Körper im Patriarchat: Every Untenrum is beautiful

Hi, hier schreibt Laura! Und das ist die zweite Ausgabe des Lila Newsletters. Für alle, die bisher nur meine Stimme aus dem Podcast kennen, kommt hier nochmal ein schniekes Bild.

Letztes Mal habe ich euch den bezaubernden Begriff „Petromaskulinität“ vorgestellt. Dabei ging es, grob gesagt, um die Bedeutung von Brennstoffverballern für das eigene Männlichkeitsbild. Dieses Mal stehe ich vor der Herausforderung, dass ich über kleine P3n1sse schreiben möchte - aber so, dass dieser tolle Newsletter nicht gleich in eurem Spamfilter stecken bleibt. Ich habe also Synonyme gegoogelt: Rüssel, Gurke, Piephahn, Kolben (Petromaskulinität!!1elf!) - das ist doch alles albern. Ich schreibe jetzt "Pelikan" und ihr wisst, was ich meine, nech? Los geht's.

Vielleicht habt ihr mitbekommen, wie Klimaaktivistin Greta Thunberg einen Tweet von Andrew Tate gekontert hat. Tate ist Unternehmer und ehemaliger Kickboxer und macht im Internet gern mit frauenverachtenden Sprüchen von sich reden. Er sprach Thunberg über Twitter direkt an, gab mit seinen 33 Sportkarren an und forderte sie auf, ihm eine E-Mail-Adresse zu nennen. Er wolle ihr dann eine Auflistung seiner Autos mitsamt den Emissionen zukommen lassen.

Thunberg antwortete, frei übersetzt: "Ja bitte, erleuchte mich. Schreib mir an kleinerpelikankomplex@suchdirnhobby.com." Und bekam dafür ordentlich Likes.

Nun will ich mich nicht über kleine Pelikane lustig machen, weil: Every Untenrum is beautiful und Bodyshaming nicht feministisch, egal um wen es geht. Aaaaber: Schmunzeln musste ich schon. Zumal dann auch noch eine Studie Schlagzeilen (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) machte, die tatsächlich einen Zusammenhang zwischen der Größe des eigenen Pelikans und dem Wunsch nach schnellen Sportwagen nachweisen konnte.

Flunkern für die Forschung

Für die Studie hatte ein Forschungsteam vom University College London ein klitzibisschen geflunkert und behauptet: Ein Pelikan ist im Durchschnitt 18 Zentimeter lang. Stimmt natürlich nicht, aber die Probanden sollten das Gefühl bekommen, selbst einen eher kleinen Pelikan zu haben. Und siehe da: Das Interesse an Sportwagen war größer als bei der Vergleichsgruppe. Dieser hatte man die tatsächliche Durchschnittsgröße eines Pelikans genannt: 13 Zentimeter.

Nun frage ich mich: Wenn alle cis Männer mit der Größe ihres Pelikans zufrieden wären, dann wären wir schon viel weiter in Sachen Klimaschutz, oder? Also, die Sache mit dem Tempolimit wäre geritzt.

F*ck Diet Culture: Frieden mit dem Körper machen

Aber Spaß bei Seite: Tatsächlich sind alle Körper toll und toxische Körperbilder für die Tonne. Katrin und Katharina nehmen deswegen in der aktuellen Episode (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) vom Lila Podcast die gängige Diet Culture auseinander. Sie wollten wissen: Was macht das mit einem (jungen) Menschen, wenn es im vermeintlichen Safe Space, den der Lieblings-Youtuber kreiert, plötzlich um Abnehmtipps geht. So geschehen bei Rezo, der bei den Boomern unter uns vor allem für sein Video "Die Zerstörung der CDU" bekannt ist. Old but gold, also hier ist es nochmal:

In der Folge stecken drei Monate Arbeit. Katharina sagt über die gemeinsame Recherche mit Katrin: "Je tiefer wir in das Thema eingestiegen sind, desto deutlicher wurde, wie komplex es ist. Und dass es kaum möglich ist, in unserer Gesellschaft aufzuwachsen, ohne zumindest Teile von Diet Culture zu internalisieren." Again: Danke für nix, kapitalistisches Patriarchat.

Zu hören sind drei tolle Expertinnen: Etwa Molly Forbes, eine Aktivistin aus Großbritannien, die sich dafür einsetzt, dass alle Kinder ihren Körper lieben lernen. Wie perfide diese ganze Diet Culture ist, wird unter anderem an Sätzen wie dem hier von Molly deutlich:

Die Art, wie wir über unseren Körper denken und fühlen ist grundlegend für alles. Sie ist die Basis für unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und unsere mentale Gesundheit, aber auch für unsere sozialen Beziehungen mit anderen.

Dann wäre da noch Julia Tanck, eine psychologische Psychotherapeutin, die ihren Fokus auf Körperbild- und Essstörungen gelegt hat und darüber auf Instagram aufklärt. Und Claudia Luck-Sikorksi, eine Professorin für psychische Gesundheit und Psychotherapie, die weiß, wie man seinem Körper Gutes tun kann, ohne dass es dabei ums Abnehmen geht.

Auch Rezo selbst hat sich zu den Recherchen geäußert. Am besten zieht ihr euch nachher mal 'ne schöne Schlabberbuxe an und 'n Weinchen rein und hört drauf los. (Ihr zieht natürlich an, was ihr wollt und ich will auch den Konsum von Alkohol nicht romantisieren. Aber die Folge, die müsst ihr wirklich anhören, ja? ;))

Zeit für Schwarze Geschichte

Inzwischen ist übrigens Februar und damit Black History Month. Mit diesem Aktionsmonat soll weltweit Schwarze Geschichte sichtbar gemacht werden. Ich spreche in der kommenden Episode mit der Wissenschaftlerin und Autorin Natasha A. Kelly über Schwarze Geschichte in Deutschland. Stay tuned!

Save the Date: Lila Salon mit Teresa Bücker am 2. März

Noch etwas zum Vormerken: Unser digitaler Lila Salon geht in die zweite Runde. Diesmal mit keiner geringeren als Teresa Bücker. Kürzlich erschien ihr Buch "Alle_Zeit - Eine Frage von Macht und Freiheit" (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Wir wollen mit ihr und euch darüber sprechen, wie eine gerechtere Zeitkultur für alle Menschen aussehen könnte. 18.30 Uhr geht es los. Meldet euch am besten direkt an (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).

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Eure Laura

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Bilder:
Hella Wittenberg
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