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So arbeitet ihr an eurem Selbstwert

Hallo ihr Hasen, wie gayts?

Ich bin Alex Stanić, das ist mein wöchentlicher Love Letter.

Diese Nachricht einer Leserin lässt mich nicht los: „Ich habe keinen eigenen Anker und fühle mich oft nicht genug. Ich mache meinen Wert von der Bestätigung anderer aus.“

Ich bin mir sicher, viele Frauen und queere Personen fühlen sich darin gesehen. Gerade weiblich sozialisierte Personen wachsen in dem Verständnis auf, dass ihr Selbstwert von männlichem Begehren abhängt. Wer von der Gesellschaft anerkannt werden möchte, muss lieb, aufopferungsvoll und harmoniebedürftig sein. Spielen wir nach patriarchalen und kapitalistischen Spielregeln, ertrinken wir in Selbsthass, vor allem aber setzen wir uns großen Gefahren aus.

Bei sich zu bleiben, kann Leben retten. Im schlimmsten Fall könnte ein patriarchal geprägtes Eigenbild dazu führen, dass sich Betroffene die Schuld geben, wenn sie Gewalt erleben. Irmgard Deschler ist Traumatherapeutin und bringt Flinta bei, wie sie sich zur Wehr setzen können. In diesem SZ-Interview (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) sagt sie:

„Selbstbehauptung bedeutet, zu sich selbst zu stehen, sich selbst wichtig und ernst zu nehmen und bereit zu sein, jederzeit die eigenen Grenzen zu verteidigen. Diese Haltung, vermittelt in einer klaren Körpersprache und Positionierung, wirkt nach innen als Stärke und Selbstbewusstsein und nach außen mit der Botschaft: Ich lasse mir nichts gefallen, ich werde mich auf jeden Fall wehren. Das kann Angreifer schon im Vorfeld abschrecken.“

Egal wie rot die Lippen, wie hoch der Alkoholpegel, wie spät die Nacht, wie einsam der Nachhauseweg: Die Täter sind schuld, nicht Betroffene. Das klingt nachvollziehbar, die Wahrnehmung vieler ist aber oft eine andere. Deschler sagt in dem Interview weiter: „Die sozial gelernte Rolle ist es, lieb zu sein, für alle da zu sein, eigene Bedürfnisse hintanzustellen. Deshalb muss man dieses Bei-sich-bleiben erst mal üben.“

Wenn wir uns und unsere Bedürfnisse bedingungslos priorisieren, geraten wir nicht in die „Ich muss allen gefallen“-Falle. Selbstbewusstsein können wir uns antrainieren, indem wir uns patriarchale Denkmuster abtrainieren. Frauen müssen sich von der Idee distanzieren, dass sie selbstlos sind. Raum für Erholung gibt Energie, um langfristig und engagiert gegen Ungerechtigkeiten vorzugehen – idealerweise auch jene, die euch selbst nicht betreffen.

Selbstbehauptung ist allein deswegen ein politischer Akt, weil sie das Gegenstück zu einer Gesellschaft bildet, die Frauen und queere Personen systematisch überlastet, entwertet und ausbeutet. Flinta tragen oft eine unverhältnismäßig hohe emotionale, physische und mentale Last – beruflich wie privat. Alara Yilmaz von Chefredaktion schreibt in diesem Beitrag (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre): „Uns um uns selber zu kümmern, geht nicht alleine.“ Das stimmt. Wir müssen im Kollektiv gegen kollektive Probleme kämpfen.

Aber in straighten Beziehungen, Familienkonstellationen oder Bürojobs setzt ihr diesem Teufelskreis am konsequentesten ein Ende, indem ihr euch und euer Wohlbefinden ausnahmslos priorisiert. Vergesst die Bestätigung von außen – die ist nicht immer abrufbar. Ihr werdet euch unbeliebt machen, wenn ihr Grenzen setzt. Das gehört dazu. So bringt ihr euch aber auch bei, in einer Notlage für euch einzustehen. Indem ihr euch selbst zu der wichtigsten Person macht, werdet ihr nicht nur zu eurem Anker, sondern auch zu eurem Leuchtturm, Rettungsring und Fels in der Brandung.

In dieser Podcast-Episode spreche ich darüber, was passiert, wenn wir auf gesellschaftliche Ansprüche pfeife:

https://open.spotify.com/episode/6uB1aHlX8X4oKsTwUNhxJR?si=672cd8e73a9f4de2 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Bis nächste Woche und bleibt stabil

alex

Sujet Love Letters

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