Gibt es erworbene PDA? – Und wenn ja? Betrifft mich das?
Here we are: AuDHS plus HB und jetzt auch noch PDA? Da habe ich SEHR genau hingeschaut und hatte eine wie ich finde sehr interessante Erkenntnis. Irgendwie erkenne ich mich auf Insta in meiner Arbeit ja ständig wieder. Erst erscheint mir etwas ähnlich, aber abwegig, dann plötzlich total logisch. Bei PDA lief das aber anders.
Also. Was PDA ist, das wisst ihr schon, oder? Pathological Demand Avoidance, ich hatte schon darüber geschrieben.
Die Frage ist: Bin ich auch PDAerin?
Denn ganz offensichtlich kann ich Fremdbestimmung wirklich nicht leiden, sie ist für mich einer der größten Stressoren mit Kind. Zusammen mit ständigen Unterbrechungen (was ebenfalls Fremdbestimmung ist) und intensivem Coregulieren (was Deluxe Fremdbestimmung ist).
Ich bin Revenge Bedtime Procrastination Profi.
Vor allem an Tagen ohne Betreuung und/oder Alleinzuständigkeit (am Nachmittag). Denn wenn die Motte schläft, dann habe ich endlich Zeit für mich.
Endlich will niemand was von mir.
Da vermeide ich dann sogar den Schlaf, obwohl der ja gut für mich wäre.
Auch sind mir meine Vormittage hier allein so heilig. Alleinzeit über alles!
Denn endlich will niemand was von mir.
Mein Tempo, meine Art To-Dos abzuarbeiten.
Moment. To-Dos abzuarbeiten?
Ist das nicht ein Widerspruch zu PDA? Wo ist denn da die Demand Avoidance, die Anforderungsvermeidung?
Nun, tatsächlich muss ich nach Tagen intensiver Fremdbestimmung und Coregulation erst mal klarkommen. Da kann ich eben nicht sofort loslegen mit den To-Dos. Vor allem nicht mit den "hinteren Kartons", wie ich sie mal genannt habe. Also den To-Dos, die bei mir am wenigsten Dopamin kicken bzw. sogar welches brauchen, damit meine Exekutivfunktion eben auch exekutiv funktioniert.
Erst genügend erholt und dopaminisiert kann ich wieder loslegen. Ein Grund, weshalb wir Mimi jetzt das eigene Kinderbett neben das große Familienbett gestellt haben. Denn meine Schlafqualität entscheidet über sehr viel, wenn es um meine Funktionalität geht. Wie viel, das merke ich jetzt, da ich eben wieder mehr ungestörten Schlaf bekomme. Klar darf sie zu uns gekrabbelt kommen, wenn sie das braucht, sie schläft bei uns ein und wir legen sie in ihr Bett, aber das machen wir dann eben auch. Ohne sie zwischen uns komme ich stabil mit 1,5-2h weniger Schlaf aus bei derselben Funktionalität. Das ist schon krass. Auf die Woche einfach mal etwa 10 Stunden mehr Zeit zur Verfügung zu haben, weil ich sie nicht total k.o. verschlafe, bzw. verdöse, weil ich betrampelt werde, das ist richtig viel. Mein Funktionalitätszeitfenster mit ihr daheim reicht nun nicht mehr nur bis etwa 14 Uhr am Nachmittag (ab dann fange ich meist an richtig rapide abzubauen und da geht dann fast nichts mehr, was irgendwie lästig ist, also keine Mails und Co), sondern ich komme etwa bis 16 Uhr. Also zumindest über einen Arbeitstag (auch wenn ich wenn sie da ist ja dann eher nicht erwerbsarbeite, aber ich komme eben besser klar und brauche dann an Folgetagen nicht wieder so massiv Erholung).
Das also zur nötigen Erholung. Was für mich ein Indikator dafür ist, dass es eben nicht primär um Demand Avoidance geht, sondern darum, dass Körper und Psyche einschreiten, wenn ich zu sehr über mein Limit gehe und klar senden die dann: "Keine weiteren Anforderungen bitte! Du läufst auf Reservetank (bzw. du gehst schon auf Kredit an dir, wie ich ja letztens schrieb)!"
Und das Dopaminisieren?
Das ist ja auch vollständig mit meiner ADHS erklärbar. Es gibt Aufgaben, die interessieren mich einfach nicht, so sehr ich auch weiß, dass sie sinnvoll sind, weil nötig, weil wichtig. Da kann ich über den kognitiven Anteil der HB etwas überbrücken, weil wenn ich es dann gemacht habe, bin ich ja stolz, weil ich sauber priorisiert habe. Aber das ändert nichts daran, dass ich die Aufgaben trotzdem grad nicht machen will, weil mein Hirn nach Dopamin sucht, um sich wieder ausgeglichen zu fühlen, nach vorher zu vielen Anforderungen. Das kann man sogar ohne ADHS erklären.
Es geht hier sehr um die Intensität.
Da ich unter hartem Stress aber eben schon heulend mit Flatterhänden vor meinen Mails gesessen habe, ist der neurodivergente Erklärungsansatz aber wohl doch stimmig. Bei mir.
Und doch. Ist es nicht doch recht intensiv, was ich da an Anpassungen brauche, um eben zu funktionieren? Um Kapazitäten für "das Gefühl von Fremdbestimmung" oder auch tatsächliche Fremdbestimmung zu haben?
Wäre das nicht dann doch PDA?
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