Emil Senkel über Schule, scheitern und die Kunst, sein Ding zu machen

Immer, wenn wir Leuten davon erzählt haben, dass Emil mit 17 Jahren sein eigenes Restaurant eröffnet hat, wollten sie das kaum glauben – der beste Hinweis darauf, dass er auf jeden Fall ins Magazin gehört. Inzwischen ist er 20 und kann ganz sicher so einige Geschichten von seinem außergewöhnlichen Weg erzählen. Unglaublich gespannt machen wir uns deshalb auf den kurzen Weg nach Berlin Moabit. Dort schließt uns Emil zwei Stunden vor der Öffnungszeit die Tür seines frisch renovierten Restaurants Chez Emil auf.
Interview Florian Saeling & Marcel Ristau Fotos Max Saeling
Wie kommt es, dass du mit 20 Jahren schon ein eigenes Restaurant hast?
Ich wollte schon immer ein Restaurant haben, aber erst in 20 Jahren oder so. Ich hatte mit zwölf Jahren angefangen zu kochen, da meine Eltern dafür nicht so viel Zeit hatten. Und weil die Schule im Vergleich zu Frankreich hier nicht so lange geht, habe ich danach dann immer für meine Familie gekocht.
Wir haben auf deiner Website gelesen, dass das Kochen zu Hause auch schon frühzeitig zu einer Art Geschäftsmodell wurde.
Ja genau, schon bevor ich zwölf war, mussten mein Bruder, meine Schwester und ich mit im Haushalt helfen. Ich habe immer eingekauft, was mir aber nicht so viel Spaß gemacht hat.
Als ich 14 Jahre alt war, habe ich mir überlegt, dass ich mit meinem Taschengeld einkaufen könnte und meine Eltern für die gekochten Gerichte zahlen. So habe ich also angefangen, das Restaurant sozusagen schon zu Hause zu simulieren. Das hat mir dann viel mehr Spaß gemacht.

Interessante Idee! Hast du das deinen Eltern vorgeschlagen oder war das ihre Idee?
Das war mein Vorschlag, weil ich auch nicht so viel Taschengeld wie meine Mitschüler hatte und so konnte ich das selbst aufbessern.
Ja und vor allem hast du dadurch auch schon unternehmerisches Denken gelernt. Sind denn deine Eltern auch Unternehmer? Das würde vielleicht erklären, warum sie die Idee gut fanden.
Meine Mama hatte mal ein Wimpern Studio. Das hat meine Schwester dann übernommen. Es war aber eher einfach eine Win-Win-Situation, denn meine Eltern mussten selbst nicht mehr kochen und konnten dadurch einfach Zeit sparen. Sie mussten sich keine Gedanken mehr machen, was gekocht wird und was sie dazu einkaufen müssen.
Wie hast du professionell kochen gelernt?
Ich habe bei einigen französischen Restaurants und Hotels in Berlin ein Praktikum gemacht und da habe ich sehr viel gelernt, wie professionell gekocht wird. Da habe ich gemerkt, dass es noch viel mehr ist, Vorbereitung und Service zum Beispiel. Ich habe natürlich nicht so viel gelernt wie bei einer dreijährigen Ausbildung, aber wenigstens so viel, dass ich anfangen konnte.
Als ich dann in der elften Klasse war, hatte ich fast keine Lust mehr auf die Schule. Durch das Praktikum wusste ich einfach, was ich machen will und was mein Leben sein wird.
Dann wollte ich die Schule abbrechen und gleich mit der Kochausbildung anfangen. Aber bei dem Ausbildungsplatz haben sie mir gesagt, dass es besser wäre, wenn ich die Schule zu Ende mache, weil sie auch nicht schuld sein wollten, dass ich meine Schule abgebrochen hätte. Ich habe dann bis zur zwölften Klasse weiter gemacht, wurde aber für die Prüfungen nicht zuge lassen, weil ich zu viele Fehltage hatte.
Und dann hast du dir gedacht, du machst einfach dein eigenes Ding?
Um weiterlesen zu können, musst du Mitglied werden. Mitglieder helfen uns, unsere Arbeit zu finanzieren, damit wir langfristig bestehen bleiben.
Abo wählen (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
Déjà membre ? Connexion (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)