Selbstexperiment:
Meine Heilung und Ich
Heute teile ich eine erstaunliche persönliche Erfahrung mit dir, die genau genommen weit über das „Persönliche“ hinausgeht. Entschuldige, wenn dieser Newsletter etwas lang geworden ist - das Thema ist vermutlich einfach emotional.
Seit Jahren hatte ich immer wieder mit diffusen Nervenschmerzen und Erschöpfungszuständen zu tun. Eigentlich begann alles mit einigen Magen-Darm-Infektionen vor zehn Jahren. Im Laufe der folgenden Jahre gab es zunehmend Zeiten, wo meine Gliedmaßen schmerzten und ich eine ungewohnte Müdigkeit spürte, die nicht durch Schlafen oder Entspannen verschwand, sondern mich immer begleitete – aber auch einfach ein unangenehmes Bewusstsein beim Aufstehen, dass etwas im eigenen Körper nicht stimmt, das Herz zu wild pocht, in den Füßen irgendetwas pulsiert, aber es ist immer zu wenig, zu diffus, um von Ärzten (und zunächst einem selbst) ernst genommen zu werden.
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Manchmal sind dann wirklich Vitamin B12 und Eisenwerte niedrig, und es wird dir zu Nahrungsergänzungsmitteln geraten. Es bessert sich womöglich, doch im Grunde verschwindet es nicht, kommt in Schüben wieder ... Und irgendwann nach Jahren, wenn du auf dem Balkon nur schnell ein paar Pflanzen umtopfen willst und deine Knie dabei schmerzen, dir dein Rücken beim Hochkommen einen Stich gibt, dein Herz rast und du dich nach der 15 Minuten-Aktion erst mal ausruhen musst, kommt eine Verzweiflung hoch: Wie soll ich jemals für andere sorgen, gar eine Familie gründen, wenn mich jetzt so kleine Dinge schon so überanstrengen? Wer könnte ich sein, wenn ich nicht für alles zu müde wäre?
Ich habe in den letzten Jahren nur einen schwachen Eindruck davon bekommen, was Leute mit viel krasseren chronischen Krankheiten wie Fatigue Syndrom, jetzt auch Long Covid, Autoimmunerkrankungen usw. durchmachen, die sich jahrelang fragen, was eigentlich los ist (die Erklärungen dafür sind derzeit noch nicht zufriedenstellend, Therapien wenig effektiv) – die vielleicht sogar resignieren, weil sie die rettende Lösung, die Erklärung nicht finden können und in ihrem Leid ungesehen bleiben, oft nicht einmal anerkannt werden.
Es gibt aber jemanden, der die Lösung hat – sagt Anthony William zumindest von sich selbst. Unser Alltag sei hoch belastet mit Schadstoffen und Schwermetallen, die wir im Laufe unseres Lebens mehr oder weniger umfangreich einsammeln – etwa durch Straßenabriebe, Rückstände in allen möglichen Produkten, Dufterfrischer, Kosmetika, Putzmittel, Medikamente, Luftverschmutzung, aber auch Vererbung usw. Dazu kommen verschiedene Virenarten (z. B. das Epstein-Barr-Virus), die latent im Körper vorhanden sind und sich dank allseits beliebter Lebensmittel wie Eier, Molkereiprodukte, Kaffee, Weizen, Schweinefleisch u. a. vermehren. Zusammen mit den Schwermetallen sorgen sie für unzählige Symptome bis zu im schlimmsten Fall chronischen Krankheiten, die fortan das Leben schwer machen. Was dagegen jedoch helfe, sei eine grundlegende Entgiftung mittels reinem Selleriesaft und anderen entgiftenden Pflanzenstoffen sowie heilende, Leber und Darm unterstützende Nahrung: Frisches Obst, Gemüse und Kräuter.
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Diese Form der Ernährung hat nach seinen Aussagen schon unzählige Menschen geheilt. Über seinen Instagram-Account posten wöchentlich Menschen mit eigentlich unheilbaren chronischen Krankheiten ihre Vorher-Nachher-Heilungsbilder. So weit, so schlüssig. – Der einzige Haken: Dieser Mann hat keine medizinische Ausbildung. Ihm zufolge erhält der Heiler die Informationen von einer höheren Intelligenz, die seit der Kindheit mit ihm spricht und dank der er damals eine Krebserkrankung seiner Großmutter diagnostizieren konnte.
