„Toxisch reich” – der Schlüssel für die Metakrise?
Sebastian Klein publiziert just am 03.02.2025 sein revolutionäres Buch: „Toxisch Reich: Warum extremer Reichtum unsere Demokratie gefährdet.” Wir müssen reden – über Geld, Steuergerechtigkeit, Milliardär:innen, Umverteilung und die Verteidigung unserer Demokratie. Sebastian weiß, was es heißt, reich zu sein: Der Mitgründer von Blinkist war einmal Multimillionär - und hat dann 90 Prozent seines Vermögens abgegeben. Er ist überzeugt, dass extremer Reichtum unserer Gesellschaft schadet, denn große Vermögen in den Händen einzelner sind undemokratisch, sie befeuern den Klimawandel und spalten die Gesellschaft. Damit wirft er ein Schlaglicht auf ein Thema, das die Politik (gewisse Teile, die Mehrheit!) lange übersehen hat: die Überreichen und ihre Rolle in unserer Gesellschaft. Wie hängen Reichtum und Armut zusammen?
Warum werden ausgerechnet die Reichsten von der Erbschaftsteuer befreit?
Warum wird Arbeit so hoch und Vermögen gar nicht besteuert?
Und warum machen manche Menschen Wochenendausflüge in den Weltraum, während andere ihre Heizrechnung nicht bezahlen können?
Kleins Analysen zeigen, wie sehr wir extremen Reichtum als Problem unterschätzen. Sein Buch ist ein leidenschaftlicher Appell für mehr soziale Gerechtigkeit und eine Gesellschaft, in der nicht nur wenige, sondern alle reich sind.
Er teasert seine Thesen so: „Klimakrise, Biodiversitätskrise, Demokratiekrise, Hungerkrise, Wirtschaftskrise – während meine Generation noch in dem Glauben aufwuchs, dass alles immer besser werden würde, befindet sich die Welt heute in einem dauerhaften Krisenzustand.
Parallel dazu passiert noch etwas anderes: Die Reichen werden immer reicher. Niemals zuvor in der Weltgeschichte gab es so viel Privatvermögen wie heute. Nur kommt bei den allermeisten Menschen nichts von diesem Wohlstand an.
Dass die Reichsten immer reicher werden und unsere Probleme gleichzeitig immer größer, ist kein Zufall. Die Ungleichheitskrise ist das, was allen anderen Krisen zugrunde liegt und diese wie ein Brandbeschleuniger weiter verstärkt. Der unglaubliche Reichtum in der Hand weniger Menschen wirkt wie ein Gift, das alles zerstört, was unser Leben lebenswert macht. Die Dystopie ist längst Realität geworden: Eine Handvoll Männer ist bereits auf der Suche nach einem anderen Planeten, auf dem sie ihren Wettbewerb um den höchsten Kontostand fortführen kann, wenn sie unseren zugrunde gewirtschaftet hat.
Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Wir haben als Gesellschaft einen unfassbaren Reichtum geschaffen, wir sind so produktiv wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte und wir Menschen sind lern und anpassungsfähig. Damit sollte sich doch arbeiten lassen! Zunächst müssen wir jedoch verstehen, dass die extreme Konzentration von Reichtum toxisch ist, dass dieser Reichtum auf der Ausbeutung anderer Menschen und unseres Planeten beruht und unsere Demokratie zersetzt. Ich war selbst einmal Teil dieses Problems: Ich gehörte zum reichsten Prozent der Deutschen.“
Aus der Leseprobe (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) zum Buch „toxisch reich (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)”

Ungleichheit erschwert Transformation doppelt
In Deutschland zeigt sich dieses Muster besonders bei der mächtigen Automobilindustrie, die ihre Lobbymacht nutzt, um alle wichtigen Reformen mindestens zu verzögern. Die Lobbyorganisation Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, die unter anderem von der Automobilindustrie mit Millionenbeträgen finanziert wird, fällt immer wieder auf mit Kampagnen wie den »12 Fakten zur Klimapolitik«. Mit gezielter Desinformation werden in solchen Kampagnen Zweifel gesät, um klimapolitische Maßnahmen wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz zu torpedieren. Natürlich wäre es für uns als Gesellschaft sinnvoll, möglichst schnell auf eine klimaverträgliche Wirtschaftsweise umzustellen. Dass das so langsam geschieht, liegt nicht zuletzt daran, dass Menschen und Firmen hier ihre kurzfristige Profitmaximierung über gesamtgesellschaftliche Interessen stellen. Langfristig schadet das der Wirtschaft, weil sie den Trend verpennt und ihre Unternehmen im internationalen Wettbewerb nicht mehr konkurrenzfähig sind.
