Guten Morgen London & Paris
In unsere Koffer packten wir dicke Jacken und einige Sorgen, dass in Israel etwas passieren würde, während wir weg waren. Aber es stellte sich heraus, dass wir beides nicht brauchten. Dafür vergaßen wir den Regenschirm, und den hätten wir in Paris ein, zwei Mal ganz gut benutzen können.
Eine Woche London und Paris. Erst zum Geburtstag einer meiner ältesten und engsten Freundinnen in London, dann noch ein paar Tage Romantik. Seit dem 7. Oktober waren wir nur einmal im Ausland. Anfang März in Berlin, weil ich da auf einem Podium der Liberalen Frauen zu Vergewaltigung als Kriegswaffe sprach - was ein „schönes Wochenende“ oder eine „kleine Auszeit“ so ziemlich unmöglich machte. Aber nun im Mai, London und Paris. Die Kinder wieder bei meinen Eltern in Tel Aviv (das taten wir das letzte Mal bei meiner Lesereise um den 7. Oktober herum und wie das ausging, kann man ganz gut in meinem Podcast mit Thilo Mischke (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) vom 7. Oktober nachhören). Dieses Mal hoffte ich, dass die Lage in Israel einigermaßen ruhig bleiben würde, was sich Gottseidank bewahrheitete. Und ich hoffte, dass wir unsere kleine Auszeit wirklich genießen konnten. „Lass uns niemandem erzählen wo wir herkommen“, sagte ich im Vorfeld zu Amit. In der Hoffnung, dass wir es vielleicht selbst vergessen würden.
London, 2024. Amit und ich tragen die israelische Marke Holyland Civilians (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
Oh Gott, wie ich mich nach einer Auszeit sehnte. Nach ein paar Tagen ohne Nachrichten und ohne die Belastung Israeli zu sein. Während ich diese Worte hier schreibe, kriechen in mir schon wieder die Schuldgefühle hoch, und bleiben in meinem Halse stecken. Dürfen wir das? Eine Auszeit nehmen? Wo unsere Frauen und Männer und 2 kleinen Flammenjungs doch immer noch in Gazas Hölle festgehalten werden? Wo so viele von uns sich um ihre Angehörigen sorgen oder bereits trauern, weil sie wissen, dass ihre Lieben nie wieder zu ihnen zurückkehren werden. Und hier ich, die eine Auszeit will? Dürfen wir das verdammt nochmal? Dieses Schuldgefühl kam während unserer Woche in London und Paris immer wieder auf. Nach zwei relativ sorgenfreien Tagen im extrem sonnigen London (wir sahen: Chinatown - was sich wirklich nur kurz und nur für die Bäckereien dort lohnt, Broadway Market - am Ende, Nummer 20-22, gibt es den Artwords Bookshop, der wirklich ganz toll ist, Brick Lane - hier fühlt sich London groß und Metropolig an und die vielen Vintage Läden sind echt eine tolle Erinnerung an das, was Berlin für mich mal war), spielte mir Instagram ein Video davon rein, wie die wunderbare Yael, Sängerin von Lola Marsh auf der Demo für die Geiseln in Tel Aviv ihr Lied „She’s a Rainbow“ (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) sang und ich heulte fast eine Stunde lang ungehemmt. „Wir können uns nicht vor dem Schmerz verstecken“, rief ich Amit zu, „Er holt uns ein und schlägt dann umso stärker zurück.“
Entdeckt im besagten Buchshop in London, ein Bild, das mich zu Tränen rührte, weil man Frauenkörper viel zu selten so zeigt.
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