Mh. Vor einigen Jahren noch hätte ich sowas wahrscheinlich als Scharlatanerie abgetan: Ein Guru, der Kranke mit seinen Theorien ködert und PR-Verträge mit Entsaftergeräte-Herstellern abgeschlossen hat … Sozialisiert in einem links-liberalen, aber hippie-fernen Akademikerhaushalt mit pharmazeutischem und biochemischem Bildungshintergrund, die Mutter eher der sozialen Konvention wegen christlich, der Vater aus der Kirche ausgetreten, hätte sich das für mich einfach zu verrückt angehört. Die Heilungserfolge hätte ich in die Schubladen "Placebo", "Zufall" oder "PR-Fake" gesteckt.
Doch mir ging es nicht gut, ich war an einem Punkt in meinem Leben angelangt, an dem ich ernsthaft nach Heilung suchte. Und dass ich mein ganzes Leben Schadstoffe aufgenommen hatte, konnte ich mir gut vorstellen. Angefangen dabei, dass ich als Kind prophylaktisch Fluoridtabletten verabreicht bekommen hatte, über Sonnencremes aus etlichen Sommerurlauben bis hin zu jahrelangen Pille-Hormonen. Bei einem dreimonatigen Aufenthalt im nepalesischen Kathmandu dann viel Kohlenmonoxid und hoch belastetes Wasser. Ich atmete später gelegentlich Pestizide ein, die in Helikoptern über die Weinberge gespritzt wurden … die Liste lässt sich endlos fortsetzen, und jede*r könnte ähnliche Geschichten erzählen. Vireninfektionen waren natürlich auch dabei, zuletzt eine Covidinfektion, nach der sich meine Schilddrüse entzündet hatte. Daraus wiederum hatte sich eine Schilddrüsenunterfunktion entwickelt, die als unheilbar gilt und für die ich nun Hormone nehmen musste.
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Was also hatte ich zu verlieren? Schon 2022 hatte ich einen ersten Anlauf unternommen – während der Schilddrüsenentzündung hatte ich Selleriesaft getrunken, und einige Stunden später waren die Schmerzen abgeklungen. Doch ich konnte mich nicht zu einer der von William in seinem Buch "Heile dich selbst" beschriebenen Detox-Kuren durchringen, so kompliziert hörte sich das alles an im Alltag, die exotischen Zutaten, die Küchenmaschinen, das Weglassen von fast allem, was so lecker war. Mir kamen die Tränen, ich dachte, ich schaffe das nicht.
Erst dieses Jahr, dank Homeoffice, habe ich es mir organisieren können. Und was soll ich sagen: Nach einer neuntägigen Entgiftungs-Kur und mehreren Wochen Heilnahrung sind meine latenten Schmerzen überwiegend weg, ebenso wie meine Schilddrüsenunterfunktion. Letztens habe ich meine Werte testen lassen: Sie sind wieder im unteren Normalbereich. Ich fühle mich wieder wohl in meinem Körper – und beim Arbeiten auf dem Balkon. Kleine Symptome gibt es natürlich noch. Aber das Gefühl von einer Art Grundgesundheit, das ich aus meinen Zwanzigern kenne, ist zurück. Es ist zudem einfacher, dankbar und lebensfreudig zu sein, ich fühle mich leichter.
