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Feldschach

Was ist eigentlich eine Feldschlacht? Die grundlegendste Definition aus dem Duden ist die einer Schlacht, die auf offenem Feld stattfindet. Liest man etwas weiter, gibt es ein paar eingrenzende Faktoren: Beide Gegner entschließen sich zum Kampf und können sich der Angelegenheit im Zweifelsfall auch wieder entziehen. Aber am wichtigsten: Es ist kein Überraschungsangriff, niemand wird belagert, niemand wird eingekesselt. Auf eine merkwürdige Art ist die offene Feldschlacht die „ehrenhafteste“ aller Arten, sich gegenseitig strukturiert umzubringen.

Und damit zur FDP, die mit diesem Begriff die politische Auseinandersetzung mit ihren ehemaligen Koalitionspartnern von SPD und Grünen plante (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Dass man den Tag des Ausstiegs aus der Regierung als „D-Day“ bezeichnet hatte, war ja schon länger bekannt gewesen, wenn auch der Generalsekretär das Gegenteil in Fernsehkameras gelogen unwissentlich falsch über ein internes Dokument informiert hatte – was ihn heute sein Amt gekostet hat. Die Wortwahl der „offenen Feldschlacht“ hingegen war neu, und sie offenbart ein spannendes Selbstverständnis der Partei, die sich selbst für liberal hält: Denn, wie gesagt, die Feldschlacht wird als „ehrenhaft“ wahrgenommen, gleichzeitig fordert sie aber natürlich auch viele Opfer auf beiden Seiten.

Nehmen wir die FDP-Zentrale also beim Wort, dann fallen zwei Dinge auf: Einmal, dass „Heimlich den Angriff vorbereiten“ für die FDP gar kein Trick ist, sondern einfach die allgemein praktizierte Handlungsmaxime für alle Parteien, und zweitens, dass da wirklich überhaupt kein Gespür für eine mögliche Selbstkritik vorhanden ist. Wer sich zum „D-Day“ entschließt, der tut das schließlich, um die Welt vom Nationalsozialismus zu befreien, also vom absolut Schlechten. Nun könnte man freundlich interpretieren, dass es um die Befreiung von der sich selbst blockierenden Koalition ging, aber dann gäbe es ja keine „Schlacht“ gegen SPD und Grüne zu planen. Oder man könnte hoffen, dass es nur um eine kindliche Militärbegeisterung für einen „Tag X“ ging, dann stellt sich aber am Ende immer noch die Geschmacksfrage.

Aber die Erzählung, die man sich in der FDP nun zurechtgelegt hat, verfängt offenbar zumindest bei Teilen der Hauptstadtpresse. Der Phoenix-Chefpolitikerklärer Gerd-Joachim von Fallois jedenfalls versuchte noch vor der Rücktrittserklärung zu beschwichtigen, alle Parteien würden doch intern Militärjargon verwenden und führte als Beleg allen Ernstes das Wort „Generalsekretär“ heran, das für ihn offenbar nicht vom lateinischen Wort für „das Allgemeine“ stammt, sondern direkt aus dem Dienstgradwesen.

Nun wird sich zeigen, ob der Rücktritt des Allgemeinsekretärs für die Rufrettung der FDP ausreicht, genug Spott (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) hat sie für ihr (natürlich auch noch verkehrt herum beschriftetes) Pyramidenschaubild schon bekommen, aber natürlich nur von Leuten, die sie ohnehin nicht gewählt hätten. Wichtig für die FDP ist ja aktuell nur, genug Leute zusammenzubekommen, für die sie ohnehin wählbar ist, solange sie nur nicht in Regierungsverantwortungsverlegenheit kommt. Gut möglich, dass das jetzt wieder denkbar ist nach dem Generalsekretär als Bauernopfer.

(Herr von Fallois, nur zur Sicherheit: Das Wort „Bauernopfer“ entstammt dem Schachspiel, das wiederum Krieg sehr abstrakt und schematisch nachbildet. Es ist nicht als militärische Metapher zu den Bauernkriegen zu verstehen. Grüße!)

Was sonst noch war:

Es hat wenig bis gar nichts mit (menschlicher) Geschichte zu tun, ist aber zu schön, um es zu ignorieren: Der erstmals aufgetretene Trend von Orcas, sich Lachse auf den Kopf zu legen, wurde wieder beobachtet: https://oceanographicmagazine.com/news/is-the-80s-orca-salmon-hat-back-in-vogue/ (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

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