moralisch bunt (Februar-Logbuch)
Über dem Elbtal hängen die Wolken tief, am Horizont lässt sich die Landschaft mehr erahnen. Der Regen klebt noch an den Dächern, Verkehrsrauschen mischt sich mit Amselgesang. Es wird Frühling, wir stehen nicht mehr bei Dunkelheit auf, mein System ist verwirrt, doch das Tippen meiner Finger so sicher …
Nachdem der Januar gefühlt drei Jahre dauerte, glich der Februar einem Wimpernschlag. Wie so oft, wenn viel passiert. Und vielleicht ist eben auch vieles leichter, wenn Licht ins Spiel kommt, metaphorisch und wirklich, trotz der düsteren Zeiten, denn schönreden kann das wirklich keiner mehr.

Die alten weißen Männer haben unsere Wahl gewonnen und feiern sich dafür, wie man es von ihnen erwartet. Das ist peinlich, aber auch gruselig, und ich persönlich feiere, dass es eine wütende Frau war, die die Linkspartei aus dem Sumpf gezogen und diesem Trend damit zumindest ein kleines bisschen den Mittelfinger gezeigt hat. Auch wenn ich mir gewünscht hätte, die Stimmen wären nicht aus der grünen Mitte abgezapft worden. Nicht idealistisch genug, okay, aber ich sage immer noch: Feuer lässt sich nicht mit Feuer bekämpfen, sondern durch das Beseitigen von Brandherden. Wir hätten diese Chance gehabt. Jetzt gibt es wohl wieder vier Jahre Symptompolitik.
Und das alles mit einem Blick über den Ozean, der regelmäßig Gänsehaut beschert; keine der guten Art. Der Drang zum Eskapismus war noch nie so groß und zugleich wird es schwieriger. Auf meiner For-You-Page mischen sich dystopische Interviews mit Konzertmitschnitten, Fantasy-Smut und Tiervideos, es ist grotesk, aber irgendwie zeitgemäß.
Das Problem mit der Freiheit ist, dass wir sie für ein Substantiv halten. Wir, die wir frei sind.

Verblüffend zeitgemäß ist auch mein neues Buch “Rebel of the light” (ehemals Projekt SUP - du darfst gern raten, wofür die Abkürzung stand), das ich nun endlich offiziell ankündigen konnte. Die Idee zu einer der ersten Szenen basiert nämlich auf diesem Ereignis (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), das nun wirklich schon eine Weile her ist. Die Bewegung hat sich mittlerweile aufgelöst, der zugrundeliegende Vibe leider nicht.
Wenn du also gerade im Weltschmerz versinkst, könnte dieses Buch genau das Richtige für dich sein. Denn 1. geht es der Protagonistin Joe genauso und 2. ist der knuffelige Polizist August eine ganz gute Medizin gegen schlechte Zeiten. Es wird kribbelig und liebevoll, aber eben auch realistisch, weil sie beide mental vorbelastet sind und das nichts ist, was man mal eben wegküssen kann.
Das Buch erscheint am 10.06.2025 als Paperback mit illustrierten Innenklappen, ohne Farbschnitt, dafür mit jeder erdenklichen Gefühlsfarbe innen drin. (Ich scheue mich ein wenig davor, es als moralisch grau zu bewerben, weil dieser Begriff durch Dark Romance geprägt ist, also sagen wir doch einfach, es ist moralisch bunt.)

Und weil Selpublishing ja nicht abenteuerlich genug ist, gibt es diesmal kein Print-on-Demand, sondern einen richtigen Auflagendruck, weshalb es mir wirklich sehr, sehr, sehr hilft, das Buch zeitnah vorzubestellen (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). (Dieser Link führt zu Thalia.de, es ist aber überall möglich, wo es Bücher gibt.) Weil die Frage bereits kam: Vorbestellungen sind generell wichtig, auch für Verlage und Buchhandlungen, um die Nachfrage abschätzen zu können. Davon kann bspw. die Aussstattung abhängen (deshalb passiert es gelegentlich, dass ein dritter Band einer Reihe keinen Farbschnitt mehr bekommt) oder auch, ob und in welcher Stückzahl das Print in Buchhandlungen ausliegt. Es geht um Rankings und Sichtbarkeit und ja, der Abholzeitpunkt kann für eine gewisse Liste relevant sein, bei meinem Buch brauchst du dir da aber keine Sorgen zu machen. Das landet da eh nicht drauf.
So, das reicht jetzt mit Marketing. Ich habe ja nebenbei auch noch ein Buch zu schreiben. Was ziemlich absurd ist, denn mir fiel neulich auf, dass ich vor zwei Jahren (nachdem ich JUNI beendet hatte) noch überzeugt war, nicht mehr als diesen einen Roman zustande zu bekommen. Jetzt stecke ich in den letzten Kapiteln von Roman Nummer vier, der fünfte scharrt schon mit den … äh … Buchstaben? Absurd! Und schön! Und absurd schön!
Zum ersten Mal schreibe ich mit Deadline(s), was für mich auch neu ist. Und ein kleines bisschen beängstigend. Die Erfahrung, dass ich sehr wohl weitere Romane schreiben kann, ist da durchaus hilfreich. Und wie krass ist es eigentlich, dass nicht nur einer, sondern gleich zwei Verlage zu meinen Ideen sagen: Ja, finden wir gut, nehmen wir. - Also, ohne das ganze Manuskript zu kennen?! Und dann sind noch andere Dinge krass, aber darüber kann ich jetzt noch nichts erzählen. Was ich aber sagen kann, ist, dass es in den nächsten eineinhalb Jahren einiges von mir zu lesen geben wird. Dass die Geschichten vom Vibe her recht unterschiedlich sind und dann auch wieder nicht, weil in allen sehr viel Karla drinsteckt. Immer.

In den letzten Monaten durfte ich wieder einmal lernen, wie sehr ich es mag, mit meinen Geschichten zu wachsen. Nicht so recht zu wissen, wo ich am Ende rauskomme - vom Plot her, ja, aber emotional? Das will durchgefühlt werden. Auch wenn dieses Durchfühlen bei einer Cozy Romance deutlich angenehmer ist als im New Adult Genre, fordert es mich nicht weniger heraus. Gerade das aktuelle Manuskript hat etwas von Schwert-aus-dem-Stein-ziehen, im doppelten Sinne, und gelegentlich muss ich mich daran erinnern, dass zwanghaft hohe Ansprüche noch nie einen guten Text hervorgebracht haben. Am besten wird es immer dann, wenn ich es nicht versuche, sondern einfach mache. Ein Wort nach dem anderen.
Und so beende ich den Februar mit zwei neuen Verträgen, mit Blick auf die Zielgerade des nächsten Bumbsbuches und bleierner Müdigkeit - Grippewelle 2025, wir waren dabei! Trotzdem sind 20.000 Wörter dazugekommen, der Hyperfokus liefert, denn ich will ja auch wissen, wie es ausgeht, logisch. Das Ende eines Manuskripts ist immer ein wenig surreal, weil ich nicht glauben kann, dass meine Idee wirklich funktioniert; und beinahe beruhigt es mich, dass da noch eine Menge Kraut und Rüben auf mich warten. Aber um die Überarbeitung kann sich März-Karla kümmern.
Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, dir mein Februar-Kuddelmuddel durchzulesen. Ich bin aktuell sehr froh, dass ich schreiben und Liebe verbreiten darf.
Bleib sanft. Die Welt ist hart genug.