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Vogelnotizen

In einer der letzten Übungen im Rahmen meiner Fortbildung zur Schreibpädagogin nutzten wir eine Verkaufsanzeige als Inspiration für ein Gedicht oder eine Geschichte. Die Anzeige, die ich mir ausgesucht hatte, lautete: “2 Paar Gouldamadinen mit Voliere zu verkaufen”, dazu der Preis von 120 Euro und eine Telefonnummer. Die Anzeige irritierte mich. Ich wusste weder, was Gouldamadinen sind (und tippte auf kleine Hunde), noch eine Voliere. Ich recherchierte und siehe da: eine Gouldamadine ist ein Vogel und eine Voliere eine Art großer Käfig.

Viel spannender war bei der Recherche, dass der Ornithologe John Gould die Vögel in Erinnerung an seine verstorbene Ehefrau Elizabeth Gould “Lady Goulds Amadine” genannt hatte. Elizabeth Goulds Name war in Wikipedia nicht rot, wie es bei (Ehe-)Frauen oft der Fall ist, sondern blau, denn sie war zu ihrer Zeit als Illustratorin bekannt und hatte damit einen Wikipedia-Eintrag verdient. Gould illustrierte die Vögel für die Bücher ihres Ehemanns, der es leider nicht für nötig hielt, ihren Namen auf das Buchcover zu drucken. Die Arbeit der Illustratorin wurde mit der Zeit vergessen und erst in den letzten Jahren wiederentdeckt. 

Keine Gouldamadine, vielleicht noch nicht einmal ein Vogel. © Kristina Klecko

Diese Geschichte bildet mein Wissen und mein Interesse für Vogelkunde fast vollständig ab. Es ist nicht vorhanden. Ich erkenne Tauben und weiß, wie eine Elster aussieht. Trotzdem wollte ich dieses Mailing ursprünglich Vogelnotizen nennen. Warum?

Weil eins der schönsten Bücher zum Thema Schreiben für mich Anne Lamotts Bird by Bird ist – Vogel für Vogel.

Titelgebend war ein Ratschlag, den der Vater der Autorin ihrem Bruder gab, als dieser verzweifelt vor einem Schulaufsatz über Vögel saß und nicht wusste, wie er dabei vorgehen sollte. Darauf antwortete der Vater, er solle den Text Vogel für Vogel (be)schreiben. In der deutschen Übersetzung heißt das Buch Wort für Wort – und das ist tatsächlich ein guter Ratschlag. Wer ein Wort an das nächste setzt, kommt mit dem Schreiben voran.

Die Schreibtipps im Buch sind ansonsten klassisch und schnell zusammengefasst: Lese, so viel du kannst, schreibe, so viel du kannst. Dazwischen streut Lamott Motivationsperlen wie:

“Fast alle guten Texte beginnen mit schrecklichen ersten Versuchen.” Anne Lamott, Bird by Bird

Oder

“Nur wenige Schriftsteller wissen wirklich, was sie tun, bevor sie es getan haben.” Anne Lamott, Bird by Bird

Und besonders, weil über das Schreiben hinaus relevant:

“Ich glaube nicht, dass du Zeit zu verschwenden hast, in der du nicht schreibst, weil du Angst hast, nicht gut genug zu sein; und ich glaube nicht, dass du Zeit an jemanden zu verschwenden hast, der dir nicht mit Freundlichkeit und Respekt begegnet.” Anne Lamott, Bird by Bird

Vielen Dank, dass du mitliest – und bis in zwei Wochen!

Kristina

Was andere machen

Dieses Lied und vor allem das Video habe ich ausgesucht, als es dieses Jahr schon, noch oder wieder laue Frühsommerabende gab:

https://www.youtube.com/watch?v=a6OWwDUO35U (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Wer mit roten und blauen Frauennamen auf Wikipedia noch nichts anfangen kann, findet in diesem älteren Artikel der SZ eine gute Erklärung. PS: Gibt es Studien zum Gender-Hobby-Gap? Ein Zitat aus dem Artikel: “Hinzu kommt, dass gerade Frauen mit Kindern mehr Zeit mit Care-Arbeit verbringen. Deshalb bleibt ihnen weniger Freizeit, um sich ein Hobby wie die Wikipedia leisten zu können.” > zum Artikel (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Gern gelesen?

Vielen Dank!