in Grażyna Bacewiczs Konzert für Streichorchester von 1948 spezifisch männliche Qualitäten entdeckt, verrät mehr über sich als über das Werk.

Die Polin Bacewicz ein Multitalent zu nennen, wäre eine Beleidigung: Sie war nicht nur Komponistin, sondern auch Pianistin, Geigerin, Dozentin, Autorin mehrerer Romane (!), und dann schrieb sie mit “König Arthurs Abenteuer” noch eine Funkoper, also eine direkt fürs Radio geschriebene Oper ohne Bühne.

Ihr nur fünfzehnminütiges Konzert für Streichorchester ist neoklassisch oder auch neobarock, das heißt es bedient sich etablierter Ästhetiken, aber gleichzeitig ist es auch eindeutig Musik des 20. Jahrhunderts. Was ihre Musik auszeichnet: sie kommt schnell zum Punkt, sie ufert nie aus. Bacewicz eiert nicht rum, sie macht klare Ansagen und wenn andere erst langsam in Fahrt kommen, ist bei ihr schon grande finale: “Ich habe nämlich einen kleinen, unsichtbaren Motor, dank dessen ich in zehn Minuten mache, wofür andere eine Stunde brauchen: dank seiner laufe ich, anstatt zu gehen, ich kann fünfzehn Briefe in einer halben Stunde schreiben, sogar mein Puls geht bedeutend schneller als bei Anderen, und ich wurde schon im siebenten Monat geboren.”

Das kann man hören. Bacewiczs Musik ist für Leute, die noch was vorhaben. Wenn auch ihr ungeduldig seid, zum Beispiel mit dem Patricharchat, hört euch Grażyna Bacewiczs Konzert für Streichorchester an. Ihr Puls geht bedeutend schneller als bei Anderen und deiner gleich auch.

Hier ist der 1. Satz:

https://www.youtube.com/watch?v=0icWbBto2jo (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

2. Satz: 

https://www.youtube.com/watch?v=KRmQ2c4y33c (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

3. Satz:

https://www.youtube.com/watch?v=Ssz6dhYM_lo (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Schöne Grüße aus Berlin
Gabriel

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