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Oben drauf

Ich war in England, habe deswegen auch die vergangenen zwei Wochen nichts geschickt: habe da so viele inspirierende Menschen getroffen, und wenn Ideen so durch mich durchströmen, vergesse ich, welcher Wochentag es ist – entschuldigt!


Ein Moment hat mich dann doch wieder auf den Boden geholt. Ich war die letzten zwei Tage an der Küste von Devon wandern, bin an einer Stelle die Felsen runtergekraxelt, und dort stand im blauen Wasser ein riesiger Bogen aus Stein, eins dieser Kunstwerke geformt von Wind und Wasser.

Ich habe mich hingesetzt, das auf mich wirken lassen, zwei Männer kamen in einem Kanu angepaddelt. Sie fuhren ganz nah an den Bogen ran, einer stieg aus und kletterte ganz nach oben.

Der andere zog sein Handy raus, um ein Foto von seinem Freund zu machen, und der stellte sich in Siegerpose, die Arme hochgereckt, die Brust rausgedrückt, und ich habe mich gefragt: Was ist nur los mit den Leuten? Warum können sie nicht einfach mal mit etwas sein? Warum müssen sie immer oben drauf?
Und wenn ich „Leute“ sage, meine ich eigentlich: Männer, beziehungsweise, alle die sich patriarchal verhalten.

Mir hat’s den Augenblick versaut. Wenn wir nicht aus diesem ewigen Dominieren (und wenn es nur sowas ist, wie ein Fels, der im Wasser steht) rauskommen, dann wird das nichts. Dann schaffen wir das nicht. Dann sind wir weiter überall oben drauf, bis unter uns alles tot ist, und wir dann auch.

Langsamkeit, um überhaupt zu merken und zu fühlen, wo man ist. Beziehungen auf Augenhöhe. Dankbarkeit, für Menschen und für alles, was uns umgibt (und wenn es nur sowas ist, wie ein Fels, der im Wasser steht).  

Eigentlich habe ich aber gar keine Lust, mich aufzuregen, dafür passiert viel zu viel Schönes.

Unsere Lokale Versammlung in Berlin ist immer so voll, dass wir kaum genug Moderator:innen haben, gleichzeitig haben wir ein paar Ideen, um das noch besser aufzuziehen, und: Ich habe jetzt einen Monat Sommerpause. Keine Termine, keine Calls, keine Verpflichtungen. Einfach morgens aufwachen und schauen, wonach mir gerade ist.

Ich werde nach Schweden fahren, um zwei Wochen unter Bäumen zu sein, und viel lesen werde ich wahrscheinlich auch.

Dir wünsche ich, dass du auch ein bisschen Zeit für dich, zum Nachdenken und Reinfühlen hast.

Falls du noch Bücher suchst, diese haben mich in den vergangenen Monaten tief bewegt:

Healing Resistance von Kazu Haga, der mir die Schönheit der gewaltfreien Philosophie von Martin Luther King Jr. nähergebracht hat. Ich habe jetzt erst verstanden, dass das nicht nur Aktionsform, sondern auch Heilung, Lebensphilosophie und Zukunftsvision ist.

Die Autobiographie von Malcolm X, die die endlose Sprachgewalt dieses Menschen zeigt, die Art und Weise, wie gegen Schwarze Menschen Gewalt verübt wird; was Befreiung bedeutet und was wahre Charaktergröße, nämlich: seine eigenen Fehler immer wieder einstehen, und nie aufhören, Neues zu lernen.

Geil auch: Margins and Murmurations von Otter Liefe. Super viel über das Leben von Transmenschen gelernt, gleichzeitig eine Geschichte der Hoffnung inmitten einer dystopischen Zukunft gefunden, und Revolutionsromantik mag ich auch: bang!

Hab’ einen wundervollen Sommer, ich melde mich wieder im September!

Raphael


 

 

 

 

 

 

 

, e ich auch,

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