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Liederschreibtour Tag 5



Der Morgen des fünften Tages meiner Liederschreibtour begrüßte mich mit Regen. Die Wiese, meine Gepäck und sogar meine Klamotten, die über Nacht zum trocknen in der Küche hingen, waren nass und klamm. Ich war etwas ratlos, was ich mit diesem Tag anfangen sollte. Die vielen Eindrücke der letzte Tage, die körperliche Erschöpfung, der Schlafplatz-Such-Stress und der Wunsch, mehr Zeit für die Musik zu haben, holten mich an diesem Vormittag ein. Ich war aus einem vollen Arbeitsalltag in diese Tour gerauscht und fühlte mich heute von all den Eindrücken überfordert. Es mag komisch klingen, aber das Fahrradfahren ging mir irgendwie zu schnell. Wer mich etwas kennt, weiß, dass ich gerne im skandinavischen Fjäll wandern gehe und schon mehrmals alleine durch den Padjelanta Nationalpark und den Sarek gelaufen bin. Was mich beim Wandern so berührt ist die absolute Entschleunigung, die Stille und Weite der Berge. Dass „im Takt mit der Natur“, Schritt für Schritt in meinem eigenen Tempo den Weg zu bestreiten. Im Vergleich dazu fühlte sich das Fahrradfahren an wie eine Formel-1-Tour mit zu viel Koffein intus, zumindest ungefähr. Mein Körper musste langsam machen, damit meine Seele Zeit hatte, hinterherzukommen. Da das Wetter ein Aufbrechen erschwerte, meine Klamotten und das Zelt nass waren und ich wenig Motivation verspürte, weiterzufahren, entschloss ich mich kurzer Hand, einen Pausentag einzulegen. Bis auf einen kleinen Spaziergang zum nächsten Baumarkt, um mir eine neue Gaskartusche zu kaufen, verbrachte ich die meiste Zeit im Zelt, hörte dem Regen zu, schrieb an meinen Texten und spielte leise auf meiner Gitarre.

(1) Fotos habe ich an diesem Tag keine gemacht, aber keine Sorge; viel verpasst du so nicht – die meiste Zeit des Tages war der Soundtrack dieser.