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Güskens sechster Fall: Ermittlungen an den Rändern der Stadt

Können böse Gedanken töten? An einem münsterländischen Elite-Kolleg gibt eine Reihe von Selbstmorden Rätsel auf: Ein gewisser Armin Waldemar behauptet, die Taten mithilfe dunkler Energie herbeigeführt zu haben. Was bezweckt der undurchsichtige Waldemar, der sich der sogenannten Parakosmologie verschrieben hat, mit seinem absurden Geständnis? Will er die Werbetrommel für sein seltsames Institut rühren, das er in Amelsbüren leitet? - Als sich ein weiterer Suizid ereignet, macht sich Ex-Kommissar Niklas de Jong gemeinsam mit seinem ehemaligen Kollegen Achim Bühlow daran, die Wahrheit herauszufinden. Dabei hat der Privatermittler eigentlich alle Hände voll zu tun: Sein aktueller Klient, der Schönling Ulf Meckelbeck, baggert ausgerechnet Giulia an, seine Verflossene, und als wäre das alles noch nicht genug, meldet sich sein hochbegabter Bruder Janwillem und bittet de Jong um Mithilfe in einem Kidnapping-Fall, den er vergeigt hat.

Wenn man beim Lesen eines Krimis auch des öfteren mal herzhaft lacht? Ist das ein schlechtes Zeichen, für das Buch, den Krimi? Müssen Krimis immer bierernst sein?

»Der dunkle Lord von Münster« von Christoph Güsken gab mir jedenfalls öfters einen Grund zum Lachen. Immer mal wieder gelingt es dem Niederrheiner Güsken seinen trockenen Humor zu kultivieren, und lässt uns an seinen bissig-zutreffenden Beobachtungen teilhaben.

Dabei ist der Protagonist auch dieses Güsken-Krimis der Ex-Hauptkommissar Niklas deJong in einer denkbar schlechten Verfassung, er leidet sehr wegen seiner verflossenen Gulia, die sich bei ihm nicht mehr blicken lässt, stattdessen mit einem öligen Schönling in der Öffentlichkeit zeigt, Ulf Meckelbeck. Und ausgerechnet der wird deJongs, der ähnlich wie Wilsberg chronisch klamm ist, dessen nächster Auftraggeber wird. Sein Geld verdient Meckelbeck der wird, als Produzent des TV-Formats hombre.tv. Um was es geht? In münsters elitären Hülsbrock-Kolleg am Rande der Stadt, das ein wenig dem Gymnasium St. Mauritz nachempfunden scheint, ist es zu zwei Suiziden gekommen. Einen geständigen Täter gibt es auch. Den sinistren Armin Waldemar, der behauptet mit bösen Gedanken und dunkler Energie die Tötung herbeigeführt zu haben. Sein Geständnis glaubt nicht mal die Polizei. Das Institut für parakosmologisches Forschungszentrum in Amelsbüren hat Güsken räumlich neben das Tierversuchslabor Covance gelegt. de Jong muss diesen Fall weitgehend ohne seinen Partner, den Kommissar Achim Bühlow lösen, der auf Hochzeitsreise auf Kreta weit. DeJong lernt im Zuge seiner Recherchen auch die Journalistin Rabea Horn kennen, die, wie könnte das in diesen Tagen anders sein, eine investigative Journalistin ist, oder besser gesagt sich als solche ausgibt, ohne das dabei klar würde ,für wen sie schreibt und wer ihre Recherchen finanziert. Jedenfalls recherchiert sie ebenfalls über das Hülsbrock Kolleg, offen bleibt, für wen sie schreibt und wer das finanziert. deJong, der sich wie Güsken formuliert, „am Grundton seines Selbstmitleids labt," lernt im Zuge seiner Ermittlungen noch eine weitere interessante Frau kennen. Die Rechtsmediziner Hattkämper. Die konfrontiert ihn mit einen weiteren Theorie zu den Suizidfällen. die sie für Morde in beiderseitigem Einverständnis hält.

Was Güskens so sympathisch macht, ist die immer wieder aufkeimende Erkenntnis und Einsicht, welche Funktionen Besitzer griechischer Restaurants auf das Leben von Menschen haben können. Der Erzähler Güsken hat fraglos an sich gearbeitet, nicht mehr jede Idee aus dem Zettelkasten verwertet. „Der dunkle Lord von Münster" hat dadurch spürbar an Stringenz und erzählerischer Dichte gewonnen. So gelingt es ihm auch gut, einen zweiten Erzählstrang neben der eigentlichen Story, den über de Jongs Bruder Janwillem gut zu integrieren.

Und am Ende des Krimis, der wie bei Güsken, die ein oder andere Wendung nimmt, sind wir um die Erkenntnis reicher, dass böse Gedanken zwar nicht töten können, aber das Mysterium um sie als „Dark Energying" Einzug in das Programm solcher Fort- und Weiterbildungsinstitute wie dem Kreativhaus finden können - jedenfalls in der Phantasie des Autors.

P.S.: Welche Rolle das auf dem Buchcover abgebildete Gasometer, derzeit gerade im Zentrum grundsätzlicher lokalpolitischer Kontroversen in Münster, spielt, wird hier nicht verraten! Allerdings schon, wie de Jong die Stadt Münster erlebt: Nämlich als „spießig, allzu aufgeräumt, allzu vorauseilend politisch korrekt". Aber ein zweiter Jürgen Kehrer, der Ergebnisse journalistischer Recherchen in seine Romane einfließen lässt, das ist Güsken nicht. (fb)

Christoph Güsken, Der dunkle Lord von Münster, KBV, 2021, 13 Euro

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