GZ #17 Besonnen, freundlich und hoffnungsvoll ins neue Jahr
Gofigramm
Am Silvesternachmittag habe ich mir eine Kanne mit schwarzem Tee gemacht, habe mich im Wohnzimmer zu meinen Vögeln an meinen Lieblingsplatz gesetzt, an das große Fenster, aus dem ich sehr weit nach Südwesten schauen kann, und habe die Tagebucheinträge des letzten Jahres gelesen.
Ich habe vor zwei Jahren die App ‚Diarium‘ auf meinem Smartphone installiert und nehme mir seitdem in unregelmäßigen Abständen Zeit, aufzuschreiben, wie es mir geht, was ich erlebe, was ich denke. Meistens morgens, bevor der Tag richtig losgeht, wenn ich mir Träume noch merken kann, wenn das, was ich am Vortag erlebt habe, eingesunken ist und noch nachwirkt, oder auf Zugfahrten.
Die Erinnerungen zu lesen, ist nicht immer angenehm. Nicht nur deshalb, weil die Erlebnisse nicht immer schön sind, sondern auch, weil ich ungefiltert schreibe, was ich denke, fühle, hoffe. Ziemlich häufig springt mir deshalb meine eigene Blödheit ins Gesicht. Wäre das Tagebuch ein Roman, würde man sich manchmal an den Kopf fassen und sich fragen, ob der Protagonist noch bei Sinnen ist. „Ich möchte den Typen, der das alles geschrieben hat, an den Ohren packen und schütteln“, heißt es an einer Stelle. Aber es tut eben auch gut, sich alles noch einmal so detailliert vor Augen zu führen. Es hilft mir, mich selbst besser zu verstehen, aus Irrtümern vielleicht ein wenig zu lernen, mich über schöne Dinge noch einmal zu freuen, diesmal aber mit Abstand und einer gewissen Abgeklärtheit.
Wie wird das nächste Jahr werden? Wäre es wirklich hilfreich, wenn wir das wüssten? Vielleicht nicht. Aber zum Glück ist das eine spekulative Frage. Beeinflussen kann ich, wie ich es jetzt angehe: mit Hoffnung, bewusst auf mich selbst und andere achtend. Ich nehme mir vor, mit mir schonend umzugehen, Pausen einzulegen, wenn ich sie brauche, die Kämpfe, die ich austragen muss, bewusst zu wählen, Erfolge zu genießen und zu feiern. Und ansonsten anzunehmen, was auf uns zukommt.
2025 könnte ein einschneidendes Jahr werden, zumindest gesellschaftlich und politisch. Ich wünsche mir, dass wir es besonnen angehen, freundlich und solidarisch miteinander, und dass wir denen, die bewusst Ängste schüren, keinen Glauben schenken, sondern an unseren Hoffnungen festhalten.
Sorry für den staatstragenden Ton. Aber es ist nun einmal das erste Gofigramm des Jahres. Ich wünsche Dir alles Gute, Gesundheit und Erfolg für 2025! Bis nächsten Montag!
Dein Gofi
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Art2Go
Basquiat
Ab dem nächsten Mittwoch ist meine aktuelle Ausstellung ‘Okay, ich lass Dich laufen‘ im Kapitel 8 in Bremen zu sehen (Du findest die ausführliche Beschreibung unten in den News). Dieses Bild ist Teil der Ausstellung. Einige Ausführungen zu den Hintergründen kannst Du Dir darunter anhören.
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Podcast
openSPACE-Podcast: Mach Dir keine Sorgen - Warum es nichts bringt, sich verrückt zu machen
Der openSPACE Podcast ist eine Mischung aus einer alternativen Form, Gottesdienst zu feiern, und eine Live-Podcast-Aufnahme, bei der jede/r eingeladen ist, daran teilzunehmen, und der sich an alle richtet, die an spirituellen Fragen interessiert sind und sich mehr oder weniger für den christlichen Glauben interessieren. Jede Folge enthält Gebete, Meditationen, einen Vortrag zum Thema und ein anschließendes offenes Gespräch darüber und dauert etwa eine Stunde.
