Wie kann man nur Karneval feiern?
„Wie kann man nur Karneval feiern?“, fragst du dich, wenn du im Fernsehen die Bilder siehst von Müll und Krawall, viel zu betrunkenen Menschen und viel zu langen Sitzungen.
Aber der Grund, warum die Leute hier feiern, ist der Karneval, den du nicht im TV siehst:
Der Abend in deiner Lieblingskneipe mit all deinen Freunden und immer mindestens einem Pärchen, das kein Wort Deutsch spricht und trotzdem mitsingt.
Dein Patenkind, das dir voller Stolz sein erstes selbstgebasteltes Kostüm zeigt.
Dein eigener Keller voller Kostüme - und die Monate, die du damit verbracht hast, zu planen, was du wann anziehen willst.
Dein Nachbar, der mit seinen Freunden immer ein Gruppenkostüm organisiert und dir deshalb am Rosenmontag 15 giggelnde Frau Antjes im Treppenhaus entgegenkommen.
Die Hobby-Blaskapelle, die vor deiner Tür ein Spontankonzert gibt und von der ganzen Nachbarschaft dafür mit Getränken versorgt wird.
Dieser eine Abend, an dem du unbedingt in eine ganz spezielle Kneipe wolltest, die aber rappelvoll war, du deshalb in der abgeranzten Kaschemme daneben gelandet bist und mit wildfremden 60jährigen Muttis bis in die Morgenstunden geschunkelt hast.
Das Café bei dir ums Eck, in dem plötzlich die Musik ausfällt, einer anfängt zu singen und alle anderen einstimmen, bis niemand mehr die Musikanlage vermisst.
Der Abend im Brauhaus, an dem du die ganze Zeit auf dein Lieblingslied gewartet hast, das aber nicht gespielt wird - bis dein Partner es sich heimlich beim DJ für dich wünscht.
Deine Nachbarn von gegenüber, die du schon tausendmal gesehen, aber nie wirklich wahrgenommen hast, bis sie dir jetzt in vollem Kostüm ein „Alaaf“ über die Straße rüber schreien, dich anstrahlen und winken.
Und dann natürlich dieses eine Kostüm, das du irgendwo auf der Straße siehst, und das dich noch in zwei Wochen bei der Arbeit zum Kichern bringen wird.
Dafür feiern wir hier. Alaaf!