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Trotz allem träume ich - 29.05.2023

Die Gewalt mündet in der Mündung einer Handfeuerwaffe, getragen von einem Polizisten, der Carla Hinrichs Wohnungstür aufgebrochen, und sie vermummt aus dem Schlaf gerissen hat.

Für mich ein Moment der Wahrheit, in dem aufblitzt, was sonst verborgen bleibt.

Der Laptop, auf dem ich gerade schreibe, hat seinen Ursprung in Gewalt. Gewalt gegen Schwarze Menschen, die unter Einsatz ihres Lebens seltene Erden aus dem Boden graben.

Das Longsleeve, das ich gerade trage, egal wie nachhaltig produziert, besteht aus Baumwolle, gewachsen in einer Monokultur, die den Tod für ein Ökosystem bedeutet hat.

Die Haferflocken, die ich gefrühstückt habe, wurden mit Verbrennern transportiert, deren CO2-Ausstoss zum Kollaps unseres Klimas beiträgt.

Egal was ich tue, bei jedem Schritt beteilige ich mich an der Vernichtung unseres Planeten, denn Wachstum bedeutet in unserem System vor allem Zerstörung. Wir begreifen uns als schaffende Spezies, aber was ist die Sixtinische Kapelle gegen einen Quadratkilometer Regenwald?

Jeden Tag träume ich. Von einer Welt, in der wir der Welt mit Respekt entgegentreten. Einer Welt, in der nicht nur die Würde des Menschen, sondern die Würde allen Lebens unantastbar ist. Eine Welt, in der allen bewusst ist, dass dein Wohlergehen mein Wohlergehen ist.

Angriffe von Autofahrern, Schmerzgriffe durch die Polizei, Hausdurchsuchungen – trotz all dem träume ich. Und deshalb bin ich im Widerstand.

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