Behinderteneinrichtungen und Inklusion – ein unvereinbarer Gegensatz?
Einrichtungen für Menschen mit Behinderung zeichnen sich nach wie vor durch paternalistische Strukturen aus. Obwohl sie sich nach außen hin oft als Vorreiter der Inklusion feiern, sind sie selbst ein Hinderungsgrund auf dem Weg zu realer gesellschaftlicher Teilhabe.
Als ich vor kurzem in den Sozialen Medien auf ein Video der Diakonie Bayern stieß, wurde mir das Dilemma rund um das Thema Inklusion und Behinderteneinrichtungen mal wieder drastisch bewusst:
In “Sendung mit der Maus”-ErklärVideo-Manier wird mit kleinen Playmobil-Männchen erklärt, wie Menschen mit Behinderung in Deutschland leben – und was die Diakonie so Gutes dafür tut. Erzählt wird die geschichte vom Rollstuhlfahrer Werner. der Werner wohnt in einer Behindertenwohngruppe und arbeitet in einer Behindertenwerkstatt. Und die Erzählweise des Sprechers lässt keinen zweifel aufkommen, dass das die einzige für Werner mögliche Lebensweise ist. Selbst entscheiden darf der Werner nix – kann er als behinderter ja auch gar nicht. Den Eltern vom Werner blieb offensichtlich nur die Möglichkeit, ihn in eine Einrichtung zu stecken – das war in seinem Fall die Diakonie, hätte aber auch ein anderer Träger sein können. Maximale Selbstbestimmung: Werner darf sich aussuchen, von wem er sich am liebsten helfen lassen will. Behauptet jedenfalls das Diakonie-Filmchen – bei meinem Heimexperiment (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) habe ich erlebt, dass man sich in der Praxis nicht viel aussuchen kann, wenn man in einer Behinderteneinrichtuing lebt. Auch nicht, welcher Mensch einen wäscht, auf die Toilette setzt oder anzieht. Das bestimmte in meinem Fall alleine der Dienstplan.