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Redensarten-Index Newsletter Nr. 1 - alles Banane oder was?

Liebe Redensarten-Freundinnen und Freunde,

willkommen zu meinem ersten Newsletter.

Heute habe ich für Euch etwas gut Gelauntes ausgewählt: die Banane und ihren Gebrauch in der deutschen Sprache.

Die Deutschen haben offenbar ein besonderes Verhältnis zu ihr: 1/3 des EU-Importes an Bananen landet in Deutschland, wir sind Europameister im Bananenessen! Schon in den 1950er Jahren sorgte Bundeskanzler Adenauer im sogenannten Bananen-Protokoll dafür, dass die Südfrucht zollfrei importiert werden konnte. Seitdem steht die Banane für westlichen Genuss und Wohlstand.

Banane

Die exotische Frucht spielte auch im Zuge der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten 1990 eine besondere und auch gern verspottete Rolle. Da die Banane in der DDR nicht verfügbar war, war sie auch besonders begehrt: Nach dem Mauerfall 1989 schnellte der Konsum der Paradiesfrucht in Ostdeutschland steil nach oben und war zeitweise fast doppelt so hoch wie im Westen.

Dass die Banane heute noch unter sozial und ökologisch bedenklichen Bedingungen hergestellt wird, wird dagegen kaum thematisiert. Die koloniale Ausbeutung der Staaten, in denen sie angebaut werden, führte zum Ausdruck "Bananenrepublik" - ein abwertender Begriff, der gelegentlich noch in der Politik zu hören ist und Staaten bezeichnet, die durch Korruption oder politische und wirtschaftliche Abhängigkeit geprägt sind. Es stammt ursprünglich aus den USA Anfang des 20. Jahrhunderts, als US-amerikanische Fruchtkonzerne in Mittel- und Südamerika mithilfe von Korruption, Gewalt, Unterstützung von Diktaturen usw. ihre Interessen durchsetzten. Heute nimmt der Gebrauch des Wortes ab - wohl auch, weil er gegenüber den Staaten der Dritten Welt als allzu abschätzig empfunden wird.

Überhaupt scheinen die Zeiten, in denen die Banane in Redensarten und Umgangssprache besonders populär war, vorbei zu sein. Heute gänzlich ungebräuchlich ist der Ausruf "Ausgerechnet Bananen!" (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) , der eine spontane Äußerung des Unmuts oder der Enttäuschung bei einem unerwünschten Ereignis darstellt. Heute würde man wohl eher sagen "Auch das noch!" oder "Das darf doch nicht wahr sein (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)" . Sie entstand in den 1920er Jahren aus dem bekannten, gleichnamigen, gut gelaunten Schlagerlied, in dem es heißt "Ausgerechnet Bananen, Bananen verlangt sie von mir".

Heute noch üblich ist die Redensart "das ist total Banane (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)", was so viel heißt wie: Das ist unsinnig oder verrückt! Woher diese Redewendung stammt, weiß man nicht so genau. Aber hier spielt wohl auch eine Rolle, was so an Gedanken mit der Banane verknüpft ist: So essen ja typischerweise Affen Bananen - und Affen gelten in Redensarten und Umgangssprache als triebhafte Karikatur des Menschen, als ein Tier, das viel Unsinn treibt ("dem Affen Zucker geben (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)").

Insofern steht die Banane nicht nur für Genuss, sondern auch für Spaß, für alles, was man nicht so ernst nehmen muss. In den 1980er Jahren gab es z. B. im Fernsehen die Spielshow "Bananas" - eine Musik- und Comedyshow, die aus der englischen Redensart "going bananas" (ausflippen, Spaß haben) abgeleitet ist. Dann gab es in den 1970ern noch das Bonanzarad, das einen lang gezogenen Sattel hatte, den man Bananen-Sattel nannte. Die Räder waren den Choppern nachempfunden - und so konnten die Kids einen auf "cool" machen und sich wie Peter Fonda und Dennis Hopper in "Easy Rider" fühlen. Für Radtouren jedenfalls waren diese Räder nicht geeignet. Passend dazu entstand die Redensart "alles Banane!" (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), was so viel bedeutet wie "alles in Ordnung" (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) , "alles klar (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)" oder wie heute am häufigsten hört: "alles gut!" (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Und dann gibt es noch die Frage "Warum ist die Banane krumm?" (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) - eine typische Frage der Kinder ähnlich "Warum ist der Himmel blau?" - mit der sie bei den Eltern Ratlosigkeit erzeugen. Denn diese können die Frage meist nicht beantworten: Erwachsene nehmen alltägliche Dinge als selbstverständlich wahr, und nur Kinder kommen auf die Idee, sie zu hinterfragen.

Und übrigens: Das Wörtchen "banal" hat sprachgeschichtlich mit der Banane nichts zu tun.

Das wars für heute!

Bananige Grüße,

euer Peter vom Redensarten-Index

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