Schreibt Maurice Höfgen in seinem Newsletter 12.3.25. (Wenn du an einer verständlichen und unorthodoxen Perspektive auf unser Geldsystem interessiert bist, abonniere die Newsletter von Maurice (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) oder (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) sieh dir seine YouTube-Filme (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) an. Riesenempfehlung von mir!). Und er verweist auf eine Autorität: Marcel Fratzscher, Professor für Makroökonomie Der leitet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung und äußert sich regelmäßig zu Verteilungsfragen. Maurice gefällt, dass der die Wirtschaft stets vor dem Hintergrund der Gesamtgesellschaft betrachtet. Schließlich sollte die Wirtschaft ja für uns Menschen da sein und nicht umgekehrt. Das mag selbstverständlich klingen, aber viele Ökonomen scheinen leider vergessen zu haben, dass Wirtschaften kein Selbstzweck ist.
Seine Schlussfolgerung ist dann die:
»Die hohe Ungleichheit bei privaten Vermögen führt dazu, dass viele Menschen – und wir reden nicht von wenigen, sondern wir reden von knapp 40 Prozent der Haushalte – keinen Sicherungsmechanismus haben, um auf Krisen zu reagieren. Wenn auf einmal die Energiekosten explodieren oder die Lebensmittel 30 Prozent teurer werden, sind das Krisen, auf die viele Menschen nicht vorbereitet sind. Weil sie eben nicht die privaten Ersparnisse haben und auch weil der Sozialstaat eben nicht alles absichern kann. Und deshalb ist diese große Ungleichheit bei privaten Vermögen ein soziales und ein wirtschaftliches Problem in Deutschland.« (Marcel Fratzscher)
Marcel führt aus: „Das hohe Maß an Ungleichheit führt auf beiden Seiten der Verteilung zu Widerständen gegen Veränderungen, die eigentlich wichtig wären. Die einen sind damit beschäftigt, ihre Investitionen in die Wirtschaftswelt der Vergangenheit zu verteidigen, die anderen haben Angst vor Veränderung, weil sie nicht die Ressourcen haben, etwas zu verändern. Und befeuert werden diese Ängste auch noch durch gezielte Desinformation und Parteien, die sich zu Handlangern ökonomischer Interessen machen.
…
Dass das Vertrauen in den Kapitalismus schwindet, liegt auch daran, dass nahezu das gesamte wirtschaftliche Kapital bei einer kleinen Elite konzentriert ist, die vor allem danach strebt, ihren Reichtum weiter zu mehren. Daran etwas zu ändern und für eine gerechtere Verteilung zu sorgen, ist nicht allein aus humanistischen oder sozialen Gründen wichtig. Auch wer die krankende Wirtschaft zukunftsfähig machen und den Kapitalismus als System erhalten will, muss die massive Ungleichverteilung von Vermögen in unserer Gesellschaft angehen. Ob man nun möchte, dass es der Wirtschaft gut geht, oder ob man möchte, dass die Wirtschaft gut für die Menschen ist: Beides wird nur gelingen, wenn sich das derzeitige Ausmaß an Ungleichheit deutlich verringert und wenn möglichst viele Menschen in der Lage sind, sich überhaupt einzubringen und diese Wirtschaft mitzugestalten.
