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Transkript: Cannabis: Selbstmedikation oder Selbstverarsche?

[00:00:02]:

Nutze ich Cannabis wirklich als Medikament fĂŒr mich oder verarsche ich mich einfach grob selbst?

Psychoaktiv, euer Podcast mit Suchttherapeutin Stephanie Boetsch. Zieht's euch rein!

Stefanie Bötsch [00:00:33]:

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Psychoaktiv. Mega, dass ihr wieder eingeschaltet habt, ich freue mich riesig. Denn heute widmen wir uns meiner Meinung nach einem wichtigen Thema, aber eigentlich wollte ich es gar nicht im Podcast behandeln. Ich habe darĂŒber nĂ€mlich einen Artikel im Psychoaktiven Magazin geschrieben und der hat dann doch auf Instagram fĂŒr sehr viele Diskussionen gesorgt. Also habe ich mir ĂŒberlegt, wie ich das Thema vielleicht doch noch auf eine etwas andere Weise im Podcast besprechen kann, vielleicht ein bisschen die Essenz der Diskussion aufzugreifen. In meinem Artikel habe ich nĂ€mlich eine aktuelle Imagekampagne bezĂŒglich Medizinalcannabis kritisiert. Das will ich aber, wie gesagt, hier nicht nochmal machen. Den Artikel findet ihr ĂŒbrigens in den Shownotes, falls es euch interessiert, habe ich euch da verlinkt.

Stefanie Bötsch [00:01:24]:

Als ich mir die RĂŒckmeldungen zu diesem Artikel angeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass ja eigentlich so dieses Kerndiskussionsthema die verschiedenen Konsummuster rund Cannabis sind. Dass das immer und immer schwammiger wird, ist mir auch schon wĂ€hrend dem Prozess der Umsetzung der Teillegalisierung aufgefallen. Noch einmal zur Erinnerung, Cannabis wurde im April zu Genusszwecken teillegalisiert. Also das war im Prinzip der Hauptfokus. NatĂŒrlich hat sich im Rahmen dessen, dazu kommen wir auch gleich, auch was beim Medizinalcannabis verĂ€ndert. Trotz allem ging es erstmal die Genusszwecke. Wenn man allgemein die Debatten verfolgt hat, hat sich das plötzlich alles total vermischt. Und das habe ich schon damals ziemlich ungĂŒnstig empfunden, weil es eben gewaltige Unterschiede dazwischen gibt, ob man jetzt zu Genusszwecken Cannabis konsumiert oder ob man sich eben medikamentiert auf die ein oder andere Weise.

Stefanie Bötsch [00:02:27]:

Und auch hatte ich persönlich das GefĂŒhl, dass immer mehr dieses Bild entstanden ist, ja, Cannabis ist fĂŒr alles gut, klatsch drauf. So, weil halt diese Debatten teilweise sehr lĂ©gĂšre gefĂŒhrt wurden. Oder die Argumente so dolle vermischt wurden. Das ist es wahrscheinlich eher. Und genau deswegen wollte ich dieses Thema nochmal aufnehmen. Wir haben in diesem Podcast schon ĂŒber Selbstmedikation von Cannabis gesprochen und zwar mit Gundula Barsch. Die hat zur Selbstmedikation auch sehr viel geforscht. Das ist ĂŒbrigens die Folge 60, Die könnt ihr euch gerne nach dieser Folge nochmal anhören.

Stefanie Bötsch [00:03:05]:

Was wir heute in dieser Folge machen wollen, ist tatsĂ€chlich einfach nur diese Konsummuster zu untersuchen. Also was macht einen Cannabis-Patienten aus? Was macht Selbstmedikation aus? Aber auch vor allem die Frage klĂ€ren fĂŒr Fachleute, die vielleicht den Podcast hören, aber auch fĂŒr Konsumierende selbst, die vielleicht gerade den Podcast hören. FĂŒr sich zu unterscheiden, Nutze ich Cannabis wirklich als Medikament fĂŒr mich oder verarsche ich mich einfach grob selbst? Genau darum wird es in dieser Folge gehen. Doch bevor wir jetzt gleich ins Thema reinstarten, möchte ich mich noch gerne bei meinen ersten Psychoaktiv Plus-Mitglieder bedanken. Lieben Dank an Olivia, Katja, Fritz, Susanne, Florian, Jan, Corinna, Lena, Paula, Steffen und Lukas, dass ihr meinen Podcast unterstĂŒtzt. Und ganz besonderen Dank an Anja, die eine Jahresmitgliedschaft vom Symposium im Sprudelspa gebucht hat, also dem grĂ¶ĂŸten Paket. Vielen lieben Dank fĂŒr eure UnterstĂŒtzung. Kleine Erinnerung an euch, mit Psychoaktiv Plus bekommt ihr den Zugriff auf einen werbefreien Podcastfeed, alle Artikel vom Psychoaktiv Magazin, die Transkripte zur Folge und bald gibt es auch die erste Bonus Folge.

Stefanie Bötsch [00:04:27]:

Link dazu findet ihr in der Folgenbeschreibung Und jetzt starten wir in die Folge rein.

Rahmenbedingungen eines Cannabis-Patienten

Starten wir mit den Rahmenbedingungen fĂŒr Cannabis-Patienten. Wie schon in der Einleitung erwĂ€hnt, ist Cannabis als Medikament nicht erst seit 2024 Thema, sondern ist seit 2017 als Rezepturarzneimittel zugelassen. Im Gegensatz zu Fertigarzneimitteln, die durch ein aufwĂ€ndiges Zulassungsverfahren mĂŒssen und am Ende genau einer Funktion zugeordnet werden mĂŒssen, also es wird definiert, fĂŒr welche Krankheit oder fĂŒr welches Symptom sie eingesetzt werden, fĂ€llt bei Rezepturarzneimitteln dieses Zulassungsverfahren weg. Rezepturarzneimittel werden außerhalb von Cannabis zum Beispiel dafĂŒr genutzt, Medikamente herzustellen fĂŒr Menschen, die Fertigmedikamente nicht vertragen, zum Beispiel weil sie eine UnvertrĂ€glichkeit haben oder Kinder alkoholhaltige oder bittere Medizin nicht einnehmen können. Da bei Rezepturarzneimitteln dieses Zulassungsverfahren wegfĂ€llt und sozusagen ja eine Art Verschreibungsanleitung zu dem Medikament fehlt, ist die Liste fĂŒr was Cannabis verschrieben werden kann sehr sehr lange und geht von ADHS, Angsterkrankungen, BlasenkrĂ€mpfe, chronische Schmerzen, HIV, MigrĂ€ne, Multiple Sklerose bis hin zum Reizdarm. Und das sind noch nicht mal alle Indikationen. Dass das so möglich ist, ist sowohl gut als schlecht.

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