Was machst du diesen Sommer mit deinem Leben?
Der vollkommen subjektive Newsletter über Medien, Digitalgedöns und extrem viel Privatleben. Diesmal: Der Sommer ist kurz und es bleibt keine Zeit für Body Issues.
Es wird Wochenende, das Wetter ist meistens geil und die Hormone sind out of control. Was machst du diesen Sommer mit deinem Leben? Was soll diesmal anders sein, was soll passieren? Als süse Bademaus habe ich mir vorgenommen, öfter auch noch nach 16 Uhr unter der Woche aufs Fahrrad zu steigen und an den Stadtsee zu fahren. Denn für meinen Geschmack denke ich zu oft, es würde sich nicht mehr lohnen. Dabei stimmt das nie.
Am Montag zum Beispiel hatte ich richtig schlechte Laune. Ich war unproduktiv und genervt, selbtzweifelnd und verjammert. Ich dachte, der Tag sei gelaufen. 19 Uhr musste ich zu allem Übel auch noch zum Videodreh und dachte mal wieder: Das lohnt sich doch nicht mehr. Ich fuhr, wir rauchten 2-3 Zigaretten und pimmelten rum und dann ging die Arbeit um 21 Uhr los. Und was soll ich sagen. Selbst mit Rumpimmeln und Kippen war es noch nicht zu spät. Wir schrubbten wirklich durch und es war sehr schön, ich fiel müde und zufrieden um Mitternacht ins Bett. So ist das manchmal, und genau diesem "Manchmal" muss man öfter eine Chance geben.
Sich selbst angucken, wie man andere anguckt (hoffentlich gnädig)
Darüber hinaus möchte ich mir diesen Sommer wirklich keine Sekunde doofe Gedanken über meinen Körper machen. Das passiert mir zum Glück eh nicht so oft, weil ich ihn echt lit finde. Aber wenn ich meine Schenkel zum allerersten Mal im Jahr in meine Jeansshorts reinpule, stehe ich doch manchmal vorm Spiegel wie so eine fertige 15-Jährige in der H&M-Umkleidekabine. Das Schlimmste aber sind diese dünnen Spaghetti-Tops, in denen plötzlich tiny Doppeltitten erscheinen. Die kleinen Fettbubbel zwischen Brust und Achseln hat fast jeder Mensch, aber es ist einfach verrückt, sie nach einem langen Winter das erste Mal wieder zu begrüßen. Naja. Wenn ich an sowas denke, versuche ich mir zu sagen, dass ich bei anderen auch nicht an sowas denke, sie also bestimmt auch nicht bei mir an sowas denken und dann geht's wieder. Sich selbst angucken, wie man andere anguckt. Ich glaub, ich gucke andere ziemlich lieb an. Peace, Leute. Die Hippie-Bilder sind übrigens von 2019 und aus Rishikesh, Indien. Während die Beatles ihr White Album dort geschrieben und mit einem Guru rumgehangen haben, habe ich nur geringfügig später dort meine Yogalehrerinnenausbildung gemacht.
Passend zum locker-flockigen Sommergefühl heute die Promi-Version des digitalen Updates:
In seinem neuen Musikvideo (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) (Are they still a thing? Ich streite immernoch mit meinem Bandkollegen – aber die Drehs machen Spaß) droppped Kendrick Lamar seine Lines dank Deepfake-Technologie mal als Will Smith, mal als Kanye West. Les Boys vom Social Media Watchblog (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) haben's gecheckt: Deepfakes sind im Mainstream angekommen.
Ok, das Buch von Kurt Krömer über Depressionen kommt gut an und Richard David Precht verkauft sich auch gut. Kriegt man irgendwie peripher mit, weiß man. Aber wer verkauft sich eigentlich richtig scheiße? Na, zum Beispiel Bill Kaulitz mit seinem Buch "Career Suicide", Joschka Fischer ("Zeitenbruch"), Papst Franziskus ("Ich trage euch in meinem Herzen") und, oh mann, Karl Lauterbach ("Bevor es zu spät ist"). Quelle hier (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
Dass Gwyneth Paltrows esoterischer Onlineshop "Goop" ein riesiger Scam ist, kommt jetzt nicht als News. Wir erinnern uns: Die Kerze, die nach ihrer Vagina riecht. Ein Kaffee-Einlauf-Set. Ein Spray, das vor Vampiren schützt. Nach diesen ganzen Krachern stellten die New Ager jetzt bei Insta ihren neuesten Coup vor: The Diapér (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) mit Elementen aus Alpakawolle und ✨ cleansing ✨ Bernstein duftet nach Jasmin und Bergamotte – "für ein revitalisiertes Baby". Plot Twist: Diesmal handelte es sich wirklich um ein Fake-Produkt. "It was designed to piss us off", sagt Gwyneth, und nutzt die Aufmerksamkeit der Empörten, um Spenden für Menschen zu sammeln, die sich keine Windeln leisten können und um was beim vermurksten US-Steuersystem zu drehen. Irgendwie trotzdem nur so halb geil, wenn man bedenkt, dass das Team die Empörung über Luxuswindeln relatable findet, der Rest der Shops aber vollgestopft ist mit sinnlos-überteuertem Selbstoptimierungsmüll.
Dafür, dass Twitter niemals so richtig Mainstream in Deutschland war und nur wir paar Idioten dort rumhocken, wird ziemlich viel darüber gesprochen. Schon richtig, weil es woanders Politik und Gesellschaft so prägt, dass es auch unser Leben beeinflusst. Trotzdem eigentlich ganz schön bescheuert. Also nur Schnelldurchlauf: Elon hat es immernoch nicht sicher in der Tasche, Donald darf jetzt vielleicht dort hin zurückkommen, Boris Johnson (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) ist dafür schon da, ein paar wichtige Twitter-Mitarbeitende sind wiederum jetzt weg und die Promis mit den vielen Followern (Justin Bieber oder Lady Gaga) sagen schon lange nix mehr.
In meiner Insta-Bubble sind jetzt viele Menschen im Urlaub. Offenbar dachten sie im beschissenen März dasselbe wie ich: Jetzt was für Mai buchen, wo's schon richtig warm ist. Gesägt, tun getan. Ich bin jetzt erstmal mit ganz Deutschland auf Kreta und sage kurz gar nix mehr, weil mein Mund voller Feta ist. Jámas!