Danke, Antony William. Ich glaube, dass wir mittlerweile an einem Punkt sind, wo wir alles, was Informationen im Außen anbelangt – egal, ob sie von Social Media, Autoritäten, Institutionen, anderen Menschen, Öffentlich-Rechtlichen, aus jahrzehntealten Schulbüchern oder selbstredend von ChatGPT kommen – zunächst immer unter Vorbehalt als „wahr“ bzw. ebenso nur unter Vorbehalt als „falsch“ betrachten sollten. In den nächsten Jahren werden allein schon durch KI-generierte Fake-News explodieren. (Man kann uns theoretisch in Videos Dinge tun oder sagen lassen, die wir nie getan oder gesagt haben.) Wissenschaftliche Studien können zutreffend ebenso wie manipuliert sein, Aussagen und Erfahrungen aus zweiter Hand authentisch ebenso wie gefälscht. Umso wichtiger ist es, denke ich, als Dreh- und Angelpunkt eine Art eigene pragmatische Offenheit und gleichzeitig Achtsamkeit zu bewahren, die v. a. auf eigene empirische Erfahrung setzt:
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Was beobachte ich in meinem direkten Umfeld, ungefiltert? Welche Gefühle habe ich bei einer Forderung, Aussage, Theorie? Womit kann ich etwas überprüfen durch Ausprobieren, ohne, dass es einen Anspruch statistischer Signifikanz erheben kann natürlich? Bin ich bereit, festgeglaubte Überzeugungen jederzeit ohne Scham zu revidieren, wenn sie sich als inkohärent mit neuen Entwicklungen, Forschungsergebnissen und Erfahrungen herausstellen? Denn sie sind nicht wirklich bedrohlich, wenn das Gefühl von Sicherheit und Heimat nicht von bestimmten Bildern, wie die Welt ist, abhängt. (Dazu habe ich mir mal vor einiger Zeit in diesem Blogartikel Gedanken gemacht: "Esoterisch" oder aufgeklärt spirituell? (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) ).
Diese Haltung lebt auch von der Demut, nur für sich selbst entscheiden zu können, was wahr ist, für niemand anderen, der seine eigenen Erfahrungen und Prüfungen machen oder auch nicht machen muss. Es geht eher darum, nur bei Bedarf den eigenen Erkenntnisprozess (da, wo es sich gut anfühlt) transparent zu machen. Und vor allem das Hinwenden zum Eigenen. Verurteilen, missionieren, kontrollieren und erzwingen wollen ist Alte Welt. Frieden im eigenen Innern reicht aus. (Das soll jetzt kein Aufruf zum Rückzug ins Private sein oder dazu, sich keine politische Meinung mehr zu bilden. Nur dazu, sich einen sichere, geerdete Basis zu schaffen, mit der man handlungsfähig bleibt.)
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Ich habe nach all dem nochmal besser verstanden, warum die Art, wie wir uns ernähren, entscheidend dabei ist, wie wir mit uns und anderen sind und unsere Lebensstrukturen transformieren werden. Der Umgang mit Nahrung scheint mir dabei analog zum Umgang mit gesellschaftlichen Einflüssen zu funktionieren: Je mehr unverarbeitete Nahrung (direkt aus natürlicher Quelle, statt stark verarbeiteter und verdichteter Lebensmittel) ich esse, umso mehr heile ich körperlich. Je mehr ich mich an meinen Körper als Quelle meines Lebens rückbinde (die Füße auf dem Boden spüren, in das Becken atmen, bloßes Sein), umso mehr heile ich psychisch – während zu starker geistiger Verlass auf "verdichtete" kollektive Institutionen und äußere Autoritäten eher schwächt, in die Machtthemen, Angststrukturen, systemische Selbsterhaltungsmechanismen, Bürokratie, Ideologien aller Couleur eingeflochten sind. So lässt es sich in kleinen Schritten tastend voranschreiten, ohne ideologische Flagge.
Dementsprechend habe ich beschlossen, im eigenen Alltag erst einmal überwiegend auf Eier und Molkereiprodukte zu verzichten, weil ich sie nicht so sehr vermisse, wie ich dachte, und es mittlerweile viel Ersatz gibt – selbstverständlich auch das unter Vorbehalt, ohne Verbots-Zwänge, schlechtes Gewissen oder Verzichtslogik.
Quellen:
William, Anthony: Heile dich selbst: Medical Detox – Die Antwort auf (fast) alle Gesundheitsprobleme - Revolutionäre Heilstrategien bei Migräne, Übergewicht, chronischer Erschöpfung u.v.m. 2020
https://www.medicalmedium.com/ (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)