Liebe Pfefferhasis und Newsletter-Mäuse,
mit dem Juni beginnt auch der Pride-Month, also der Monat, in dem das Leben und die Rechte queerer Menschen in den Fokus rücken. Rathäuser hissen Regenbogenfahnen und Unternehmen färben ihr Logo entsprechend ein (also zumindest in den Ländern, wo es der Marke zuträglich ist, die Logos in der Türkei, in Saudi-Arabien oder in Ungarn zeigen natürlich keine Solidarität mit der LGBTQIA-Community).
Die CSD-Saison ist aber auch die Zeit, in der wir uns verstärkt anhören müssen, es sei ja langsam auch mal gut, es gäbe hierzulande doch eigentlich keine Diskriminierung mehr. Doch das Gegenteil ist richtig. Wir begehen den Pride-Month 2023 inmitten eines massiven anti-queeren Backlashes. In Uganda droht Homosexuellen die Todesstrafe, in den USA wurden allein in diesem Jahr bereits über 300 (andere Quellen sprechen von über 400) Gesetzesentwürfe (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) eingebracht, in Wien (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) und München (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) sollen Veranstaltungen mit Dragqueens verboten werden, in Hannover wurde am letzten Wochenende ein 17-jähriger trans Mann nach dem CSD-Besuch queerfeindlich beleidigt und so schwer zusammengeschlagen (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), dass er ins Krankenhaus musste, und in ganz Deutschland wird (mit großer Unterstützung der Medien) massiv Stimmung gegen das geplante Selbstbestimmungsgesetz gemacht, sodass inzwischen der Justizminister transfeindliche Narrative reproduziert (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) und den Gesetzesentwurf entsprechend veränderte (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
In Stralsund wurden am Donnerstag zwei Frauen aus dem Theater geworfen, weil sie sich geküsst hatten (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Andere Besucher*innen des Philharmonischen Konzerts im Großen Haus hatten sich davon gestört gefühlt und sich beschwert. Ein Theatermitarbeiter verwies daraufhin das Paar des Hauses. Das Theater bestätigt den Vorfall, bezog aber nicht eindeutig Stellung gegen die Diskriminierung, sondern erklärte: „Wir wissen noch nicht genau, was passiert ist, wir müssen und wollen erst mit beiden Seiten reden, bevor wir weitere Schritte unternehmen. Wir haben auch ein Gesprächsangebot mit beiden Betroffenen gemacht. Es tut uns auf jeden Fall sehr leid.“
Ich habe das Gefühl, dass der Hass auf alles Queere immer mehr zunimmt und es gesellschaftlich akzeptiert ist, diesem Hass (zumindest verbal) freien Lauf zu lassen. Erst gestern warf der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz uns vor, für das Erstarken der AfD quasi im Alleingang verantwortlich zu sein. Anstatt anzuerkennen, dass der Stimmenzuwachs der Rechtsextremen zeitlich gesehen ziemlich genau mit seiner Übernahme der CDU-Parteispitze korreliert, behauptete er auf Twitter: „Mit jeder gegenderten Nachrichtensendung gehen ein paar hundert Stimmen mehr zur #AfD. Gegenderte Sprache und identitäre Ideologie werden von einer großen Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr nur im Stillen abgelehnt. Sie werden als übergriffig empfunden.“ Was die Autorin und Podcasterin Rebecca Endler auf Twitter folgendermaßen kommentierte: „ah ja, und die Frauenwahlrechtsbewegung war am Nationalsozialismus schuld. war auch sehr übergriffig, damals.“ Ich will hier niemandem den Sonntagabend verderben, aber ich nehme Wetten an, in welchem Bundesland als erstes eine CDU-AfD-Koalition gebildet werden wird.
Im Wochenrückblick geht es heute auch viel um Queerfeindlichkeit, außerdem um die Demonstration zum Internationalen Hurentag in Berlin und die neuesten Entwicklungen im Fall Rammstein.
Der Wochenrückblick ist von nun an in der Sommerpause. Der nächste wird der zur #KW27 sein und erscheint am 9. Juli. Auf den Newsletter müsst ihr nicht vollständig verzichten, ich melde mich!
Bis dahin, habt es gut und passt auf euch und einander auf,
Hasengrüße!
Ulla