Mehr Kohle zum Wohle
Hi, hier schreibt Laura! Ich bin zurück aus meiner Sommerpause, die gar nicht so viel mit Pause zu tun hatte, weil: Kita-Schließzeit. (Wer's kennt, kennt's.) Heute habe ich eine schlechte Nachricht dabei und eine Buch-Empfehlung.
So, zack, Pflaster ab: Dieser Newsletter wird vorerst nur noch einmal im Monat erscheinen und nicht mehr alle 14 Tage. Dem Lila Podcast geht's finanziell nicht so Bombe, um nicht zu sagen: schlecht. Wir hangeln uns gerade so von Folge zu Folge und arbeiten gewissermaßen auf Sparflamme. Das bedeutet: auf absehbare Zeit keine aufwändigen Features mehr, keine Doppelmoderationen und eben Newsletter nur noch 1x im Monat.
Was ist da los?
Ihr wisst sicher, dass der Lila Podcast eine Produktion von hauseins ist. Denn ihr hört ja alle immer brav bis zum Ende des Abspanns, oder? ODER?! 😉 hauseins ist ein kleines aber feines und vor allem unabhängiges Podcastlabel, das Katrin Rönicke und Susanne Klingner vor sechs Jahren gegründet haben. Langjährige Hörer*innen kennen die beiden natürlich auch als Gründerinnen und Hosts des Lila Podcast.
Warum erzähle ich euch das? Weil das bedeutet, dass wir keinen großen Medienkonzern, kein Major Label und eben nicht die große Knete im Hintergrund haben. Man könnte auch sagen: Wir machen hier noch echte Handarbeit. Und davon steckt in jeder Podcastfolge und jedem Newsletter jede Menge.
Themen wollen recherchiert und gepitcht werden, Fakten gecheckt, Interviewpartner*innen angefragt werden. Wir machen regelmäßig Redaktionssitzungen, führen Gespräche, schneiden, und texten. Und wenn eine Folge im Kasten ist, folgt noch die ganze Distribution auf den Plattformen.
Als Feministinnen ist es Katrin und Susanne natürlich wichtig, uns Hosts und Redakteur*innen fair für unsere Arbeit zu bezahlen. Dabei helft ihr uns –unsere Community. Aber auch Werbung ist für uns eine superwichtige Einnahmequelle. Und hier schauen Katrin und Susanne sehr drauf, dass die Werbepartner auch unseren ethischen Ansprüchen gerecht werden.
Im Moment kommt einfach viel zu wenig Geld über Werbepartner*innen rein. Daher schnallen wir den Gürtel enger.
Und jetzt kommt ihr!
Manche von euch unterstützen uns bereits finanziell, dafür herzlichen Dank. Doch leider reicht das noch nicht. Damit wir weiterhin unabhängigen feministischen Journalismus machen können, brauchen wir mehr Geld. Wenn genug Hörer*innen mitmachen, reichen schon zehn oder 20 Euro pro Nase im Jahr. Auch hier und da eine kleinere Spende würde uns schon sehr helfen. Ihr könnt uns per Direktüberweisung, über Steady, Patreon oder PayPal unterstützen. Wir haben euch das hier (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) mal alles genau aufgeschrieben.
Ansonsten: Empfehlt uns, was das Zeug hält. Leitet diesen und kommende Newsletter weiter, teilt unsere Folgen mit euren Freund*innen. Folgt uns bei Insta und lasst einen Kommentar da. Vielen Dank!
Mein Buch des Sommers: "Marschlande"
Und damit zur angekündigten Empfehlung. Ich habe in diesem Sommer einen Roman gelesen, der mich umgehauen hat. Lange hat mich kein Buch mehr so gefesselt und begleitet, wie dieses: "Marschlande" von Jarka Kubsova, Ende August erschienen bei S. Fischer, 320 Seiten.
Es geht darin um zwei Frauen. Die eine lebt in der Gegenwart. Die andere lebte im 16. Jahrhundert. Vordergründig haben sie nichts miteinander zu tun. Doch langsam tun sich Parallelen auf in den Lebenslinien dieser beiden Frauen, verschmelzen ihre Geschichten zu einer großen Erzählung über Frauen im Allgemeinen. Großartig ist das geschrieben von Kubsova und so aufwühlend und augenöffnend in der Lektüre.
Abelke Bleken ist eine alleinstehende Frau in den Marschlanden, in einer Zeit, in der es lebensgefährlich ist, unabhängig zu sein und anzuecken. Eine verheerende Flut zerstört ihr Leben nachhaltig und ist doch nur der Anfang eines noch bitteren Endes. 500 Jahre später zieht die Geografin Britta Stoever in die Marschlande und wandelt auf den Spuren jener Frau, die, als Versagerin und Unheilsbringerin gebrandmarkt, auf dem Scheiterhaufen ihr Leben verlor.
Emanzipierte Frauen leben gefährlich, damals wie heute
Die Ungerechtigkeit, die beiden Frauen widerfährt, macht beim Lesen wütend. Die Parallelen zwischen den beiden Geschichten sind frappierend und zeigen auf, wie klein die Fortschritte im Feminismus letztendlich doch sind und wie lange der Wandel dauert. Gleichzeitig weckt das den Kampfgeist.
Ich dachte beim Lesen immer wieder "Da kommt das alles her, das ergibt Sinn." Der Roman ist fiktional, aber die Person Abelke Bleken gab es wirklich. Ich bin noch immer ganz aus dem Häuschen und wünschte, ich hätte das Buch noch nicht gelesen, damit ich es nochmal neu lesen kann.
Lila Podcast meets "Die Buch"
Nächste Woche geht dann unser Lila Büchersommer zu Ende. Katrin spricht mit Julia Ritter und Sophia Stanger von "Die Buch", einem feministischen Literatur-Podcast aus Österreich. Die beiden haben ihren Podcast ins Leben gerufen , als sie feststellten, dass sie in der Schule hauptsächlich Bücher von männlichen Autoren gelesen hatten. Ihr Ziel ist es, Bücher von Autorinnen mehr Aufmerksamkeit zu schenken und "Klassikerinnen" für den Kanon zu empfehlen. Ein guter Anlass für mich, endlich mal "Die Wand" von Marlen Haushofer zu Ende zu lesen. Darin geht es im Übrigen auch um eine Frau, die alleine klarkommen muss. Aber aus ganz anderen Gründen. Jedenfalls ein feministischer Schlüsselroman und sehr zu empfehlen. (Zumindest die zwei Drittel, die ich geschafft habe, bisher. Hehe.)
Aber vorher bereite ich mich auf mein Gespräch mit der Familienrechtsanwältin Asha Hedayati vor. Ihr noch ofenwarmes Buch "Die stille Gewalt" kann ich ebenfalls nur empfehlen. Aber, Achtung: Ihr werdet aus dem Kopfschütteln nicht mehr herauskommen und ähnliche wtf-Gefühle haben wie beim Lesen von "Marschlande". (Nein, seien wir ehrlich: krassere.)
Ich werde mit ihr darüber sprechen, wie der Staat Grundrechte von Frauen aushebelt und misogyne Gewalt reproduziert. Außerdem sprechen wir darüber, was da bei der FDP eigentlich genau schief läuft und welche Rolle die Partei im antifeministischen Backlash innerhalb der deutschen Politik spielt.
Übrigens: Bei der Frankfurter Rundschau ist ein Auszug aus ihrem Buch (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) erschienen.
Auf Wiederhören, wa?
Eure Laura
Fotos: Unsplash / Portuguese Gravity, Verlag S. Fischer