Passer au contenu principal

Ich möchte diese Mundspülung nicht

Hi! Dennis von Indie Fresse hier.

Zwischen unseren Podcast-Folgen gibt’s kluge Gedanken zu schönen Spielen in eurem Postfach.

Heute: Eine Ausgabe im Zug getippt über ein Spiel, das ich größtenteils im Zug gespielt habe (und dann noch mal sehr sehr sehr spät nachts).

Wenn ihr uns unterstützen wollt:

(k)ein (?) schönes Spiel: Mouthwashing

Zum Jahresende gibt’s immer so ein paar Spiele, die irgendwie aus dem Nichts kommen und dann unbedingt gespielt gehören. Mouthwashing (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) ist so ein Spiel. Innerhalb kürzester Zeit wurde es zu einem der “wichtigsten” Spiele des Jahres gekürt.

Ich war neugierig. Ich hab’s gespielt. Und ich bin mir nicht sicher, was ich genau davon halten soll. Denn — und versteht das bitte als richtig große Content Note an dieser Stelle — ein zentraler Part der Geschichte von Mouthwashing ist sexualisierte Gewalt.

Ich glaube, ein Spiel, kann das zum Thema haben. Ich bin mir nur nicht sicher, ob das Mouthwashing wirklich gelingt? Dazu später mehr. Hier erstmal: Die Gründe warum Mouthwashing gerade diesen heftigen Hype erfährt:

  • Das Setting: …ist eine Freude für Fans vom rostigen Industrie-Charm des ersten Alien-Films. Eine kleine Crew aus Weltraum-Lieferanten strandet mit ihrem Schrotthaufen von einem Raumschiff tief im Nirgendwo und muss Ausharren bis Rettung kommt. Der Captain ist schwer(stens) verletzt und als klar wird, dass die Fracht ausschließlich aus Mundspülung besteht und die Rationen knapp werden versinkt die Crew in mundspülinduziertem Wahn.

  • Die Länge: es ist eines dieser 2-4 Stunden-Spiele und you love to see it. Ein Spiel für zwei Zugfahrten. Spielerisch ist Mouthwashing dabei maximal simpel. Bisschen Walking Sim, bisschen Visual Novel, ein paar winzige Rätsel und viel, viel (wirklich viel!) Body Horror.

  • Memento lässt grüßen: Vor einigen Jahren machte der Indie-Designer Brendon Chung richtig Welle mit seinem Mini-Spiel Thirty Flights of Loving (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Denn: er bediente sich filmischer Stilmittel. Schnitte, Rückblenden, Zeitsprünge. Mouthwashing setzt das fort. Die Geschichte wird non-linear erzählt. Es gibt Traumsequenzen, Rückblenden, es wird zwischen Charakteren geswitcht und der ganze Horror entfaltet sich erst nach und nach.

Und das ist alles ziemlich toll gemacht — und ich hab mich trotzdem sehr fies gefühlt. Mehr Spoiler und Gedanken dazu weiter unten.

Ein kluger (?) Gedanke: Warum zur Hölle steht ihr alle auf Mouthwashing!?

Weil ich versteh’s nicht.

Es gibt da diesen reddit Post (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), der mir komplett aus der Seele spricht. Ein User schreibt da:

“I've seen people compare the story to Fnaf and other 'indie lore finders, but there is no mystery to uncover, just play through the game and every question is answered. […] I've seen people say they relate to Jimmy...which should be embarrassing for people to admit […] And then there's the fanfiction! […] I just don't get it. Something in this game is drawing people in, and I am rapidly coming to the conclusion that you don't know why either.”

Und, ja, Nagel - Kopf.

Ich schätze den visuellen Stil, der sich an alte PSX-Spiele anlehnt, ich finde die Art zu erzählen sehr konsequent, das Setting ist einfallsreich.

Aber: Ich hab mich dieses Jahr noch nie so unangenehm gefühlt beim Spielen eines Spiels.

Ab hier so richtig Spoiler.

.

.

.

Noch da?

OK. Also: Mouthwashing macht einen Vergewaltiger zum Protagonisten.

Um das hier klar zu kommunizieren: Es gibt keine spielbare sexualisierte Gewalt und im Gegensatz zu allen anderen ziemlich fiesen Momenten wird genau dieser Moment im Spiel selbst nicht dargestellt.

Aber.

Mouthwashing ist ein Spiel über einen Mann, der aus der Angst und Scham heraus, als Vergewaltiger entdeckt, beschuldigt und bestraft zu werden, immer mehr Grausamkeiten begeht.

Damit ist Mouthwashing natürlich nicht das erste Spiel, das ein Monster zum Protagonisten macht. Silent Hill 2 ist da das offensichtliche Beispiel.

Aber für mich persönlich (!) überschreitet Mouthwashing eine Grenze. Gar nicht mal, weil es um Vergewaltigung geht, sondern, weil es (zumindest in meiner Wahrnehmung) vor allem um die Gefühle des Täters geht.

Das kann man machen (glaube ich). Aber ich möchte das nicht spielen.

Ich bin mir da nicht mal sicher, ob mein Problem damit, ist, dass es an einer prominenten Content Note gemangelt hat. Auf Steam warnen die Entwickler*innen mit einem Augenzwinkern:

Extreme violence, gore, mutilation and worse on PSX-style characters.

Vergewaltigung kommt da nicht vor. Und selbst wenn: Es würde ja nicht vermitteln, in welcher Art Mouthwashing das zum Thema macht. Wäre ja auch ein massiver Spoiler.

Andere Kritiker*innen, wie etwa Brendan Caldwell bei Rock, Paper, Shotgun (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), sehen in Mouthwashing dagegen einen Geniestreich. Ein wichtiges Spiel über schreckliche Menschen in einer schrecklichen Situation. Ein Spiel über die Unmenschlichkeit und Grausamkeit, die in den dunkelsten Ecken einer kalten, ultrakapitalistischen Gesellschaften wächst.

Und vielleicht sind die Gefühle von Ekel und Abneigung, die ich beim Spielen hatte, ein Beweis dafür, wie gut Mouthwashing als Horror funktioniert.

Aber ich verstehe den Hype nicht.

Warum findet ihr das alle so gut!?

Schamlose Selbstpromo und anderes Zeug

0 commentaire

Vous voulez être le·la premier·ère à écrire un commentaire ?
Devenez membre de Indie Fresse et lancez la conversation.
Adhérer