Redensarten Nr. 3 - Wie Weihnachten und Ostern zusammen
Liebe Redensarten-Freundinnen und Freunde,
willkommen zu meinem dritten Newsletter.
Passend zur Jahreszeit möchte ich heute ein paar Ausdrücke und Redensarten behandeln, die einen Bezug zu Weihnachten haben. Erst dachte ich: Da gibt es gar nicht so viele, aber ein paar habe ich dann doch gefunden.
Es wird ja immer mal wieder behauptet, die Deutschen hätten keinen Humor, aber hier zeigt sich, dass selbst das wichtigste christliche Fest des Jahres nicht davor gefeit ist, mit Ironie und Sprachwitz auf die Schippe (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) genommen zu werden - zumindest ein bisschen.
Quelle: depositphotos.com (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
Doch zunächst zum schönen Wort „Budenzauber (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)“, das die Stimmung auf den Weihnachtsmärkten sehr gut wiedergibt, wie ich finde. An jedem Stand duftet es anders: nach Räucherkerzen, Bonbons und Lebkuchen, Bratwurst und Maronen. Zusammen mit den Lichterketten und Dekorationen erzeugt das eine magisch-zauberhafte Stimmung und es ist eine schöne Tradition, mit einem Gläschen Glühwein unter Freunden die Weihnachtszeit einzuläuten.
Am Wort Budenzauber ist übrigens die „Bude“ interessant. Ursprünglich war die Bude nur eine kleine Hütte oder ein kleiner Laden – wie in unserem Wort die Buden der Weihnachtsmärkte. Doch seit Ende des 18. Jahrhunderts steht das Wort auch für die Wohnung der Studenten – der „Studentenbude“ (wobei hier das Nicht-Gendern passend ist, denn damals war Frauen der Zugang zu Universitäten verboten). Diese „Bude“ verdrängte das Wort „Kneipe“ - das vormals eben auch die Bedeutung „kleines Zimmer eines Studenten“ hatte - in das Wirtshaus, den Ort zum Quatschen und gemeinsamen Zechen.
Dann gibt es natürlich auch den Weihnachtsmann, der als Symbolfigur um die Weihnachtszeit allgegenwärtig ist und nach altem Brauch an Heiligabend die kleinen Kinder beschenkt. Doch nur die Kleinsten glauben an den echten Weihnachtsmann und es ist ein gängiges Motiv, dass die Kinder irgendwann hinter der Verkleidung mit weißem Bart und rotem Mantel die wahre Person erkennen. Das hat im angehenden 20. Jahrhundert zur Redewendung „noch an den Weihnachtsmann glauben (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)“ (leichtgläubig sein) geführt und auch der Weihnachtsmann selbst kann – in entsprechenden Situationen – gar als abwertende Bezeichnung im Sinne „Trottel“ verwendet werden („ein Weihnachtsmann sein (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)“). Auch die Bescherung – also die Verteilung der Weihnachtsgeschenke – wird in ironischer Umkehr genutzt: „Das ist ja eine schöne Bescherung! (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)“, sagt man dann, wenn ein unliebsames Ereignis eingetreten ist.
Was gibt es noch? Man kann jemanden „ausnehmen wie eine Weihnachtsgans (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)“ (ausnutzen, übervorteilen, ausbeuten) – eine redensartlicher Vergleich, der scherzhaft mit der Doppelbedeutung des Verbs „ausnehmen“ spielt, denn man muss vor dem Zubereiten die Gans „ausnehmen“, also ihr die Innereien entnehmen.
Quelle: depositphotos.com (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
Dann gibt es natürlich noch den Weihnachtsbaum, der mit Schmuck, Weihnachtskugeln und Lametta geschmückt wird. Das ist übrigens eine recht junge Tradition: Erst im 18. Jahrhundert wurde der Brauch, einen Nadelbaum an Weihnachten zu schmücken, im deutschsprachigen Raum üblich und verbreitete sich im 19. Jahrhundert über die ganze christliche Welt. Natürlich dürfen auch die Lichter nicht fehlen, die meist elektrische Lichterketten sind, jedoch auch heute noch gelegentlich aus brennenden Kerzen bestehen. Da ist die Gefahr groß, dass der ganze Baum anfängt zu brennen, und wie die Kritik an Weihnachten als Konsumveranstaltung gehört es zum alljährlich wiederkehrenden Ritual, vor allzu fahrlässigem Umgang mit brennenden Kerzen zu warnen. Und daher stammt wohl auch die Redewendung „es brennt der Baum (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)“, um eine heikle, schwierige Lage und die damit verbundene Aufregung zu bezeichnen. Sie ist allerdings sehr jung und erst seit Ende des 20. Jahrhunderts geläufig.
Das wars für heute. Ich wünsche Euch allen schöne Festtage und einen guten Rutsch (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) ins neue Jahr!
Euer Peter vom Redensarten-Index
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