Heiki guckt: Sex Education
Euer Wunsch war mir Befehl und so wurde es als nächste Serie zum Entspannungsgucken und anschließendem Durchanalysieren diese hier.
Wie läuft das hier?
Ich nehme euch die Charaktere und die Handlung auseinander, gucke dabei wie immer vor allem auch nach Neurodivergenzen und erzähle euch, wen ich cute finde und wen auch eher nicht, ob ich etwas problematisch dargestellt oder im Gegenteil gut aufbereitet finde.
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß beim Lesen und für alle, die die Serie selbst noch nicht geguckt haben, gilt natürlich: Achtung Spoileralarm!
Worum geht's?
Wir haben ein recht klassisches High-School-Setting mit Protagonist*innen zwischen 15 und 17 Jahren. Die Story spielt in England, fühlt sich dabei aber angenehm vertraut amerikanisch an (vertraut im Sinne von passend zu meinen Serien-Sehgewohnheiten), bloß mit britischer Landschaft und Architektur. Könnt ihr auf Wikipedia lesen, das war Absicht und ist gut gelungen.
Ebenfalls Absicht ist der Stilmix, was den Zeitpunkt der Story angeht. Das hat mich sogar so sehr irritiert, dass ich mich eben schon während des Serieguckens auf Wikipedia begeben habe, um zu schauen, wann die Serie spielen soll.
Nun, es ist ein halbes Kunstuniversum. Kleidung, Autos, etliches an Interior und Sonstigem ist stark an die 80er angelehnt, allerdings ist die Technik mit Internet und Smartphones modern – was alte Röhrenfernseher im Schulinventar nicht ausschließt.
Im Zentrum steht Otis Milburn, 16-17 Jahre alt und Sohn der alleinerziehenden Jean Milburn, deren Beruf und Berufung Sex- und Beziehungstherapeutin ist.
Durch eine Verkettung skurriler Vorfälle findet sich Otis direkt in Staffel 1 Folge 1 in einer ganz ähnlichen Situation wieder, in der er einem Mitschüler Sextipps gibt und das auf eine geradezu therapeutisch einfühlsame und kluge Art, sodass er zusammen mit Maeve Wiley (die die Finanzen und Akquise übernimmt) in eine Art kleinen so semigeheimen Job reinrutscht und immer mehr seiner Mitschüler*innen bei den verschiedensten Sexproblemen berät.
Klar wird es peinlich, klar wir es fremdschämend, klar aber auch wirklich witzig UND gar nicht verkehrt, was Otis da so sagt, nur das Setting bleibt natürlich sehr speziell mit ihm als selbst noch Jungfrau und eigenen Problemen mit der eigenen Sexualität und dem Sichverlieben.
Neben Maeve als seine "Business-Partnerin" für die tougheren Parts, deren eigene Motivation vor allem (aber nicht nur) darin besteht, dass sie Geld braucht, weil sie sich allein durchbringen muss (sie wohnt ohne Eltern in einem Trailerpark), gehören zum Main-Staff Otis' bester Freund Eric (auf den ersten Blick schwul und auch schon geoutet, sehr exzentrisch bunt), Adam, der auf den ersten Blick tumbe Sohn des Schulleiters, der bekannt ist für seinen riesigen Penis, Aimee (ausgesprochen wie Amy), ein vor allem sehr naives Mädchen, das sich an die beliebten SchülerInnen anheftet, aber eigentlich Maeve lieber als Freundin hat, Jackson, der Schulsprecher und Schwimmstar der Schule (nein, kein Paxton 2.0) und Lily, eine auf den ersten Blick sehr schräge Schülerin, deren Leidenschaft es ist Sex-Sciene-Fiction zu schreiben mit einer Vorliebe für Tentakel und Penishände.
Ich denke, das allein macht schon neugierig genug, die Serie zu gucken, und ich bin noch nicht mal bei den weiteren Rollen und Nebenrollen angekommen.
Jede Figur hat eine wirklich eigene Entwicklung und nachvollziehbare Vita, die mal mehr, mal weniger (je nach dem, wie nah man am Main-Cast ist) aufgerollt wird. Wir sind also ganz klassisch mit Coming Of Age dabei, aber auch die Erwachsenen (Eltern, Lehrkräfte, Nachbarn) sind mehr als nur Statisten.
Als Neurodivergenz wird ausschließlich Hochbegabung klar bei einigen Protagonist*innen benannt, aber die Serie bietet einen sehr breiten Headcanon. Man kann in fast alle Hauptrollen sehr viel reinlesen. Manches sehr eindeutig, anderes just for fun, weil ist stimmig für ND, ginge aber auch NT.
Ein letztes Pro-Argument noch:
Der Soundtrack macht wieder richtig Spaß und ist eine Mischung aus stimmigen bekannteren und (mir) unbekannteren Songs, die die Mischung aus 80s und rund um 2020er perfekt einfangen, plus Theme- und Ambientesongs haben einen typisch britischen Einschlag, der ein bisschen an alte Detektivgeschichten erinnert (Klarinette und so ein Vorantasten dadurch).
Ab jetzt startet meine Analyse. Ab jetzt wird gespoilert.
Wer also noch nicht geguckt hat und den vollen Spannungsbogen genießen will, der springt jetzt ab, wer schon geguckt hat oder durchgespoilert gern noch gucken mag, der liest weiter.
Wenn du weiterlesen bzw. hören möchtest, komm ins Virtuelle Wohnzimmer!
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