Dass es dringend mutige Reformen braucht, liegt auf der Hand. Und um die zu gestalten, sollten wir vor allem die Frage stellen, wie eine Wirtschaft aussehen muss, damit sie den größtmöglichen Nutzen für uns Menschen und für die Gesellschaft stiftet.“
Was hat das mit Metakrise und Metamoderne zu tun?
Wenn diese oben angedeutete Analyse stimmt (wovon ich überzeugt bin), wird ein entscheidender, wenn nicht der steuernder Faktor der Krisenverpflechtungen identifiziert. Und damit ist für Aktivisten ein Aktionsziel klarer: Das Geldsystem (und damit die Politik, die dieses System am Leben hält) muss transformiert werden. Denn die Logik dieses Systems wirkt unabhängig von der persönlichen Ethik oder Moral der einzelnen Menschen (seien sie arm oder reich). Und damit wir auch klarer, dass die kapitalistischen Erzählungen Ammenmärchen sind, jeder könne reich werden, wenn er sich nur anstrengt, die auch im Wahlkampf in Deutschland plakativ auf die Formel gebracht wurde: Leistung muss sich wieder lohnen ;-)
Ich sage es mal in spiritueller Sprache: Der Geist des Geldsystems ist toxisch (also zerstörerisch). Denn der fördert das Schlechteste im Menschen, die Habgier. Daraus werden ungleiche Verteilung von Geld, Macht und Einfluss.
Ungleichheit schadet der Wirtschaft, denn in einer ungleichen Gesellschaft können viele Menschen ihre Potenziale nicht entfalten und damit auch nicht in die Wirtschaft einbringen.
Ungleichheit führt zu großen Widerständen gegen Veränderungen – bei denen, die sehr viel, und bei denen, die sehr wenig haben.
Eine metamoderne Gesellschaftsordnung geht nicht nur idealistisch von der Gleichwertigkeit der Menschen aus (eine schöne Idee! Vielleicht sogar ein biblischer Glaubenssatz…), sondern fördert die entsprechenden politischen und gesellschaftlichen Logiken (wieder spirituell ausgedrückt: den Geist der Politik oder den Geist der Banken, den Geist des Eurosystems usw.), so dass sie zum Wohle aller gleich viel beitragen. Um diese Gesellschaft zu entwickeln, braucht es einen Sprung aus der alten Logik in diese komplett andere. Es braucht eine Transformation, eine Bekehrung nicht nur der Herzen, sondern der Systeme. Es braucht eine neue Politik oder eine bessere Protopie (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Nur so wird Hoffnung nicht weiter auf eine entfernte Utopie (Nicht-Ort) gerichtet zur Illusion. Ich wünsche mir gut begründete Hoffnung, die Apokalypsen standhält.
Eine Mammutaufgabe? Sicher. Aber haben Propheten sich je vor Mammutaufgaben gescheut? Der erste Schritt ist meine, deine, unsere Bewusstseinsveränderung. Daran wirken Unzählige zur Zeit auf unterschiedlichsten Kanälen mit (siehe Marcel oder Sebastian Klein oder Hanzi (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)).
Uns werden Kipppunkte, diesmal soziale(!) Kipppunkte, helfen, dass eine Systemtransformation möglich wird und sei es durch die Apokalypse als Ausdruck einer Systemkrise, die zu einem Erdrutsch führt… im Bild gesprochen. Und damit wird dann den Weg frei für einen neuen Zugang zur Wirklichkeit, eine neue Ontologie, eine neue Politik, eine andere Gesellschaft. Ich träume davon. Und fürchte Apokalypsen nicht mehr. Denn Kollapse sind nicht der zu vermeidende „Teufel” oder ein Defekt, sondern „göttliche” Systembestandteile (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), die für Transformationen sorgen helfen. Denkt nur an die Augen öffnende und Herzen bereitmachende Theorie von Thomas Kuhl für einen Paradigmenwechsel (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)… (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
Wir machen einfach mal weiter in unserer Metakrisenzeit
Dein Apokalypsefreund Helge :-)