Du kannst den openSPACE-Podcast überall abonnieren, wo es Podcasts gibt.
https://open.spotify.com/episode/6dFvOGt2sPjFKhZuRapCa7?si=a11cca0df71b4db3 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)Micro Story der Woche
Letzte Nachricht
Sie ruft an.
Er nimmt ab.
Und weil er ihren Namen
auf dem Screen liest,
spricht er ihn laut aus.
Scherzhaft,
mit freudiger Erwartung
und einem übertrieben scharfen S.
Ganz leise nur
und kaum verständlich
hört er ihre Stimme.
Tschüss, sagt sie.
Dann legt sie auf.
Er öffnet seine Augen.
Das Telefon liegt unberührt
am Kopfende des Bettes.
Kein Anruf.
Nur ein Traum.
War die Nachricht dennoch echt?
Hat sie ihm das gesagt?
Oder hat sie es gedacht,
und er hat es gehört?
In seinem Kopf ein Ploppen,
wie wenn man im Gebirge gähnt.
Er schlägt die Decke auf,
erhebt sich, zieht sich an.
Dann kocht er Kaffee.
News
Ausstellung im Kapitel 8, Bremen ab Mittwoch
Vom 08. Januar bis zum 01. März 2025 zeige ich meine Bilder im Kapitel 8 in Bremen (Domsheide 8, 28195 Bremen). Es handelt sich meistens um Gemälde, teils klassisch mit Acryl auf Leinwand gemalt, teils virtuell mit einem Virtual-Reality-Headset gemalt; figurative Darstellungen wechseln sich ab mit abstrakten Formen. In einigen Bildern mischen sich die Techniken auch: digitale Gemälde, die mit Acryl überarbeitet wurden, analoge Fotografien, die digital übermalt wurden. Diese Vielseitigkeit ist kein Zufall, denn die Bilder erforschen die verschiedenen Bedeutungen des Satzes ‚Okay, ich lass Dich laufen‘, dem Titel der Ausstellung.
Der Satz ist mindestens ambivalent. Klar, in dem Moment, in dem man ihn hört, mag er erleichternd wirken. Aber - hat derjenige, der ihn sagt, überhaupt das Recht dazu? Oder ist es nur die Macht des Stärkeren, die ihn dazu in die Lage versetzt? Ist es Erbarmen oder Willkür? Und worin liegt der Unterschied?
„Okay, ich lass Dich laufen!“ habe ich gesagt, als feuchte Farbe die Leinwand herunterlief. So kann man den Satz verstehen: Okay, ich lege mich nicht fest, ich folge einem Impuls und schaue, wo er mich hinträgt. Ich lasse mich laufen.
Wie ist das, wenn man laufen gelassen wird? Ist das befreiend? Oder demütigend? Und welche Freiheit erfährt ein Mensch, der sich selbst laufen lassen kann? Diesen und anderen Fragen geht die Ausstellung nach. Sie unterteilt sich in drei etwa gleich große Kapitel, die jeweils wie biblische Psalmen durch ein ‚Sela‘ abgeschlossen werden. Jedes Bild ist eine Einladung, innezuhalten und sich selbst mit der eigenen Freiheit bzw. Unfreiheit zu konfrontieren. Und im Dialog mit dem Bild, mit sich selbst und vielleicht auch mit anderen, kann man es den eigenen Gedanken ebenfalls sagen: Okay, ich lass Euch laufen.
Jedes Bild wird durch einen Audiokommentar von mir ergänzt, den Betrachter*innen mittels eines QR-Codes aufrufen und sich anhören können.
Die Ausstellung wird mit einer Vernissage am 08. Januar um 17 h eröffnet und mit einer Finissage am 28. Februar abgeschlossen. Bei beiden Veranstaltungen bin ich natürlich da. Vielleicht sehen wir uns ja.
Danke für Dein Interesse an meiner Arbeit! Ich veröffentliche das GOFIZINE bewusst kostenlos für alle, weil ich möchte, dass jede/r Zugang zu guten Inhalten hat, unabhängig von Einkommen und finanziellen Möglichkeiten. Wenn Du mir dabei helfen könntest, wäre ich Dir sehr dankbar.