Kosaken können mehr als Kasatschok tanzen und Kalinka singen

oder: Wie aus der Adam-Riese die Jakob-Reinhardt-Show wurde

Von allen Gästen auf der Gästeliste der letzten Adam-Riese-Show in diesem Jahre war er vielleicht er der Unbekannteste. Neben Techno Legende WestBam und der WDR-Lokalzeit Moderatorin Stephanie Heinrich: Das Multi-Talent Jakob Reinhardt. Aber dann: Schon wir er seine bewegte Biografie erzählte seine Jugend als einer von neun Brüdern (Frage: „Was machen Deine Eltern, Antwort: „Kinder"), das war so witzig, unterhaltsam  und so pointiert, so unaufgesetzt, dass man gerne mit ihm freiwillig in einem IC feststecken würde. Aufgezogen als bibeltreuer Christ, („für  uns gibt es für alles im Leben mindestens eine Bibelstelle") der teils in Kasachstans teils im Kaukasus aufwuchs, zog es seine vielköpfige Familie 1989 ins gelobte Deutschland, wo er in Bramsche landete (in einem „Aufnahmelager" (das war neben „leiser" die ersten Worte die er auf Deutsch lernte) wohnte er zunächst in Porta Westfalica (sein Hinweis für das OWL-unkundige Publikum: „Das ist eine Stadt und kein Freizeitpark") Schließlich landete er 2009 doch in Münster, sonst wäre er ja nicht in Adam Rieses 15 Jahre alten Talkshow gewesen, denn da kommt man nur rein, wenn man „Münster-Bezug" hat. Der gelernte Ofensetzer studierte - obwohl  inzwischen nicht mehr gläubig - evangelische Theologie und hat über Umwege jetzt eine neue Identität als Kosake gefunden, einem Umstand, dem auch seine Frisur, die Kosakenzipfel geschuldet sind, wie der Talkmaster erfragte.

Er hat den Bogen ziemlich raus: Jakob Reinhardt. Foto: Frank Biermann

Für Riese war dieser Teil der Show leicht verdientes Geld, denn er konnte Reinhardt einfach machen lassen. Und das änderte sich auch  nicht nach einer Unterbrechung als Reinhardt anfängt auch noch eine musikalisches Talent mit Russkji- Chansons mal mit der Ukulele mal mit dem Saxophon und zusammen mit Showassistent Jens Heinrich Claassen sein Improvisationstalent zu demonstrieren. Spätestens da hatte er den „Laden" (gemeint ist damit der fast ausverkaufte Engel-Saal im obersten Geschoss des Atlantic-Hotels) , fest im Griff und konnte seinen großartigen Auftritt beenden. Man darf sicher sein: Die, die seinen Namen bis dahin nicht kannten, werden sich ihn gemerkt. Und man darf gespannt sein, was aus ihm noch wird.

Eröffnet worden war der Abend von der bezaubernden Ilona König, die eine eigene Version des Grönemeyer-Klassikers „Mensch" begleitet von der Showband „Markus Paßlick und seine Original Pumpernickel“ präsentierte.

Showmaster Adam Riese übernahm dann für einen kabarettistisch angehauchten Jahresrückblick, in dem er ein Jahr Adam-Riese-Show im Atlantic-Hotel launig Revue passieren ließ - geleakte Strapsebilder im Farbstuhl inklusive.

Seit 15 Jahren im Talk- und Showgeschäft: Adam Riese. Foto: Frank Biermann                              

Sein erster Gast, die WDR Lokalzeit Münsterland-Moderatorin Stephanie Heinrich wirkte schon etwas nervös, da sie nicht genau wußte, welche Fragen kommen würden, wie sie freimütig einräumte. Sie bat darum „nett" interviewt zu werden und so kam es auch. Riese gab sich rasch dem Charme der sympathischen Blondine, die alle nur Steffi nennen, selbstironisch erlegen: „Ich kann doch gar nichts anders". So erfuhr man nur ein wenig von ihrem Volontariat im Lokalfunk bei Radio WAF (von Riese beharrlich Radio Warendorf genannt) ein paar weiteren Stationen beim Radio bei dpa und im NDR Funkhaus in Kiel und einer erfolgreichen Bewerbung - „da war ich schon mit dem zweiten Kind schwanger" - in der Mondstraße beim altehrwürdigen WDR Landesstudio Münster. Und dort gehört sie seit sieben Jahren zum Moderatoren-Team, das im Wechsel die halbstündige Lokalzeit präsentiert. Nachfragen  zum wissenswerten und unterhaltsamen Lokalzeit-Programm, das sie dort präsentiert - gab es keine, nicht mal nette. Aber einen netten Präsentkorb zum Schluß - den wieder mit Münster-Bezug.

WDE-Lokalzeit-Moderatorin Stephanie Heinrich. Foto: Frank Biermann

Da der Verfasser dieser Zeilen einen Presseplatz mit einem Nachbarn erwischt hatte, der für anderthalb Plätze bezahlt hatte oder sich zumindest so übergreifend benahm, wurde aus Gründen der gesundheitlichen Prophylaxe auf den Besuch des zweiten Teils der Show verzichtet. Aber da stand eh schon genug auf dem Block. Frank Biermann