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Und wieder ist ‘Nie wieder’ im Anmarsch– Müssen wir das wirklich wiederholen?

Der 9. November als Mahnung, die scheinbar wieder laut werden muss, weil rechte Ideologien und politische Gleichgültigkeit die Türen erneut öffnen – und wir das „Nie wieder“ verteidigen müssen.

Am 9. November 1938 flammte der blanke Hass auf, als Synagogen brannten, jüdische Geschäfte geplündert und zahllose Menschen gequält, verschleppt und ermordet wurden. Die Reichspogromnacht, ein Fanal der Gräueltaten des Naziregimes, war der Auftakt zur Shoa. Die Welt rief „Nie wieder!“ Doch hier stehen wir, 86 Jahre später, und stellen entsetzt fest: Das Versprechen scheint brüchig zu werden. Rechte Parolen werden wieder laut, antisemitische und rassistische Hetze verbreitet sich hemmungslos – und Politik und Gesellschaft schauen oft zu oder weg.

Haben wir das „Nie wieder“ denn wirklich nicht verstanden?

Das „Nie wieder“ im Jahr 2024 – Ein längst überfälliges Mahnsignal

Die Zeichen, dass das „Nie wieder“ gefährlich brüchig wird, häufen sich seit Jahren: Rassistische Hetze ist keine Seltenheit, Antisemitismus zieht sich wieder durch Kommentare und Reden in sozialen Netzwerken, und die Grenzen dessen, was gesagt werden kann, werden in der sogenannten „bürgerlichen Mitte“ zunehmend verschoben. Politische Kräfte relativieren die Gefahr, rechtsextreme Gruppen vernetzen sich offen und propagieren ihre menschenfeindliche Ideologie, während immer mehr Menschen wegsehen, schweigen oder schlicht resignieren.

Der Ruf nach einem neuen „Nie wieder“ ist längst fällig, denn die Realität zeigt: Ein Versprechen alleine reicht nicht aus, wenn niemand es verteidigt.

Wir stehen an einem Punkt, an dem dieselben Mechanismen der Ausgrenzung und des Hasses, die in den 1930er Jahren zur Katastrophe führten, wiederaufleben. Antisemitismus wird in rechten Kreisen zu einem „legitimen Standpunkt“ umgedeutet, und Minderheiten werden erneut für die Probleme der Gesellschaft verantwortlich gemacht – eine Parallele zur Vergangenheit, die uns wachrütteln müsste. Doch statt einem klaren „Stopp!“ kommt oft nur eine lauwarme Verurteilung, die niemandem wehtut. Diese Gleichgültigkeit und das bloße Wegsehen sind gefährlich, denn genau das machte es früher wie heute den Extremen leicht, sich breit zu machen.

Das gefährliche „Normalisieren“ der Vergangenheit: Was wir nicht wieder zulassen dürfen

Ein weiteres Alarmsignal ist die absurde Opferrolle, in die sich rechte Stimmen verlegen. Sie tun so, als sei „ihr Volk“ in Gefahr, als sei das Land bedroht und als dürften sie ja nichts mehr sagen. Wer antisemitische oder rassistische Ansichten scharf kritisiert, wird beschuldigt, die „Meinungsfreiheit“ zu unterdrücken. So wird die Geschichte verdreht: Plötzlich gelten diejenigen als „Verfolgte“, die selbst Hetze betreiben. Dieser Missbrauch des „Nie wieder“ ist nicht nur ein Hohn gegenüber den realen Opfern des NS-Regimes – es ist ein gefährliches Spiel, das am Boden unserer Demokratie rüttelt.

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Spirale der Gewalt und Verachtung immer genau so begann: Man machte Minderheiten für Krisen verantwortlich, propagierte „kulturelle Reinheit“ und verschob die Grenzen dessen, was in der Öffentlichkeit als „sagbar“ gilt. Das „Nie wieder“ sollte genau diese Entwicklungen für alle Zeiten verhindern – und doch stehen wir wieder an einer Schwelle, die erschreckend bekannt aussieht. Die Vergangenheit darf uns keine traurige Folklore sein; sie muss als klares Mahnmal und Handlungsauftrag verstanden werden, denn sonst brauchen wir das „Nie wieder“ bald in noch viel lauterer Form.

„Nie wieder“ darf kein historisches Lippenbekenntnis bleiben – Es ist unser Auftrag

Was heißt „Nie wieder“ im Jahr 2024? Es bedeutet, dass wir nicht einfach „erinnern“ können – wir müssen aktiv gegen jede Form von Hass, Verleumdung und Spaltung vorgehen. Die Reichspogromnacht war der Anfang vom Ende jeder Menschlichkeit im Nationalsozialismus. Dass ausgerechnet heute wieder Stimmen laut werden, die Minderheiten diffamieren, die Grenzen auflösen wollen und Angst säen, verlangt eine Antwort, die deutlicher nicht sein könnte.

Ein wahres „Nie wieder“ bedeutet, dass wir geschlossen dagegenstehen – dass wir wachsam bleiben, dass wir einschreiten, wo rechte und extremistische Parolen Raum greifen. Der 9. November ist nicht nur ein Tag der Erinnerung, sondern eine dringende Erinnerung daran, dass die Ideale und Werte, die wir aufgestellt haben, von jedem und jeder von uns verteidigt werden müssen. Denn ohne uns droht das „Nie wieder“ zu einem leeren Versprechen zu verkommen.

Haben wir es wirklich nötig, das „Nie wieder“ neu einzufordern? Müssen wir wirklich wiederkäuen, was wir längst wissen sollten? Die Antwort lautet leider: ja. Weil die Schatten der Vergangenheit nicht einfach verschwinden und weil wir, wenn wir das „Nie wieder“ verteidigen, unsere Demokratie, unsere Menschlichkeit und unsere Zukunft verteidigen.

Rechtlicher Hinweis: Dieser Artikel dient der kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und stellt keine rechtlich bindenden Aussagen dar. Die dargestellten Ansichten dienen ausschließlich der Information und Diskussion. Die verwendeten Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen. Trotz sorgfältiger Prüfung wird keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit übernommen. Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf die alleinige Wahrheit und ist im Sinne der Meinungs- und Informationsfreiheit zu verstehen.

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